Er liebt mich, er liebt mich nicht von Hoellenhund ([Secret Love]) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Aki Takeda war als Schulschwänzer bekannt - unbeliebt bei den Lehrern, beliebt bei den Schülern. Ein Ärgernis und Mädchenschwarm, wobei letzteres wohl weniger seiner durchschnittlichen Statur, als seiner Haltung zu verdanken war, die viele als rebellisch bezeichneten. Nicht aber Takeda selbst. Hätte ihn je jemand gebeten, sich selbst zu beschreiben, hätte er nicht mehr als ein Wort dafür benötigt: Einsam. »Aki!« Eine Mädchenstimme riss Takeda aus seinen Gedanken. Auf halbem Weg durch den Flur blieb er stehen, ließ Schülerinnen und Schüler wie ein Strom an sich vorüber fließen, er selbst ein Fels, für den sich das Wasser teilte. Langsam wandte er sich um. Das Mädchen, das ihm gegenüber stand, war hübsch, das konnte Takeda nicht bestreiten. Ihr glattes, schwarzes Haar umspielte ihre Taille und ihre braunen Augen funkelten lebendig. Sie war groß, vielleicht sogar ein wenig größer als er selbst. »Wieso hast du nicht angerufen?« Angerufen? Natürlich, sie hatte ihm vorige Woche ihre Nummer zugesteckt. Noch eine Nummer. Der kleinste Teil eines großen Ganzen, eines Telefonbuchs, das sein Leben war und das doch nie die richtigen Nummern enthielt. Einige lange Sekunden durchforstete Takeda sein Gedächtnis nach dem Namen des Mädchens, doch er konnte ihn nicht finden. Also erwiderte er nur: »Sorry, hatte keine Zeit.« Das Mädchen verschränkte die schlanken Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen zu einem schwarzen Rudel lauernder Wölfe zusammen. »Wenn du kein Interesse an mir hast, kannst du das auch einfach sagen.« Ihre direkte Art irritierte Takeda, wenn auch nicht genug, um die Fassade der Gleichgültigkeit sinken zu lassen, die er das vergangene Jahr über um sich herum aufgebaut hatte. Mut hatte sie jedenfalls, das musste Takeda ihr zugestehen und ihr zu seinem Bedauern auch Recht geben: Er hatte tatsächlich kein Interesse an One-Night-Stand Nummer weiß nicht wie-viel in diesem Schuljahr. Am liebsten hätte Takeda sich auf der Stelle umgedreht und das Mädchen, an dessen Namen er sich nicht einmal erinnern konnte, einfach sich selbst überlassen. Stattdessen aber hörte er sich sagen: »Nach den Ferien geh ich auf eine Oberschule in Osaka, dann sehen wir uns sowieso nicht mehr.« Er konnte sich nicht erklären, woher diese Worte gekommen waren. Bisher hatte der Gedanke an den baldigen Schulabschluss nichts als Leere in ihm ausgelöst, Hilflosigkeit. Und plötzlich hatte sein Gehirn gänzlich ohne sein Zutun einen Weg für seine Zukunft ausgeheckt, der Takeda nun, wo er darüber nachdachte, als der einzig logische erschien. Er würde sich bei der Seikô Gakuen Oberschule in Osaka einschreiben. »Das ist so ziemlich die blödeste Ausrede, die ich je gehört habe.« Das Mädchen. Takeda hatte beinahe vergessen, dass sie immer noch da war. »Sorry.« Mehr konnte er nicht sagen, weil er genau wusste, dass sie Recht hatte. »Ja, ist klar. Dann viel Glück in Osaka. Vorausgesetzt du findest eine Schule, die jemanden wie dich freiwillig aufnimmt.« Damit warf sich das Mädchen das lange Haar über die Schulter und stolzierte an Takeda vorbei und auf den Hof hinaus. Vielleicht hätte er sie zurückrufen sollen. Vielleicht hätte er ihr sagen sollen, dass es nicht an ihr lag. Vielleicht. Doch es war ihm gleich, was sie von ihm hielt, was sie ihren Freundinnen über ihn erzählen würde. Wichtig war einzig und allein seine Angst, dass sie auch mit ihren letzten Worten Recht behalten könnte. Weil sie der Typ Mädchen war, der einfach immer Recht behielt. Er war so besessen von seinem neuen Plan, dass ihm selbst der feuchte Glanz, der in ihren Augen schimmerte, als sie an ihm vorüberschritt, nur wie ein kleiner, unbedeutender Preis für etwas Großes, Bedeutsames vorkam. Und dafür verachtete er sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)