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Wiskey-Peak High

Minimaler Aufwand führt zu maximalem Chaos.
von

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Cloistered

Schon als Nami diesen Morgen die Augen geöffnet hatte, wäre sie am liebsten heulend aus dem Fenster gesprungen. Schrecklicher Morgen...

...aber alles, was danach kam war noch viel, viel grauenvollerer.
 

Der Toaster wollte ihren Toast solange nicht rausrücken, bis er vollkommen schwarz, verkokelt und damit ungenießbar war, ihr Leihwagen gab kurzerhand den Geist auf und das daraufhin gerufene Taxi war wohl das mit Abstand älteste und vor allem langsamste Modell im ganzen Land.
 

Nach etlichen Hysterieanfällen, Kreischattacken und dem beinahe-Nervenzusammenbruch rannte sie endlich ausgepowert und vollkommen aufgelöst durch den Flughafenterminal.
 

Aber selbst hier schien es jedes noch so kleine Etwas darauf abgesehen haben, ihr das Leben buchstäblich zur Hölle zu machen...
 

Diese verdammten Sicherheitskontrollen wollten einfach nicht aufhören zu piepen, sodass die umstehenden Leute neugierige und empörte Blicke in ihre Richtung warfen und der Kontrolleur bereits misstrauisch eine Augenbraue nach oben zog.
 

Nachdem sie letztendlich schweren Herzens alle metallischen Gegenstände, von Gürtel bis Haarklammer, abgenommen und wehmütig aufgegeben hatte, war es ihr endlich gestattet, zu passieren, ohne dass dieses doofe Technikteil Alarm schlug.
 

Aber das war anscheinend immer noch nicht genug...

Denn just in dem Moment, in dem sie ihren Koffer auf das vorgesehene Transportband stellen wollte, sorgte ein technischer Defekt für das sofortige Einhalten jeglicher Bewegung.
 

Die Folge der Geschichte war, dass eine fuchsteufelswilde Orangehaarige kreischend ihr schweres Hab und Gut eigenständig zur Kofferaufgabe schleppen musste und dort die nette Personaldame so dermaßen zusammenstauchte, dass jene kurz vor einem Heulkrampf stand. Damit fing sich Nami zu ihrem Bedauern jedoch nur viele erboste Blicke der Umstehenden ein...
 

...was sie nicht gerade beruhigte, sondern ihre Wut nur weiter ins Unermessliche trieb. Das alte Ehepaar, das ihr nicht sagen konnte, wo sich Gate 1 befand, bekam das erbarmungslos zu spüren...
 

Völlig fertig mit der Welt fand sie nach einer Ewigkeit des Suchens und vielen weiteren Kreischattacken doch noch das richtige Gate und saß schließlich schweißgebadet und mit einer Zornesröte im Gesicht auf dem richtigen Platz, in der richtigen Reihe, im richtigen Flugzeug.
 

Jetzt konnte ja gar nichts mehr schief gehen...

...eigentlich...
 

Während des Fluges geriet das Flugzeug in leichte Turbulenzen, die dennoch stark genug waren, um die kleine blonde Stewardess aus dem Gleichgewicht zu bringen und damit eine verheerende Kettenreaktion auszulösen.
 

Nami war es relativ egal, wie lange diese Kette war und wer sie ausgelöst hatte, aber letztendlich konnte sie sagen, dass sich ein großer brauner Colafleck auf ihrer neuen weißen Bluse befand und sich das Personal aufrichtig bei ihr entschuldigen musste.
 

Tatsache, der bisherige Tag war beschissen.
 

Wie jeder Tag, an dem sie wieder einmal den Wohnort wechselte...

Heute war so ein Tag.

Zeit für einen neuen Abschnitt.

Zeit für eine neue Schule, einen neuen Ort und neue Menschen.
 

Richmond, Hauptstadt des US-Bundesstaates Virginia.

Spitzname River City, da sich vor der gigantischen Skyline der Stadt der wunderschön anzuschauende James River erstreckte.
 

Namis neues Zuhause.
 

Nach Pittsburgh, Detroit, Denver, Sacramento, Portland, Atlanta, Phoenix und Kansas City.
 

Pittsburgh...

Wie sie diesen Ort doch geliebt hatte.

Es war ihr Zuhause, ihre Heimat gewesen...

…bis sich diese Schicksalsschläge grausam und spitz wie eine Lanze in ihr Herz gebohrt hatten.
 

Ihr Vater war schon vor vielen, vielen Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Sie hatte keinerlei Erinnerungen mehr an ihn, da sie gerade mal zwei Jahre alt war, als er so plötzlich und unerwartet aus dem Leben schied.
 

Und vor ein paar Jahren ereignete sich dann das nächste Drama:

Ihre geliebte Mutter Bellemere, wurde in einen Banküberfall verwickelt. Als die Polizeisirenen ertönten, bekam einer der Täter Panik und schoss wild um sich. Eine Kugel verletzte ihre Mutter so schwer, dass jegliche Hilfe zu spät kam und sie noch an der Unfallstelle starb.

Namis ältere Schwester konnte diesen weiteren Verlust nicht verkraften und starb wenige Wochen später an einer Überdosis…
 

…und ließ ihre sechzehnjährige Schwester damit allein in dieser Welt zurück.
 

Die erste Zeit war extrem schwer für die Orangehaarige gewesen. Sie suchte Zuflucht im Alkohol und spielte auch schon mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen, weil es nichts mehr gab, das sie noch auf dieser Welt hielt.
 

Nur der Satz, den ihr ihre Mutter jeden Abend mit in den Schlaf gegeben hatte, konnte sie letztendlich davon abhalten, es ihrer Schwester gleichzutun.

’Selbst wenn sich dir immer wieder Tiefschläge entgegen stellen werden, ist das Leben zu kostbar, um es zu aufzugeben und damit die Hoffnung auf ein klein wenig Glück zu verschenken.’
 

Und sie hielt an diesem Satz fest, kämpfte sich aus dem Sumpf der Trauer heraus und verließ schließlich ihre geliebte Heimat, mit der sie zu viele schreckliche Erinnerungen verband.
 

Seit gut zwei Jahren hatte sie daher nun völlig auf sich alleingestellt in den verschiedensten Orten des Landes gelebt und jedes Mal wieder taten sich, gerade, als sie sich eingewöhnt hatte, irgendwelche belanglosen Probleme auf, die sie dazu zwangen, wieder einmal den Koffer zu packen und umzuziehen.

Seien es nun Probleme mit der Wohnung, mit Mitschülern oder mit Lehrern...
 

Es war schlicht und ergreifend zum Kotzen, jedes Mal wieder ihre gerade erst neu gefundenen Freunde zu verlassen und wieder einen weiteren glorreichen Abschnitt ihres Lebens gewissenhaft aus ihrer Erinnerung zu streichen...
 

In den Flieger steigen, die Schule wechseln, von vorne anfangen.

Hörte sich alles leichter an als gesagt...
 

Richmond, so stellte sich heraus, war zwar eine recht ansehnliche und moderne Stadt, aber so verwirrend kompliziert gebaut, dass sich das Taxi geschlagene fünf Mal verfuhr.

Hinzu kam, dass die Zufahrtsstraße zum Internat wegen Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt war und sie wieder einmal zu Fuß mit ihrem Koffer dahinstapfte.
 

Nachdem sie sich schließlich die eine oder andere Blase am Fuß eingefangen hatte, stand sie endlich seufzend vor dem großen eingerahmten Schild mit der aquablauen, schnörkeligen Aufschrift, das sich über dem riesigen Eingang ihrer neuen Schule befand.
 


 

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- Wiskey-Peak High School -

A building with four walls & tomorrow inside.

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Ja, ihr neues Zuhause.

Ein High School Internat, in dem sie ihr Senior-Year abschließen sollte.

Ihr letztes Jahr an einer Schule.

Dann wäre sie frei, würde sicherlich irgendeinen langweiligen Job ausüben und alleine in einer übergroßen Wohnung leben. Das waren doch Traumaussichten…
 

Zögerlich betrat sie die Eingangshalle, die leer, vollkommen ausgestorben war.

Aber es war schließlich Sonntag und bei diesem fabelhaften Wetter waren bestimmt alle irgendwo unterwegs. In der Stadt, am Strand, am Fluss, im Park, in den Shoppingmalls…
 

Träge und lustlos folgte sie den Schildern, die sie direkt zum Direktorat führten. Das Schuljahr hatte bereits vor einer Woche begonnen und nur mit viel Glück konnte sie eine Schule finden, die noch bereit war, sie aufzunehmen.
 

Erst als sie vor der Tür des Direktors stand, begannen ihre Nerven zu flattern, obwohl sie sich schon so häufig in dieser Situation befunden hatte. Aber jedes Mal war es doch etwas anderes. Neue Charaktere, neue Gesichter, neue Umgebung.

Nervös klopfte sie und wurde sogleich hereingebeten.

Noch einmal holte sie tief Luft und betrat den Raum...
 

Sofort schlug ihr der Qualm von Zigarren entgegen.

Gott, sie hasste diesen fürchterlich widerlichen Gestank! Wie konnte man seiner armen Lunge nur diese nikotinverseuchten, rauchigen Abgase zumuten?!
 

Der Rauch kam von einem grauhaarigen, ziemlich griesgrämig ausschauenden Typen, der ihr gegenüber an einem Schreibtisch saß und wohl gerade ziemlich vertieft in seine Zeitung war.
 

„Setzen sie sich.“, meinte er kurzerhand, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Nami tat, wie ihr geheißen und wartete eine geschlagene Ewigkeit, bis er endlich die Zeitung beiseite legte und ihr seine Aufmerksamkeit schenkte.
 

Ruckartig knallte er ihr einen Berg an Zettel vor die Nase, sodass sie leicht erschrocken quiekte und zusammenzuckte.

„Willkommen an der Wiskey-Peak-High, ich bin Direktor Smoker. Hier ist ein Lageplan der Schule, damit sie sich schnell zurechtfinden. Hier haben sie ihren Stundenplan, mit den Fächern, die sie beantragt haben. Das hier sind die Formulare, die auszufüllen sind, blablabla, sie kennen das ja bereits. Insgesamt ist das Gebäude dreigeteilt. Der erste Teil ist der naturwissenschaftlich-technische Trakt, der zweite der Sprachbezogene und sie befinden sich hier im Hauptgebäude, das sich auf das ganze restliche Fächerzeug bezieht. Die Mensa befindet sich im Erdgeschoss. Hier ist ihr Zimmerschlüssel. Zimmer 11, dritter Stock, zweiter Gang links.“, meinte er im Schnelldurchlauf mit rauer und kratziger Stimme, während er sich eine neue Zigarre anzündete.
 

Einen kurzen Augenblick schwieg er gnädigerweise, um ihr Zeit zu geben, den ersten Schub an Informationen sacken zu lassen. Seufzend überflog die Orangehaarige die ersten Seiten den Skripts und versuchte dabei, so wenig wie möglich von der verseuchten Luft einzuatmen. Ihr Gegenüber rauchte rücksichtslos weiter und setzte seine Rede fort.
 

„Der Unterricht beginnt um neun. Ihre Uniform müsste man bereits auf ihr Zimmer gebracht haben und ich sollte ihnen vielleicht noch sagen, dass wir hier sehr großen Wert auf Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin legen. Wenn sie noch Fragen haben, dann wenden sie sich an mich oder meine Sekretärin Tashigi.“
 

Das war anscheinend ihr Stichwort, zu gehen, da er kurzerhand wieder nach seiner Zeitung griff, die ihr wenige Augenblicke später einen weiteren Blick auf ihn verwehrte.
 

Sie sortierte kurz ihre Gedanken, schnappte sich dann die ganzen Blätter, den Schlüssel und ihren Koffer, verabschiedete sich noch höflich und verließ daraufhin den stickigen Raum.

Wie konnte man innerhalb so kurzer Zeit nur drei Zigarren rauchen?!

Der Mann machte seinem Namen wirklich alle Ehre…
 

Während sie mit ihrem Koffer durch die Gänge marschierte und dem Lageplan folgte, begutachtete sie kopfschüttelnd ihren Stundenplan und die einzelnen Fächer genauer.
 

Archäologie bei Robin.

Kartographie bei Arlong.

Psychologie bei Jango.

Selbstverteidigung bei Okta.

Dramatical Art bei Don Quichotte de Flamingo.

Anatomie bei Silvers Rayleigh.

Soziologie bei Shanks.

Marine Biology bei Hina.

Politikwissenschaften bei Igaram.
 

Toll! Sie hätte doch weniger Fächer belegen sollen. Ihr Stundenplan war ja voller, als voll! Verdammt, das würde noch für eine Menge Arbeit sorgen…
 

Schnell ließ sie ihren Blick noch über die beigefügten Formulare gleiten:

…während der Unterrichtszeit ist das Tragen der Uniform Pflicht…urgh…Tore wurden um Punkt Mitternacht geschlossen…aha…bei Regelverstoß droht Rauswurf…blablabla…der übliche Mist eben…
 

Völlig vertieft bog sie nichtsahnend um die nächste Ecke...

…und im nächsten Moment wurde ihr sämtliche Luft mit einem Schlag aus den Lungen gepresst, als sie mit voller Wucht gegen eine Wand lief. Zumindest glaubte sie, dass es sich bei dem Etwas um eine Wand handelte, da das Hindernis wirklich steinhart war.
 

Sämtliche Zettel flogen ihr aus der Hand und schwebten in alle möglichen Richtungen davon, während Nami unbarmherzig auf ihrem Allerwertesten landete und für einen kurzen Moment die Orientierung verlor. Stöhnend hielt sie sich den dröhnenden Kopf und blinzelte etwas verwirrt.

Erst als sich ihr Blickfeld wieder korrekt einrichtet hatte, musste sie feststellen, dass sie sich getäuscht hatte. Doch keine Wand.
 

Vor ihr stand der mit Abstand attraktivste junge Mann, den sie je gesehen hatte. Grüne Haare, dunkle Augen, markantes Gesicht, beeindruckender Kleidungsstil, äußerst muskulös und eine, wie sie nun aus eigener Erfahrung sagen konnte, vollkommen stählerne Brust.

Wow, das war ja echt einmal ein Leckerbissen…
 

„Argh, kannst du nicht aufpassen?!“, fauchte der Grünhaarige aggressiv mit einer, wie sie gedanklich feststellen musste, verdammt sexy, tiefen und dunklen Stimme.

Seufzend vergrub er lässig die Hände in seine Hosentaschen und rauschte ohne auch nur ein einziges weiteres Wort an ihr vorbei und davon.
 

Ähm, hallo?

Ging es eigentlich noch unhöflicher?

Von wegen Leckerbissen! Musste der sie gleich so anpflaumen? Das war ja immerhin genauso gut seine Schuld wie Ihre! Und er hätte ihr zumindest helfen können, die Blätter aufzusammeln...

Von wegen Leckerbissen! Grobian! Brutalo! Arschloch!
 

Wütend stapfte sie durch das Gebäude, ihren schweren Koffer quietschend hinter sich herziehend, bis sie endlich das Zimmer mit der Nummer 11 erreichte.
 

Es war nicht sehr groß, aber trotzdem geräumig. Nur die Wände waren etwas kahl, aber sie hatte ja die Möglichkeit, sie mit Postern und Bildern zu verschönern. Ein kleiner Schreibtisch am Fenster bot ihr einen angenehmen Arbeitsplatz und von hier oben aus hatte man einen perfekten Blick auf den schuleigenen, grünen Park. Selbst an einen gigantischen Spiegel und eine große Ablage für alle möglichen Dinge hatte man bei der Einrichtung gedacht.

Und diese weitere Tür führte höchstwahrscheinlich in das eigene Badezimmer.

Doch der Blickfang des Raumes war das große Bett mit schneeweißen Lacken, das ihr einladend entgegenzwinkerte. Darauf lag feinsäuberlich gefaltet ihre Schuluniform.
 

Gerade als sie ihren Koffer auf den Schreibtisch hieven wollte, um später dann ganz in Ruhe mit Auspacken zu beginnen, riss der verflixte Reißverschluss auf und ihre ganzen Klamotten, Kleinigkeiten, Erinnerungen und Schminksachen landeten wild durcheinander auf einem kleinen Haufen am Boden.
 

„Urrrrrrghhhhh!“, seufzte sie laut und ließ sich rücklings auf das Bett fallen.
 

So sehr sie auch heute nach diesem stressigen Morgen und der Tortur am Flughafen daran geglaubt hatte, dass der Tag nicht schlimmer und grauenvoller hätte werden können, so musste sie nun feststellen, dass sie sich wieder einmal gravierend getäuscht hatte.

Beschissene Schule, beschissene Mitschüler und beschissener Stundenplan.

Wieso musste heute aber auch wirklich alles, was sie in die Hand nahm schief gehen?

Was um alles in der Welt hatte sie nur schon wieder verbrochen, um so grausam bestraft zu werden?
 

Tatsache war, dass es sich heute um einen weiteren Neuanfangs-Tag handelte, den sie so schnell wie möglich aus ihrem Gedächtnis streichen wollte…

So schnell wie nur möglich!
 

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Das war mal der Anfang der Story ;)

Hoffe, er hat das Interesse bei einigen geweckt ;DD

Lg missfortheworld

Curious

Drei Dinge...

Es gab genau drei Dinge, die Nami an diesem Morgen feststellte.
 

1. Sie hatte die wohl angenehmste, bequemste und ruhigste Nacht seit einer gefühlten Ewigkeit hinter sich. Das überaus weiche, große und kuschelige Bett passte sich förmlich an ihren Körper an und die weißen Samtdecken schufen eine hervorragende Grundlage für reine und gutmütige Träume.
 

2. Nervosität war ein schwammiger Ausdruck. Viel zu untertrieben, ihrer Meinung nach.

Panik...

Ja, Panik und Horror wären optimale Wörter, um ihre momentane Gefühlslage perfekt zu beschreiben. Gleich würde sie ihren ersten Unterrichtstag an dieser Schule verbringen und sie hoffte inständig, dass sie alle Schüler für ein hübsch eingerahmtes Bild in einem Kunstmuseum halten würden. Das hieß im Klartext, dass jeder einfach gähnend und teilnahmslos an ihr vorbeigehen sollte…
 

Aber leider machte ihr eine Tatsache einen gründlichen Strich durch die Rechnung, was der dritte Punkt ihrer Feststellungsliste war.
 

Und für sie gab es nur zwei potenzielle Gründe, die dieses Problem hervorgerufen konnten:

1. Sie hätte auf die fünf Stressverarbeitungstortenstücke am Vortag verzichten sollen.

2. Die Schule war mit psychopatischen Idioten besudelt, die Lehrer waren sklaventreiberische Perverslinge und der Direktor war so notgeil, dass er sich öfter am Tag einen runterholte, als sie in eine Kreischattacke verfiel.
 

Fakt war nämlich, dass diese Uniform die Größe eines abgemagerten Nur-noch-Haut-&-Knochen-Models und die faszinierende Enge eines Korsetts hatte.
 

Zwar musste die Orangehaarige zugeben, dass sie die Farbenkombination und das Schnittmuster gar nicht mal so übel fand; ebenso musste sie sich seufzend eingestehen, dass ihr Körper nahezu an Perfektion grenzte, aber dennoch fand sie diese Uniform etwas zu…erotisch und fesselnd.

Apropos Fesseln; sie wollte sich gar nicht ausmalen, was das für Vorstellungen in den Köpfen einiger Leute hervorrufen würde…
 

Auf das Allerschlimmste gefasst, warf sie zögerlich einen Blick in den Spiegel.

Und, ja, kein Zweifel. Zu erotisch!

Horror!
 

Der tiefblaue Rock ging ihr gerade noch so über die Hüften und bedeckte äußerst notdürftig ihren Hintern. Na, immerhin reichten ihr die weißen Seidenstrümpfe bis zu den Knien…
 

Und diese weiße Bluse…

Ging es noch taillierter? Oder enganliegender? Oder durchsichtiger?

Nein, daran glaubte sie definitiv nicht. Das Teil war wie eine zweite Haut!

Sie würde sich sicherlich nicht wundern, wenn man jede einzelne Pore ihrer Haut darunter erkennen könnte…
 

Gerade als sie ihre langen Haare mithilfe eines Pferdeschwanzes geschickt bändigen wollte, klopfte es aus heiterem Himmel lautstark an ihrer Tür. Noch bevor sie antworten oder zur Tür gehen oder überhaupt reagieren konnte, schlüpfte ein blauhaariges Mädchen herein, schenkte ihr ein schüchternes Grinsen und plapperte sogleich drauf los:
 

„Guten Morgen. Ich bin Vivi Nefeltari. Der Direktor hat mich geschickt, ich solle dafür sorgen, dass du dich hier gut einlebst. Wenn ich mich nicht irre ist dein Name Nami, oder? Wir haben so ziemlich denselben Stundenplan und wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich immerzu an mich wenden.“
 

Gut. Wenn sie schon mal da war und ihre Hilfe anbot…

„Kannst du mir einen riesigen Gefallen tun und mir die Krawatte binden?“, fragte die Orangehaarige flehend und zeigte der Blauhaarigen das Wirrwarr und Chaos an ihrem Hals.

Das Mädchen lächelte lieb und machte sich daran, die ca. zweihundert Knoten aus der blauen Krawatte zu entfernen.
 

„Vivi, oder? Sag mal, ist es normal, dass diese Uniform so…aufreizend ist?“, meinte Nami skeptisch und warf einen Blick über die Schulter, um sich noch einmal im Spiegel zu begutachten.
 

„Oh ja. Smoker hatte ausdrücklich bei seinem Amtsantritt darauf bestanden.“, antwortete Vivi und fing beherzt an zu lachen.

Ein schönes Lachen, wie Nami feststellen musste. So ehrlich, fröhlich und ansteckend…

Smoker also…

Thaahaa, wie witzig…

So viel zum Thema notgeiler Direktor. Das war doch eigentlich…nur Spaß…gewesen…
 

„So fertig. Ich bin ganz froh über die Krawatten. Mit ihnen ist das Dekollete zumindest etwas vor den hungrigen Blicken einiger Jungs und Lehrer geschützt. Komm, wie haben gleich Soziologie bei Shanks. Glaub mir, wenn ich sage, dass du dich amüsieren wirst. Bevor der Unterricht beginnt haben wir noch etwas Zeit. Da kann ich dich meinen Freunden vorstellen.“
 

Und sogleich wurde Nami ohne Vorwarnung brutal von ihrem Spiegelbild weg und raus durch die Gänge, bis in die Eingangshalle gezerrt. Sie vermochte sich dabei gar nicht auszumalen, wie viel nackte Haut sie durch das hastige Dahinstolpern im Fahrtwind zeigte.
 

Aber anscheinend viel genug, da sich viele, sehr viele, vor allem männliche Blicke auf sie richteten. Als aus einer Ecke auch noch ein lauter Pfiff hallte, färbten sich die Wangen der Orangehaarigen augenblicklich zartrosa.

„So geht es allen Mädchen am ersten Tag. Die Jungs sind immer scharf auf…Frischfleisch.

Soso…aha…verstehe…OH GOTT, WO WAR SIE HIER NUR GELANDET?
 

Ehe sie es sich versah, stand sie auch schon in einem großen Klassenzimmer, vor einer neugierigen Meute Schüler. Wieder durchbohrende Blicke, Pfiffe, Gegröle, blöde Anmachsprüche…verdammt, sie würde sich am liebsten in ihr Zimmer einsperren und nie, nie, nieeee wieder rauskommen.
 

Vivi zerrte sie in die hinterste Ecke am Fenster zu einem kleinen Haufen an Schüler.

Sofort stach der Orangehaarigen die grüne Frisur des gestrigen Typen ins Auge.

Auch das noch…

Am besten war es wohl, diesen ungehobelten Kerl bis in alle Ewigkeit zu ignorieren.
 

Die Bande sah neugierig auf und musterte die Neue, die Vivi da mit sich schleppte.

So auch Zorro.
 

Uh, war das die Kleine von gestern?

Er war so in Eile und im Stress gewesen, dass er sie nicht genauer unter die Lupe hat nehmen können. Aber jetzt hatte er ja alle Zeit der Welt, um sie ausgiebig zu mustern.

Und seinen Respekt, sie hatte wirklich einiges an Kurven zu bieten!

Gute Güte, sie sah ja wirklich verdammt heiß aus…
 

„Das ist Nami, Leute. Sie ist neu hier.“, schilderte die Blauhaarige den anderen grinsend.
 

„Hey, Vivi. Hallo, Nami!“, grüßte sie ein breit grinsender, schwarzhaariger Kerl mit Strohhut.

Wie der Typ grinste. Bis zu Ohren. Wirklich bis zu den Ohren. War das nicht schädlich für die Gesichtsmuskeln?
 

Neben sich hörte sie Vivi lediglich leise ein ‚guten Morgen, Ruffy’ nuscheln, bevor sie feuerrot anlief. Interessant…

„Ich bin Ruffy und ab jetzt gehörst du zu meiner Bande!“

Wow, ähm…das ging ja schnell…ähm danke?!

Der Typ war ja mal direkt. Und der grinste einfach immer noch!
 

Eine große, schlanke, modisch gekleidete Frau mit schwarzen, langen Haaren schlang provokativ die Arme von hinten um Ruffys Hals, als wolle sie hier gleich einmal klarstellen, dass das ihr Revier war.

„Ich bin Boa Hancock.“

Nami hörte noch, wie Vivi ihr etwas ins Ohr murmelte, von wegen, die beiden seien gar nicht zusammen, nur Hancock würde alles daran setzen, dass es so wäre. Aha.

Wenn sie es nicht besser wusste, dann war ihre neue, schüchterne, blauhaarige Freundin ziemlich in den Schwarzhaarigen verschossen…
 

Ein Mädchen mit pinken Haaren hielt ihr lieb lächelnd die Hand entgegen.

„Mein Name ist Jewelry Bonney, aber man nennt mich immer nur Jew-B.“

Lächelnd erwiderte sie den Handgruß. Anscheinend waren sie alle ganz nett…
 

Jetzt war da noch ein ziemlich mürrisch dreinblickender Typ mit blonden Haaren.

„Pauly.“

Kalt, kurz, knackig, knapp. Wohl nicht ein Mann der vielen Worte…
 

Jew-B gab ihm einen beherzten Schlag auf die Rübe und starrte ihn mit feurigen Augen und einer wütenden Grimasse regelrecht in den Boden. Ihrer Meinung nach sollte er sich gefälligst etwas höflicher gegenüber der Neuen verhalten. Er reagierte panisch und riss erschrocken die Augen auf.
 

„Mnjaahh, was soll ich denn sagen? Uh, wie toll, ein neues Mädchen – das bedeutet neues Drama, viel Rumgezicke, unerträgliche Launen und noch viel mehr Drama. Ein Hoch auf alle Frauen dieser Welt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Männer in den Wahnsinn zu treiben.“, meinte er mit einer gewissen Hysterie in der Stimme.
 

Wieder bekam er eine saftige Kopfnuss und hätten Hancock und Vivi sich nicht im nächsten Moment todesmutig in die Schussbahn geworfen, dann hätte die nun völlig aufgebrachte, fuchsteufelswilde Jew-B den armen Blonden erbarmungslos mit ihren eigenen Händen erdrosselt.
 

Ruffy hatte sich laut lachend erhoben.

„Pauly meint es nicht so. Eigentlich stört ihn nur die Tatsache, dass ihn nackte Haut so richtig aus der Bahn werfen kann…er reagiert deshalb sehr empfindlich auf Mädchen.“, schrie er der Orangehaarigen ins Ohr, da die kleine Schlägerei vor ihnen doch eine gewisse Lautstärke mit sich brachte.
 

Jetzt hatte sich nur eine Person noch nicht vorgestellt. Wenn es nach Nami ginge, musste er sich auch nicht vorstellen. Name hin oder her, er war ihr von der ersten Sekunde an unsympathisch gewesen. Naja okay, nicht von der ersten Sekunde an; aber ab der Zweiten!
 

„Ich bin Zorro, aber wir hatten ja bereits unser Vergnügen.“, meinte er mit tiefer, brummender Stimme und einem süffisanten Grinsen auf den Lippen.

Augenblicklich stoppte die kleine Rauferei und Jew-B musterte die Orangehaarige bestürzt.

„Soll das heißen, dass er dich auch schon ins Bett geschleppt hat?“

Auch? Aha. Ein Weiberheld also…na klasse…
 

„Nein, aber mit ihm in die Kiste zu steigen wäre mit Sicherheit weniger schmerzhaft gewesen.“, gab Nami genervt mit einem gewissen Hauch an Sarkasmus in der Stimme von sich und dachte an seine steinharte Brust, gegen die sie unfreiwillig gerannt war, und der anschließenden schmerzhaften Kollision mit dem Fußboden.

„War das eine Aufforderung? Soll ich dich vom Gegenteil überzeugen, Süße?“, grinste er. Hallo? Perverser! Lüstling! Arghhh, der Typ war ja die Höhe!
 

Und trotzdem musste sie hart mit sich kämpfen, um nicht vor versammelter Mannschaft zu erröten. Vorwurfsvoll und etwas defensiv stürzte sie nur die Lippen und verkniff sich einen Zornausbruch. Sie sollte nicht gleich wieder ihren guten, lieblichen Ruf verlieren.

Vielmehr würde sie dem Typen schon noch zeigen, mit wem er sich hier anlegte…
 

Im selben Moment betrat der Lehrer, Shanks wie ihn alle nannten, den Raum und deutete sofort auf sie.

„Nami, oder? Willkomm’n. Neben Zssoorrooo is noch nPlatz frei.“

Na toll…das fing ja super an.

Seufzend und genervt ließ sie sich neben dem Grünhaarigen, der leise vor sich hingluckste, auf den Stuhl fallen und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.
 

Gut gelaunt ließen sich die Schüler gemächlich auf ihren Plätzen nieder und auf einen Schlag war alle Aufmerksamkeit auf den Lehrer gerichtet.
 

Naja. Fast alle…

Zorro schien etwas viel Interessanteres entdeckt zu haben. Grinsend begann er mit dem Stuhl zu kippeln, um einen besseren Blick unter den Tisch werfen zu können.

Das waren ja mal traumhafte Beine.

Schier endlos, so vielversprechend…
 

Die Neue war seiner Meinung nach wirklich verdammt sexy. Und sie hatte es sicherlich faustdick hinter den Ohren, obwohl sie es gekonnt zu überspielen wusste. Aber er würde diese liebliche Fassade schon noch zum Einsturz bringen…
 

Gerade, als sich Nami voll und ganz auf die Worte des Lehrers konzentrieren wollte, fuhr sie erschrocken hoch und konnte sich in letzter Sekunde ein lautes Quieken verkneifen. Das war nicht sein Ernst, oder? In der Hoffnung, dass das eventuell nur Einbildung war schielte sie unter die Schulbank. Aber wieso sollte auch nur eine ihrer Hoffnungen jemals in Erfüllung gehen?!
 

Zorros Fuß hatte anscheinend beschlossen, nicht mehr an seinem üblichen Platz zu verweilen, sondern lieber ihren Unterschenkel auf und ab zu wandern.

So sehr sie es auch versuchte, es war ihr schlicht und ergreifend unmöglich, ihren Fuß in irgendeiner Art und Weise zu bewegen. Er war vor Schreck wie festgefroren, zur Salzsäule erstarrt. Nicht rot werden! Bloß nicht rot werden, Nami!
 

Empört und gleichzeitig nervös blickte sie in seine Richtung. Er schien die Situation recht gelassen zu sehen, vielmehr sogar zu genießen. Die Arme hatte er lässig hinter seinem Kopf verschränkt und noch immer kippelte er mit seinem Stuhl. Seine Augen waren geschlossen und ein breites Grinsen zierte wieder einmal seine Lippen.
 

„W-Was tust du d-da?“, fragte sie zögerlich und konnte die aufkommende Unsicherheit, die in ihrer Stimme mitschwang nicht verbergen. Was grinste der Typ nur so verdammt verschmitzt?
 

Langsam öffnete er die Augen und grinste ihr frech ins Gesicht. Seine Augen luden förmlich zum Ertrinken ein. Wie konnte man nur so dunkle und gleichzeitig leuchtende Augen haben?

„Ich will nur, dass du rot wirst, Süße.“, flüsterte er mit rauer Stimme, während er seinen Arm hinter ihrem Rücken auf der Stuhllehne ablegte und dichter an sie heranrückte.
 

Im Kopf der Orangehaarigen schrillten die Alarmglocken. Er war zu nahe. Viel zu nahe!

Gedanklich bettelte sie förmlich darum, dass ihre Wangen bloß nicht erröteten. Genau das wollte er doch. Sie durfte ihm diesen Triumph nicht gönnen…
 

„Eigentlich bist du nämlich gar nicht so unschuldig, wie man glaubt.“

Seine Lippen strichen geisterhaft über ihre Ohrmuschel und jeder Ton, den er von sich gab, vibrierte wellenartig auf ihrer sensiblen Haut. Der angenehme Duft seines Aftershaves drang ihr in die Nase und für einen kurzen Augenblick musste sie tatsächlich die Augen schließen, um sich wieder zu sammeln und nicht die Beherrschung zu verlieren.
 

Nur nicht die Nerven verlieren.

Ganz normal und selbstsicher antworten.

Nicht rot werden.

„E-Es war nie meine Absicht, diesen A-Anschein zu erwecken.“

So viel zum Thema ‚selbstsicher’…
 

„Mhmm, ja kann sein, aber vielleicht solltest du mir einfach beweisen, dass du ein ganzböses…Mädchen sein kannst.“

Jetzt war es absolut nicht mehr zu verhindern. Auf einen Schlag schoss ihr das Blut ins Gesicht und färbte ihre Wangen scharlachrot.
 

Zorro schien sichtlich zufrieden mit seinem Werk zu sein, da er sich wieder entspannt zurücklehnte und leise vor sich hinlachte.

Gott, der Typ war ja die Arroganz in Person. Zum Kotzen…
 

Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, lauschte sie eine Weile den Worten von Shanks, auch wenn das von ihm Erzählte ihrer Meinung nach wenig mit dem Fach Soziologie zutun hatte. Irgendwann schilderte er doch tatsächlich, wie er letztens versucht hatte, eine Frau aufzureißen. Ja, sie konnte nicht leugnen, dass sie etwas verwundert und überrascht war...
 

„…un-und dann…äähem…dann sag ich sssu der Lady: ‚Dein Hintern isss wirklich groß. So groß, wie ein…ähm...Bierfass…’“
 

„Hat die Anmache funktioniert?“, fragte ein Schüler interessiert grinsend.

Shanks legte sich seine Antwort sorgfältig und langsam zurecht, baute damit die Spannung in der Klasse umso mehr auf, öffnete schließlich den Mund, sodass jeder einzelne Schüler aufgeregt den Atem anhielt und antwortete auf die Frage mit einem lauten ‚hiiicks’ und einem kleinlauten ’nein.
 

In Namis Magen rumorte es. Vorwurfsvoll stürzte sie die Lippen und zog eine Augenbraue nach oben. Träumte sie? War das wirklich sein Ernst? Der Typ war doch hackedicht, oder?
 

Die Fragen standen ihr anscheinend direkt ins Gesicht geschrieben, da sich Jew-B zu ihr rüberlehnte und ihr den ‚Sachverhalt’ genauer erläuterte. Der Grund, warum die Klasse so groß war, war definitiv nicht das Interesse an dem Fach Soziologie, sondern die schlichte Tatsache, dass Shanks mehr Kumpel als Lehrer war, betrunken sein Dauerzustand war und er ihnen alle irgendwelche guten Noten eintrug, ohne dafür jegliche Leistungen zu fordern.
 

„…und vergesst nieeemals…hiiicks…die drei ‚S’.“
 

Wieder musste ihr Blick von purer Verwirrung geprägt sein. Anders konnte sie sich die Tatsache nicht erklären, dass ihr der Grünhaarige schon wieder so dicht auf die Pelle rückte und sich glucksend erneut ihrem Ohr zugewandte:

„Die drei ‚S’. Das einzige, was Shanks mir in den letzten drei Jahren gelernt hat.“
 

Sein warmer Atem glitt angenehm sanft über ihre Haut.

„…Spaß…“

Sein verflixt gut riechendes Aftershave vernebelte ihr wieder die Sinne.

„…Saufen…“

Seine Stimme war so rau, so tief, so verdammt sexy.

„…& Sex.“
 

Verdammt. Was war das nur für ein Kerl? Musste er jedes Mädchen so angraben?

Aber sie war mit Sicherheit nicht Jede! Auf so ein niedriges Niveau würde sie sich nicht herablassen.
 

Nein, im Gegenteil; diese Spielchen konnte sie auch spielen. Wenn er Krieg wollte, konnte er ihn haben. Nun war sie es, die sich zu seinem Ohr neigte und dabei amüsiert von seiner Miene ablas, dass er damit wohl nicht gerechnet hatte.
 

„Weißt du, wie ich mir diese drei ‚S’ ab jetzt einprägen werde?“, fragte sie mit verführerischer Stimme und hauchte dabei absichtlich gegen die braungebrannte Haut seines Halses. Entzückt stellte sie fest, dass er augenblicklich darauf ansprang und sich eine zarte Gänsehaut über seinen Nacken legte.

Nur entfernt nahmen beide war, dass die Glocke läutete und ihre Mitschüler nach und nach das Klassenzimmer verließen.
 

Ohhh Gott. Namis Stimmlage klang verdammt pornoähnlich. Ging das überhaupt noch als Sprechen durch, oder konnte man das schon in die Kategorie Stöhnen schieben?

Nur seine gut ausgeprägte Selbstbeherrschung verhinderte, dass sein Blutkreislauf in tieferen Regionen mit rasanter Geschwindigkeit angeregt wurde…
 

Erwartungsvoll, richtig neugierig lehnte er sich ihr entgegen, als hätte er Angst, irgendetwas zu verpassen. Unwillkürlich hielt er sogar für einen kurzen Augenblick die Luft an.
 

„Stechen, schlachten, sezieren.“, kam es nun kalt in sein Ohr gezischt und bevor er auch nur perplex blinzeln konnte, war Nami ihren Mitschülern nach draußen gefolgt.

Nichtsdestotrotz zogen sich seine Mundwinkel amüsiert nach oben. Eine Wildkatze also…
 

Die Orangehaarige fragte sich zur gleichen Zeit skeptisch, ob irgendwo an ihr Honig klebte, da sie, kaum dass sie um die Ecke verschwinden wollte, schon wieder gegen eine Männerbrust knallte. Überrascht starrte sie nun in das Gesicht eines womöglich gleichaltrigen Jungen, der sie lieb anlächelte, sich ihre Hand schnappte und diese sanft küsste. Hinter ihm stand ein großer, rothaariger, ziemlich grimmig dreinblickender Kerl, doch bevor sie sich über dessen merkwürdige und furchteinflößende Erscheinung Gedanken machen konnte, richtete der Schwarzhaarige das Wort an sie.
 

„Madame, du musst neu hier sein. An so eine unglaubliche Schönheit könnte ich mich nämlich erinnern. Wie heißt du, Prinzessin?“
 

Uh. Ein Charmeur.

Und ein Gutaussehender noch dazu…
 

Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und kämpfte zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Morgen gegen die aufkommende Röte an, ehe sie sich schüchtern und kleinlaut vorstellte.
 

„Nami…ein wirklich wunderschöner Name. Ich bin Law und das ist Kid. Wir werden uns ab jetzt wohl häufiger über den Weg laufen.“, meinte er freundlich.

Nami schenkte ihm ein liebes Lächeln, verabschiedete sich und versuchte, die blauhaarige Mähne ihrer Freundin in der Menge auszumachen, um das richtige Klassenzimmer zu finden.
 

„Wir werden uns sicher über den Weg laufen. Darauf kannst du dich verlassen…“, flüsterte Law mit einem hämischen Grinsen im Gesicht, als Nami davon rauschte. Verzückt glitt sein Blick über ihre Rückansicht und blieb an ihrem Knackarsch hängen.

Herrlich…
 

Erst als er ein kleines Klopfen auf der Schulter spürte, wandte er seufzend den Blick ab und schaute Kid mit hochgezogener Augenbraue fragend an. Der nickte nur angewidert in Richtung Klassenzimmer, sodass Law skeptisch dessen Blick folgte.
 

Finstere Blicke zweier dunkler, gar schwarzer Augenpaare trafen sich.
 

Zorro lehnte lässig im Türrahmen und hatte sie anscheinend beobachtet. Seine Miene war eiskalt, steinhart und hasserfüllt.

Die Spannung zwischen den beiden war so hoch, dass man bei genauerem Hinhören die Luftpartikel knistern hören konnte.

Wäre das Ganze nicht real, sondern in einem Cartoon dargestellt, dann würde man jetzt sicherlich einige karikierte Blitze und Flammen um sie herum erkennen.
 

Auf einen Schlag, als wäre ein Windstoß durch die Eingangshalle direkt in die Köpfe der Schüler geflogen, waren alle Blicke auf die Zwei gerichtet.

Gespräche, Monologe, Flüche und Gelächter verstummten.
 

Die tiefgreifendste Feindschaft der ganzen High School.

Erzfeinde.

Hass, Verachtung, Krieg.

Schon immer. Seit der ersten Begegnung.
 

Auge um Auge. Zahn um Zahn.

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Das wird noch Ärger geben… ;)

Hoffe, das Kapitel gefällt euch.

Wer ne ENS will, bitte bescheid sagen!

Lg missfortheworld

Clumsy

Eine Woche später…

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Erste Sonnenstrahlen blinzelten durch das Fenster von Zimmer 11 und erleuchteten den neu gestalteten und frisch eingerichteten Raum.

Was Zimmergestaltungen betraf, war Direktor Smoker relativ tolerant, solange man nicht auf die hirnrissige Idee kam, den Raum mit Abrissbirne und Bagger dem Erdboden gleichzumachen.

Da das Wort ’hirnrissig’ zweifelsohne mit Ruffy verheiratet sein musste und er bereits nach zwei Tagen an dieser High School kurz vor dem Rauswurf stand, spricht Smokers Intoleranzbereich für sich…

Jedenfalls hatte Nami zusammen mit ihren neugewonnenen Freundinnen Vivi und Jew-B lange bis in die Nacht hinein ihr neues Heim renoviert.

Man konnte sagen, dass die halsbrecherische Aktion, ein Nachttischchen, eine kleine Kommode und einen Schuhständer mit dem Akkubohrer zusammenzutüfteln, etwas Farbe an die Wände zu schmieren und den Raum kreativ zu dekorieren, die drei Mädchen weitaus mehr Opfer als nur einen abgebrochenen Fingernagel und einen Farbfleck auf der neuen G-Star RAW Hose gekostet hatte.

Die Nerven waren größtenteils überstrapaziert, teils lagen sie sogar total blank. Kopfschmerzverursachender Lärm, Ratlosigkeit, viel Frust, Wut, Uneinigkeiten…

- und am Ende blieb dann doch endlich die überschwängliche Freude über das gelungene Werk.
 

Zwar hatte der männliche Teil der Clique ebenfalls seine Hilfe angeboten, allerdings glaubte die Orangehaarige weder daran, dass Ruffy das Wort Renovierung überhaupt buchstabieren konnte, noch dass man Pauly zusammen mit Jew-B in einen Raum stecken konnte, ohne dass ein mörderischer Hahnenkampf zwischen den beiden ausbrach, der die komplette Schule in Schutt und Asche legen würde.

UND sie hatte absolut gar keine Lust darauf, Zorro den Eintritt in ihr Zimmer zu gewähren. Wer weiß, ob sie ihn da je wieder raus bekäme…
 

Jedenfalls verlief nun ein halber Meter breiter, olivegrüner Streifen nahe der Decke die Wände entlang. Die Möbel waren aus Akazien gefertigt, sodass der dunkelbraune Farbton des Holzes perfekt mit der neuen Wandfarbe harmonierte. Zu den beiden dunklen Tönen erstrahlte im Kontrast dazu immer noch das helle, unschuldige Schneeweiß der Wände und des Betts.
 

Zwei große Poster brachten etwas mehr Leben in die doch recht kahlen Vierwände. Auf dem Größeren konnte man die CP 9 erkennen, Namis absolute Lieblingsband. Die Frontfrau, Kalifa war ihres Erachten die wohl begnadetste Sängerin der derzeitigen Weltcharts. Auf dem Kleineren befand sich Marco Phoenix, Frauenschwarm und Top-Schauspieler schlechthin, der obendrein hier oben ohne zu sehen war…
 

Ihre Klamotten und ihr restliches Hab und Gut war auch endlich in Schränken, Kommoden oder auf Ablagen verstaut und das Badezimmer erweckte mittlerweile mit all dem femininen Schmink-, Wasch-, und Pflegezeugs nicht mehr den Eindruck, als gäbe es überhaupt noch irgendein männliches Wesen auf dieser Welt.
 

Da die Zimmerrenovierung jedoch länger gedauert hatte, als gedacht und der Orangehaarigen dadurch nur wenige Stunden Schlaf blieben, bis sie ihr Wecker wieder in den Schulalltag zurückholen würde, wäre das Hilfeangebot der Jungs im Nachhinein vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen…
 

[…]
 

Der Wecker klingelte einmal…zweimal…dreimal…

dreihundertsiebenundfünfzig Mal und endlich regte sich der kleine Haufen Bettdecke in Zimmer 11. Ein Blick auf die Uhr prophezeite der Orangehaarigen viel Hektik und noch mehr Stress. Dreiviertel Neun!

Ihr blieb also nur noch eine Viertelstunde! Dabei würde sie doch nur zu gerne zwei bis zehn Stunden weiterschlafen…
 

Aber…die Pflicht ruft!

Schlaftrunken torkelte sie ins Bad, zwängte sich in ihre Prostituierten-Schuluniform und versuchte irgendwie ihr Aussehen so weit gerade zu biegen, dass sie zumindest nicht mehr aussah wie eine Vogelscheuche, die gerade unter den Traktor gekommen war…
 

Zum Glück war heute Freitag, laut Stundenplan der mit Abstand angenehmste Tag und der einzige Lichtblick, der sie vor einem psychischen Anfall und den Rest der Welt von der schrillsten und lautesten Kreischattacke der bisherigen Geschichte bewahrte.

Lediglich ihre Wahlfächer Psychologie, Dramatical Art und Kartographie trennten sie noch vom langersehnten Wochenende und aufgrund der wenigen Stunden konnte sie ab Mittag bereits ganz elegant Feierabend machen.

Zum Missfallen ihres Magens musste das Frühstück heute leider ausfallen und wenn Nami nur an das Mittagessen dachte lief ihr das Wasser regelrecht im Mund zusammen…

Zwar hatte sie sich anfangs dem typischen Vorurteil angeschlossen, dass das Essen in Schulen eine Mischung aus Klebstoff und Dreck wäre, doch im Gegensatz zu dem ganzen Rest der Schulen, die sie schon besucht hatte, war das Essen hier wirklich äußerst vorzüglich!

Der einzige Makel war dieser furchtbar aufdringliche Koch und Wärter namens Sanji, der doch allen Ernstes jedes nett gemeinte Dankeschön als romantischen Heiratsantrag auffasste, solange die Person annähernd so etwas wie Oberweite und Hintern besaß.
 

Die Zeit verfloss erbarmungslos und panisch stellte sie fest, dass sie nur noch drei Minuten bis Unterrichtsbeginn hatte, weshalb sie schnell nach ihrer Tasche griff und aus dem Zimmer hastete. Zum Glück hatte sie sich bereits so weit eingelebt, dass sie wusste, in welchen Raum sie sich zu jeder Stunde befand.

Gähnend und völlig fertig mit Gott und der Welt folgte sie also dem imaginären Lageplan in ihrem Hinterkopf. Sprich, zweimal rechts, Treppe runter, Halle durchqueren, Treppe hoch, Gang links.
 

Grinsend warf sie einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass sie sogar noch zwei Minuten Zeit hatte, bis der Gong den Unterricht ankündigte, sodass sie noch in aller Ruhe einen Blick in den Spiegel werfen und ihre durch den morgendlichen Sprint zersauste Uniform zurechtrücken zu können.

Lediglich eine Linkskurve trennte sie noch von ihrem ausgetüftelten Plan…

…der jedoch grandios scheiterte, als sie um die Ecke bog und völlig unvorbereitet gegen den stählernen Oberkörper einer Person rannte, sodass ihr auf einen Schlag sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde.

Für einen kurzen Augenblicklich funkelten die Sterne vor ihren Augen und ein heftiges Schwindelgefühl packte sie, sodass sie sich den dröhnenden Schädel hielt.

Gerade, als sie ihrem Gegenüber eine gehörige Lektion à la ‚rechts-vor-links’ einbläuen wollte, stieg ihr wieder dieses betörende Aftershave in die Nase. Herrgott, war so ein appetitanregender Geruch denn überhaupt gesetzlich erlaubt?
 

Sich in diesem Augenblick jedoch Gedanken über Rasierwasser und ihre Anziehungskraft zu machen, war nebensächlich. Vielmehr war nun wichtig, dass dieser Geruch das sichere Zeichen für einen Tobsuchtsanfall war. Ein Blick in das Gesicht des Grünhaarigen vor ihr, der verschmitzt lächelte, bestätigte das.

Nicht er…

…und nicht schon wieder.
 

„Babe, du bist gerade einmal eine Woche hier und rennst nun schon das fünfte Mal gegen meine Brust. Das schmeichelt mir wirklich sehr!“, schmunzelte er sichtlich amüsiert.

Verbissen zählte die Orangehaarige in Gedanken nach und kontrollierte, ob er wirklich mit der angegeben Anzahl richtig lag, um ihn korrigieren und damit im Fall der Fälle eins reinwürgen zu können.
 

Zu ihrem Bedauern lag er aber richtig. Mist.
 

Sie war in der Tat fünf Mal gegen ihn gecrasht. Verflixt! Wieso passierte das ständig? Warum stand dieser Kerl nur immer im Weg? Verdammt, konnte man hier nicht ein paar scheiß Ampeln aufstellen?! Oder zumindest einige ‚Vorsicht Männerbrust’-Schilder?
 

„Mein Körper wirkt anscheinend äußerst anziehend auf dich. Aber bevor du das nächste Mal eine Verletzung riskierst, sagst du mir lieber Bescheid. Dann zeige ich dir meine Muskeln freiwillig…“, raunte er ihr mit tiefer, fesselnder und erotischer Stimme zu, ehe er doch allen Ernstes so dreist war, ihr extreeem gemächlich eine verirrte Haarsträhne ihrer zersausten Mähne hinter das Ohr zu klemmen.
 

Gott, wie gerne hätte sie die Augen geschlossen, um den Moment zu genießen. Wie gerne hätte sie sich an seinen starken Bizeps gekrallt, um nicht aufgrund der zittrigen Knie Bekanntschaft mit dem Boden zu machen…

…wenn da nicht dieser fiese kleine Wichtel in ihrem Hinterkopf mit Trommeln und Trompeten zu verstehen gäbe, dass das eine ganz, gaaanz blöde Idee wäre! Und für Zorro wäre es sowieso nichts weiter, als die reinste Genugtuung.

Dennoch fand sie es erschreckend, was für eine enorme Wirkung seine Gesten mit sich brachten. Hatte sie die Berührung eines Mannes denn sooo nötig?
 

Im letzten Moment konnte sie dem verleitenden Bann des Grünhaarigen entfliehen und schlug aufgebracht seine Hand weg, was er mit einem simplen Grinsen quittierte. Er wusste ja, dass sie ein wildes Kätzchen sein konnte…
 

„Deine Arroganz stinkt zum Himmel! Das hat überhaupt nichts mit Anziehung zu tun, nein, mittlerweile glaube ich sogar, dass du dich mir absichtlich in den Weg stellst!“, versuchte sie es abwehrend und wich seinem Blick aus, während der Wichtel in ihrem Kopf spöttisch die fehlende Selbstsicherheit bemängelte.
 

„Vielleicht.“, flüsterte er keck, ehe er ihr grinsend und zwinkernd den Rücken zukehrte und die Klasse betrat. Damit war seine morgendliche Ration an Selbstverliebtheit anscheinend gedeckt. Nur durch Zufall fiel Namis Blick bei seinem Abgang auf eine gut fünf Zentimeter lange Narbe direkt unter seinem Ohrläppchen. Und obwohl sie ihre Neugierde beinahe auffraß, konnte sie sich besinnen, die Klappe zu halten, um ihm gegenüber ja kein Fünkchen Interesse zu zeigen.

Das würde sein überdimensionalgroßes Ego nämlich nicht gerade schrumpfen lassen…
 

Es klingelte, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als tief durchzuatmen und den Tobsuchtsanfall auf später zu verschieben. Seufzend betrat sie zusammen mit dem eben gekommenen Lehrer die Klasse, winkte kurz ihren Freunden zu und erklärte den fragenden Gesichtern pantomimisch, dass sie gründlich verschlafen hatte.
 

Gott, der Tag hatte echt nicht gut angefangen. Erst die kurze Nacht, dann dieser Stress und diese Hektik, dann ihre übliche Begegnung mit Zorro…

…und nun auch noch Psychologie, sprich Jango.

Dieser Lehrer verblüffte sie immer wieder. Dass es modische Fehltritte gab, okay. Aber dass man wirklich absolut null Ahnung von Mode haben konnte, war in der heutigen Welt doch äußerst unverständlich. Dieser Kerl hier hatte jedenfalls eine Fashion- und Stil-Beratung dringend nötig…
 

Sein Unterrichtsfach war an sich sehr uninteressant und unschlüssig. Vor allem von ihrem derzeitigen Thema Hypnose hielt die Orangehaarige nicht viel. In ihren Augen nur belangloser, veräppelnder und geldschneiderischer Hokuspokus.

Zur Abwechslung vollführte Jango heute mal einen hypnotisierenden Trick an einer Testperson, auf freiwilliger Basis, versteht sich.

Ruffy war schneller nach vorne an das Pult gesprintet, als Namis Gehirn den Satz ‚Freiwillige vor’ hätte verarbeiten können.
 

Geschlagene drei Minuten später verließ die Klasse geschlossen und etwas enttäuscht über die unspektakuläre, miese Show den Raum. Zurück blieben nur der laut schnarchende Strohhutträger und der ebenso tief schlafende Lehrer. Wenn der Orangehaarigen das jemand früher gesagt hätte, wäre sie mit Sicherheit nicht so schnell aus den Federn gekrochen…
 

Nach einer mehr oder weniger spannenden Stunde Dramatical Art, verabschiedete sie sich von den anderen, da sie die einzige von ihnen war, die Kartographie belegte. Und sie liebte dieses Fach abgöttisch! Somit verging diese Stunde auch weitaus schneller, als beispielsweise Psychologie…

Schließlich wiegte sie der Gong sanft in ihr erstes Wochenende in diesem Schuljahr und während sie durch die Gänge in Richtung Eingangshalle marschierte, schlug sie kurz ihr Notizbuch auf, um sich zumindest schon einmal gedanklich auf den Berg an Hausaufgaben einzustimmen.

Mal sehen…

In Kartographie sollte sie die Wegstrecken vieler kleiner Inseln berechnen und deren Koordinaten eintragen, die Strömungen des Windes und des Wassers markieren und Felsenriffe kennzeichnen. Das war keine große Sache, praktisch ein Selbstläufer. Selbst Arlong lobte sie immer in den höchsten Tönen, obwohl er einer der unzufriedensten und strengsten Lehrer hier sein sollte...

In Anatomie musste sie Lage und Struktur von den Körperteilen und Organen einer Eidechse betrachten und für Marine Biology sollte sie einen ellenlangen Aufsatz über das Wasser und seine Eigenschaften wie Temperatur und Salzgehalt schreiben. Für Politikwissenschaften sollte sie noch zusätzlich etwas über das politische System und die Politiker von Richmond herausfinden und Shanks hatte ihnen zum Glück lediglich aufgetragen, an diesem Wochenende Spaß zu haben. Puh…

Seufzend steckte sie das Buch wieder weg. Da würde noch ganz schön viel Arbeit auf sie zukommen…
 

[…]
 

Ruffy, Pauly und die Mädels warteten bereits bei den Schließfächern auf sie. Lächelnd beschleunigte Nami ihre Schritte, was in diesem Gedränge an Schülern anscheinend nicht unbedingt die klügste Entscheidung war. Unsacht wurde sie angerempelt, sodass sie aus dem Gleichgewicht kam und prompt wieder volle Kanne mit der Rübe gegen den Oberkörper eines Kerls krachte.

GOTT, DIESE KRANKE SCHULE WAR SOWAS VON TOT, EY!
 

Vivi und Jew-B beobachten das Szenario aus der Entfernung neugierig und aufgeregt. Das war ja mal wirklich äußerst interessant…
 

Nami stellte sich derweil schon auf das Schlimmste ein, wurde jedoch positiv überrascht, als sie den Kopf hob und zur Abwechslung mal nicht in das Gesicht des Grünhaarigen starrte.

Vor ihr stand kein Geringerer, als Law, dicht gefolgt von seinem Kumpel Kid.

Law beschlagnahmte sogleich ihre Hand und küsste diese charmant und entschuldigend.

„Im Notfall hätte ich mich vor deine Füße geworfen, um den Sturz abzufangen.“

Augenblicklich schoss ihr das Blut in die Wangen und verlegen lächelte sie.

Ohhh…der war ja sooo süüüüüüß!

„Mein Engel, die Woche hat mich echt Nerven gekostet. Du würdest wieder Licht in mein Leben bringen, wenn du heute mit mir ausgehen würdest.“, flüsterte er sanft.

Memo von Nami an Namis Wichtel: Später doch eine Kreischattacke starten!

Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen und prüfend warf sie einen Blick über Laws Schulter zu Kid.

„Nimmst du dein Schoßhündchen auch mit?“

Kids Knurren ignorierte man und mit einem weiteren Kuss auf ihren Handrücken war alles geklärt.
 

[…]
 

„Sie kommt!“, quietschte Vivi aufgeregt an Jew-B gewandt, als ihnen die Orangehaarige zittrig entgegenstolperte. Sobald jene vor ihren Freundinnen stand, begann die Fragestunde.
 

Pauly beobachtete die Situation mit einer schmerzverzerrten, grimmigen Grimasse, während kleine, schwarze Männchen in seinem Hinterkopf umhertänzelten und ihm die pessimistische Vorahnung einbläuten, gleich seinem sicheren Untergang geweiht zu sein.
 

Kindisches Gekicher – eindeutig ging es um das Thema Jungs.

Rote Wangen – womöglich um eine besondere Geste oder ein Date.

Aufgeregtes Umherhopsen – Anzeichen dafür, dass sein Hörorgan jeden Moment enormen Schallwellen ausgesetzt sein würde…
 

…und schon ging es los.

Wie Raubtiere fielen sie übereinander her, umarmten sich, sprangen wild auf und ab und fingen der Reihe nach an, ihr Glücksgefühl lautstark durch die Gänge zu flöten.
 

Wie wunderbar.

~Gruppengekreische!
 

Sein armes, bemitleidenswertes Gehör, seine beklagenswürdigen Nerven und sein mit elenden Kopfschmerzen belasteter Kopf…

Für einen kurzen Moment gab er sich dem Brechreiz hervorrufenden Schauspielakt hin, das ätzende Gelächter der Mädchen zu imitieren, was augenblicklich mit perplexen Blicken und einer wohltuenden Stille belohnt wurde. Jetzt nur noch einen unglaublich Checker-mäßigen Kommentar abgegeben und er wäre der absolute King der Erhabenheit.
 

„Freuen wir uns, die Schule ist um eine kreischende Tussi reicher geworden!“
 

Im Nachhinein konnte er von sich behaupten, etwas aus der Sache gelernt zu haben: Frauen waren eindeutig das brutalere Geschlecht! Denn das Veilchen, die blutigen Kratzer am ganzen Körper und das damit kombinierte noch intensivere Gekreische waren den kurzen Moment der Überlegenheit und Selbstzufriedenheit keinesfalls wert.

Während Jew-B weiter unbarmherzig auf Pauly eindrosch, lächelte Nami still in sich hinein. Sie hatte ein Date! Mit Law! Außerdem hatte sie die erste Woche an ihrer neuen Schule hinter sich und bis jetzt war alles ziemlich gut verlaufen! Hach, perfekter ging es nicht…
 

Als Zorro jedoch oberchecker-supermega-macho-lässig um die nächste Ecke spaziert kam, wurde die rosarote Brille brutal und unbarmherzig von ihrer kleinen süßen Nase geschlagen.

& selbst wenn der Grünhaarige noch so attraktiv und heiß war, hatte sein Blick dennoch immer etwas Furchteinflößendes. Gerade jetzt war eben dieser Blick allerdings noch um einige Takte düsterer als sonst und zu ihrem Missfallen galt dieser anscheinend nur ihr.

Na super…

„Mister Notgeil hat es also tatsächlich geschafft, dich mit seinem unerträglichen Gesülze um den Finger zu wickeln.“, spottete er zynisch, als er vor ihr Halt machte und den Rest der Clique professionell ignorierte.

Mister Notgeil??? Sprach Mister Sexbesessen…

Wieso musste sich der Kerl nur immer in ihre Angelegenheiten einmischen?

Und woher wusste er eigentlich davon?
 

„Soweit ich weiß, ist es immer noch meine Sache, mit wem ich mich treffe.“, giftete Nami aufgebracht und verschränkte genervt die Arme vor der Brust. War er etwa nun allen Ernstes sauer, weil sie ein Date hatte? Uhhh…angekratztes Männerego. Vorsichtig, zickig…
 

„Dann musst du ja unglaublich verzweifelt sein, wenn du ausgerechnet ihn auswählst.“, meinte er nun etwas lauter und mit einem gespielt nachdenklichen Gesichtsausdruck, ehe auch er die Arme vor der Brust verschränkte und angriffslustig einen Schritt auf sie zutrat.
 

„Nur zu deiner Information: Er ist gutaussehend, ein Charmeur und bei ihm habe ich im Gegensatz zu euch Vollpfosten nicht das Gefühl, als würde ich einer dummen Scheibe Toastbrot gegenüberstehen. Ach, und selbst wenn ich abgrundtief verzweifelt sein würde, wärst du mit Sicherheit die allerletzte Kreatur auf Erden, mit der ich etwas anfangen würde.“, rief sie stocksauer aus und trat ebenso einen Schritt näher.
 

„Das sagen sie komischerweise alle und am Ende winden sie sich doch wieder alle stöhnend unter mir.“
 

Das brachte das Fass nun zum überlaufen.

Ein heftiges, lautes Klatschen hallte dröhnend durch die Eingangshalle, sodass sich einige neugierige Schüler die Köpfe verdrehten.

Zorro schnalzte kurz empört mit der Zunge, während er kräftig mit der Hand über seine schmerzende Wange rubbelte, die sicherlich mit einem roten Handabdruck verziert war. Krass, so viel Power hätte er der Kleinen gar nicht zugetraut. Sie musste wohl richtig, richtig angepisst sein.
 

Grob zog sie ihn am Hemdkragen tiefer zu sich runter, bis ihn nur noch wenige Zentimeter von ihrem extrem wutverzerrten Gesicht trennten.

Oh ja, sie war echt verdammt angepisst…

„Du widerst mich an.“, zischte sie kalt und abschätzig, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und mit Vivi in Richtung Mensa davon schritt. Dicht dahinter Jew-B, die einen bewusstlosen Pauly an den Ohren hinter sich herschleifte.
 

„Wenn jemand so etwas zu mir gesagt hätte, hätte ich denjenigen auf der Stelle erdrosselt. Also sei froh, dass du so gut davongekommen bist, Z.“, meinte Hancock kühl, während sie ihre Tasche aus dem Spind holte und dann mit emporgereckter Nase ebenso davon stolzierte.

Tzz, Weiber…
 

Aufmunternd klopfte Ruffy seinem ziemlich blöd aus der Wäsche guckenden Freund auf die Schulter.

„Du warst noch nie der einfühlsamste Mensch, Kumpel. Und ich glaube, da ist Hopfen und Malz bereits verloren.“

Wie bitte? Von wegen! Er war immer einfühlsam!

Zumindest meistens…

…häufig…

…manchmal…

…okay, eher selten!

Aber nur, weil er sich keine Mühe gab!
 

Außerdem…waren seine Worte denn tatsächlich sooo taktlos gewesen? Überhaupt, wieso störte es ihn eigentlich, wenn das kleine Wildkätzchen mit jemandem ausging?

Lag es etwa daran, dass er sie für sich alleine haben wollte, oder lag es eher an der Person, mit der sie das Date hatte?
 

Doch die düstere kleine Wolke über seinem Kopf wurde mit einer einzigen Bemerkung der dämlichen Grinsebirne vor ihm weggepustet und durch die ‚womit-hab-ich-das-alles-eigentlich-verdient’ Wolke ersetzt:

„Kommst du mit in die Mensa? Jew-B hat gestern innerhalb einer halben Stunde 37 Pfannkuchen verdrückt, Mann! Den Rekord muss ich brechen…“
 

Der Strohhut wartete gar nicht auf eine Antwort des Grünhaarigen.

Es ging immerhin um Essen.

Weg war er…
 

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Sorry Leute, wenn das Ganze etwas zäh voran geht ;) aber ich schreib bald Abitur und hab deswegen nicht all zu viel Zeit, um weiterzuschreiben…

Aber ich bemüh mich^^
 

Hach, ich mag meine Charaktere :DDD

Vor allem Pauly^^

Lg ♥

Capricious

In seinem Kopf ratterten die Zahnräder nur so vor sich hin. Was...war das denn eben??? Diese....FRAU!

Wütend pfefferte er seinen Rucksack in den Spind, knallte das Schließfach nicht weniger sanft wieder zu und folgte seinen Freunden, umgeben von einer mürrischen Aura, in die Mensa.
 

Ohrfeige + Zorro = Error
 

Diese Frau hatte ihm doch gerade tatsächlich eine gescheuert. Und das vor versammelter Mannschaft! Die tratschenden Schüler würden sich wie eine Meute hungriger Hunde auf ihn stürzen, jetzt da er total lächerlich und gedemütigt, wie ein begossener Pudel dastand. Herrgott, das würde ihm sicher ein paar Sympathiepunkte kosten...

Obwohl, vielleicht konnte er auch Mitleid bei einigen erregen und neue Symphatiepunkte einfahren...

Scheiß egal, aber auf jeden Fall war er gerade richtig in Streitlaune und er würde sie mit Sicherheit zu Rede stellen!
 

Er wollte keinesfalls arrogant wirken, aber normalerweise war er etwas anderes gewohnt. Gewöhnlich lagen ihm die Frauen zu Füßen, verfolgten ihn bis zu seiner Haustür, bettelten förmlich um ein klein wenig körperliche Nähe und Zuneigung, die er ihnen, barmherzig wie er war, auch teilweise gewährte.

Er wusste, dass er ein unverschämt attraktiver Kerl war. Frauen standen nun mal auf Männer mit gutaussehenden, perfekt geformten Körpern und auf diese raue, typische Badboy-Attitüde. Es reichte in der Regel ein Fingerschnippen seinerseits, um das weibliche Geschlecht regelrecht um den Finger zu wickeln. Das war er gewohnt…

Aber dass man sämtliche seiner Flirt- und Anmachversuche ignorierte, ihn wie ein Stückchen Dreck behandelte und kein winziges Fünkchen Interesse an ihm zeigte, war echt noch nie vorgekommen, was seine Laune nicht gerade in positivere Sphären trieb...

War diese Frau eine Lesbe?

Hatte sie denn schon einen festen Freund?

Stand sie eher auf die verweichlichten Außenseiter der Schule, als auf die dominierenden Alphamännchen?

Neeee…

Sonst würde sie sich wohl kaum auf ein Date mit Law einlassen.

Ein weiterer Grund übrigens, um sich kopfüber vom Dach der Schule zu stürzen. Ausgerechnet...Law.
 

Wie konnte sie diesen Kerl nur bevorzugen? Es war doch unmöglich, dass dieses Sahneschnittchen an Frau ihn, Zorro, DEN Zorro nicht leiden, ausstehen und liebgewinnen konnte und sich stattdessen an die Seite dieses widerlichen Bastards schlug.

Okay, ja, er gab es zu, dass er manchmal vielleicht selbst ein kleiner Bastard war. Aber dass sie komplett von ihm abgeneigt war, konnte er einfach nicht glauben. Das war doch absurd! Er musste sich nur mehr Mühe geben...
 

So schnell aufgeben lag ohnehin nicht in seiner Natur. Die Kleine würde schon noch früh genug um seine Aufmerksamkeit betteln und dann wäre er derjenige, der Law entgegen lachen konnte...
 

In der Mensa angekommen, suchten seine Augen den Raum sofort nach einer orangefarbigen Mähne ab und entdeckte sie letztlich bei dem Dessert-Buffet. Zielstrebig schritt er auf sie zu und machte dicht hinter ihr Halt.

„Süße, dein Verhalten vorhin hat mich ganz und gar nicht amüsiert. Ich sollte dich dafür bestrafen…“, flüsterte er ihr heiser von hinten ins Ohr und legte dabei seine Hände scheinbar wie zufällig an ihre Hüften.
 

„Du hast es verdient, weil du ein arroganter, verabscheuungswürdiger, widerlicher Bastard bist! Und nimm sofort deine dreckigen Hände von mir.“, zischte sie aufgebracht und wandte sich mit einem angeekelten Gesichtsausdruck aus seinem festen Griff hervor. Nachdem sie ihm einen letzten wütenden Blick zugeworfen hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Buffet vor ihr und erspäte die letzte Orange, ihre absolute Lieblingsfrucht, zwischen all den verschiedenen Früchten. Gerade als sie jedoch zugreifen wollte, kam ihr jemand zuvor und verdutzt glitt ihr Blick über die kräftige Hand, den muskulösen Arm und das heimtückische Grinsen. Zorro. Der Kerl...machte sie komplett alle...
 

„Ich habe sie zuerst gesehen.“, meckerte sie und zog einen Schmollmund.

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“, meinte er nur mit einem verschmitzten Grinsen und einer dazu passenden triumphierenden, beinahe spöttischen Stimmlage. Doch seine Überheblichkeit war nicht von allzu langer Dauer, als seine Miene innerhalb von Sekunden von äußerst verwirrt zu extrem unergründlich wechselte und sich seine Gesichtszüge letztendlich zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzerrten. Schnell lokalisierte er den Ort des Schmerzursprungs als sein hoffentlich noch intaktes Schienbein, während die Orangehaarige unschuldig lächelte und ihm mühelos ihr Objekt der Begierde aus der Hand nahm.

Hektisch überprüfte er, ob irgendein Schüler in diesem Raum bemerkt hatte, dass ihm das Biest gerade unverblümt gegen sein Bein getreten hatte. Falls ja, dann müsste er denjenigen zweifellos lange und hart verprügeln, um ihm auf intensive Art und Weise einzubläuen, bloß nicht auf die Idee zu kommen, diesen Vorfall an die große Glocke zu hängen.

Das wäre ungefähr genauso peinlich, wie wenn der Papst gestehen würde, dass er noch mit Kuscheltieren schliefe. Glücklicherweise musste er sich jedoch die Finger nicht schmutzig machen und unschuldiges Blut vergießen…

Trotzdem war diese Sache keine Sache, die man so einfach als Sache betiteln und abhaken konnte. Dieser Vorfall war…unzulässig.

Das immer stärker pochende Schienbein und die sich langsam ausbreitende Taubheit in seinem rechten Bein verstärkte die prozentuale Zunahme der Aggressivitätsrate in seinem Kopf nur.

Er war doch kein Streber oder Emo oder Punker oder Psycho (oder einer der restlichen Außenseiter), der am Rande der Schulgesellschaft stand und sich willenlos verprügeln, in den Boden treten und umherschupsen ließ. Er war immerhin…Zorro! Zorro, der mit dem mega Ego…

Diese gigantische Schlussfolgerung und das nötige Zutun von Aggressivität und schlechter Laune verursachten einen gewaltigen Kurzschluss in seinem Gehirn, weshalb er plötzlich das brennende Bedürfnis hatte, deutlich klarzustellen, dass er hier der Mann war. Also verschaffte er seiner innerlichen Aufgewühltheit verbal Ausdruck…
 

„Alter, deine zickige Art geht mir schön langsam tierisch auf den Sack! Ich kann deine Eltern echt verstehen, wenn sie dich auf ein Internat wie dieses schicken. Die müssen auch die Schnauze voll von dir haben…“, brüllte er gereizt los, um seine aufgestaute Wut loszuwerden.
 

Wenn sie sich daraufhin bei ihm entschuldigt oder geweint hätte, wäre er wahrscheinlich sichtlich zufrieden gewesen. Doch schon nachdem er das letzte Wort ausgesprochen hatte, wusste er, dass er gerade in ein dickes, fettes Fettnäpfchen getreten war.

Schatten huschten kurz über ihr Gesicht und ein dunkler Schleier legte sich über ihre braunen Augen. Ein stummer, erschrockener Schrei entwich ihrem leicht geöffneten Mund und fassungslos starrte sie den Grünhaarigen an.
 

„Liebend gerne wäre ich bei meinen Eltern unerwünscht…ist immer noch besser, als gar keine Familie zu haben.“, murmelte sie mit belegter Stimme, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Zittrig drückte sie ihm die Orange zurück in die Hand und stolperte hektisch an ihm vorbei aus der Mensa, während sich Zorro fühlte, als hätte man ihm einen schweren Granitbrocken in die Magengrube gesetzt.
 

Er wusste nicht, wie lange er schon wie hypnotisiert auf die Stelle starrte, an der sie gerade noch verweilt hatte und darüber nachdachte, welch grausames Schicksal sie wohl ereilt haben musste. Erst ein kleines, verächtliches Lachen holte ihn zurück aus seiner Trance. Zu seinem Unmut war es kein geringerer als Law, der ihm gerade mehr oder weniger Gesellschaft leistete und sich eine Grapefruit vom Buffet schnappte.
 

„Zorro, Zorro, da hast du wohl einen wunden Punkt getroffen. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde sie heute Abend schon trösten…“, flüsterte er keck und süffisant, während er seelenruhig die Grapefruit mit seinem Taschenmesser viertelte. Normalerweise vermied es Zorro strikt, sich zusammen mit seinem Feind im gleichen Raum aufzuhalten, aber gerade war es ihm einfach unmöglich, sich in Bewegung zu setzen, geschweige denn überhaupt den Blick von dem Schwarzhaarigen zu nehmen.

„Erzähl mir, wie schmeckt dir…diese Niederlage.“, fuhr jener leise fort.

Fieberhaft verfolgten die Augen des Grünhaarigen die Bewegungen seines Gegenübers, wobei sich sein Puls automatisch erhöhte und sich seine Eingeweide zusammenzogen. Laws Augen begannen gefährlich zu blitzen und ein diabolisches Grinsen legte sich auf dessen Lippen.

Ohne zu blinzeln, ohne überhaupt mit der Wimper zu zucken leckte er genüsslich die rötliche Flüssigkeit der Grapefruit von der Klinge seines Messers.

Millimeter für Millimeter. Provozierend langsam…
 

Er musste weg!
 

Und er rannte, rannte und rannte, um das dreckige Lachen Laws hinter sich zu lassen. Selbst als er bereits längst in seinem Zimmer war ging seine Atmung noch unruhig und hektisch. Was war das eben gewesen? War heute der 'tretet Zorro allesamt in den Arsch Tag', oder was? Es gab nur eine Möglichkeit, diesen Tag zu vergessen: Seine Lieblingsbar. Es war zwar erst Nachmittag, aber Zeit spielte sowieso keine Rolle. Die Wirkung war entscheidend...
 

[...]
 

Nami fühlte sich hundsmiserabel. Dieser Vollidiot...wie sie ihn doch hasste! Seit der ersten Sekunde, als sie diese Schule betreten hatte, hatte er es darauf abgesehen, ihr das Leben zur Hölle zu machen. Und er machte bisher einen echt guten Job...

Wenn sie Glück hatte, könnte ihr der heutige Abend vielleicht noch den Tag retten. Dafür musste sie 'nur' noch ihr Outfit auswählen. Leichter gesagt, als getan. Letztendlich entschied sie sich für ein schlichtes Top in unschuldig weißer Farbe, das ihre Figur gut in Szene setzte, und dazu passende Jeansshorts, die abgerundet mit den braunen, hohen Schuhen ein gutes Gesamtbild erzeugten. Mit ein wenig Make-up war sie schließlich bereit für einen hoffentlich schönen Abend. Wie vereinbart verließ sie das Schulgebäude und suchte den Parkplatz nach Law ab.

Ein aufgebrachter Kid kam ihr entgegen und stieß sie beinahe zu Boden. Irgendwie wirkte er wütend. Sehr wütend. Sie konnte ja nicht wissen, dass ihr Date seinem 'Freund' verboten hatte, ihm heute in die Quere zu kommen...

Als Law schließlich mit seinem Auto vor ihr Halt machte, stieg sie mit einer gewissen Vorfreude im Magen ein und gemeinsam warteten sie auf den Rest der Truppe. Vivi spielte mit ihrem Mini Cooper Chauffeur für Bonney und Hancock, während Ruffy Pauly in dessen Land Rover Gesellschaft leistete. Geschlossen folgten sie schließlich dem aufgetunten, roten Auto des Schwarzhaarigen in die Lieblingsbar der gesamten High-School.
 

[...]
 

Zorro wusste nicht, wie lange er bereits an diesem Platz hockte. Sein Instinkt sagte ihm, dass es bereits eine ziemlich lange Weile sein musste. Das Duzend Gläser vor ihm bestätigte das zusätzlich…

Genau genommen wusste er nicht einmal, wieso er sich so dermaßen die Kante gab. Als seine Freunde allerdings im nächsten Moment mit Nami und Law im Schlepptau zur Tür herein kamen, wusste er es…

Wenn ihm nicht so gottverdammt übel wäre, hätte er diesem Bastard einen Freiflug in die nächstbeste Mülltonne vor dem Gebäude gegönnt…

Dass ihm diese bildhübsche Frau scheinbar durch die Lappen gegangen war, nagte schwer an seinem Ego. Und dass sie nun ausgerechnet an Laws Seite war, machte die ganze Situation um keinen Tropfen besser. Gott, sie war so schön, so sexy, so frech…

Aber dieses Spiel hatte er wohl gründlich versiebt!
 

Missmutig und frustriert kippte er sich einen weiteren Becher mit was auch immer in den Rachen und hoffte inständig, dass die Orangehaarige nicht weiter vor seiner Nase rumtanzen würde, da er ansonsten aufgrund des Alkoholgehalts und seiner unglaublich angepissten Laune wohl für nichts mehr garantieren könnte. Das Zeug brannte fürchterlich in der Kehle und angewidert verzog er das Gesicht, schloss die Augen und schüttelte den Kopf hin und her.

Namis Augen waren in der Zwischenzeit zufällig auf ihn gefallen und für einen Augenblick stutzte sie, als sie die vielen Gläser vor ihm liegen sah. Schätzungsweise zehn Cocktailgläser, zwanzig kleine Schnapsbecher und eine halb leere Flasche Jim Beam. Zwar konnte sie stolz von sich selbst behaupten, einiges vertragen zu können, aber zweifelsfrei musste sie zugeben, dass DAS beeindruckend war. Nichtsdestotrotz änderte das überhaupt nichts…
 

„Ich hoffe, dass es ihm morgen EXTREM schlecht geht!“, meinte sie kurz angebunden, mit einem schadenfreudigen, bösartigen Grinsen auf den Lippen zu Vivi und Bonney, ehe sie sich fröhlich bei Law einhakte und mit ihm zielstrebig die Bar anvisierte.
 

Zu ihrem eigenen Erstaunen, fiel es ihr extrem leicht, sich zu amüsieren, obwohl Zorro ihr wirklich die Laune gegeigt hatte. In Laws Gegenwart vergaß sie den ganzen Schulstress und die trüben Gedanken und feierte ausgelassen. Der Schwarzhaarige war charmant, attraktiv und witzig und wie sich später herausstellte, ein fabelhafter Tänzer. Sie tanzten bis spät in die Nacht, beide Körper eng aneinander gepresst. Ihre Klamotten klebten an ihr wie eine zweite Haut und ihr Alkoholspiegel stieg aufrgund des immer wiederkehrenden Durstgefühls weiter an. Drink, tanzen, Drink, tanzen, lachen, Drink, tanzen, quatschen und so weiter und so weiter.
 

Zorro hingegen hatte sich kein einziges Mal von seinem Stuhl erhoben und die Zeit stattdessen damit verbracht, weiter zu trinken, um sein Limit zu testen, dass er nun wohl erreicht hatte.

Gott, er hatte es wohl selbst für seine Verhältnisse deutlich übertrieben. Seine Augenlider wiegten eine gefühlte Tonne und nur zu gerne hätte er seine Augen geschlossen, wenn er nicht jedes Mal das Gefühl hätte, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Alles drehte sie fürchterlich und die Tatsache, dass er bereits als kleines Kind das Karussell auf dem Rummelplatz gemieden hatte sprach somit für sich. Er hasste dieses Gefühl! Als das ungewohnte Kratzen im Hals und das Pochen in seiner Magengegend immer intensiver wurde, stand er mühsam auf, nur um sofort über das nächstbeste Paar Beine zu stolpern und den Boden zu küssen.
 

Nicht weit entfernt machte sich Unruhe und Sorge in Ruffy breit, als er seinen Freund dabei beobachtete, wie er unbeholfen durch den Raum torkelte und dabei gegen so ziemlich jedes Hindernis prallte, das es gab. Selbst die zwei Blondinen, die sich gerade noch fröhlich unterhalten hatten, wurden unbarmherzig durch den stählernen Körper und das Gewicht des Grünhaarigen zu Boden gerissen. Als er schließlich unbeabsichtigt einen Stuhl zur Seite trat und sich obendrein auch noch bei ihm entschuldigte, wurde es Ruffy zu bunt. Hektisch sah er sich nach der blauhaarigen Mähne in der Menge um, fand sie letztlich und erklärte ihr sein Anliegen, ehe beide dem Betrunkenen nach draußen folgten, wo die frische Luft bei Zorro sein Übriges tat…
 

Die verschiedenen Mixturen an Cocktails und Schnäpsen verliehen dem Erbrochenen ein derartig ekelhaftes Aussehen, sodass sein Magen beim bloßen Anblick eine rasante 180 Grad Kehrtwende hinlegte und er sich im hohen Bogen aufs Neue erbrach. Erst nach einer geschlagenen Weile, als die Würggeräusche endgültig ausblieben und die Lage dadurch einigermaßen sicher schien, wurde der Grünhaarige mit viel Mühe und Kraft auf die Rückbank des Mini Coopers verfrachtet, wo er nach wenigen Minuten bereits friedlich zu schnarchen begann. Ruffy ließ sich seufzend auf dem Beifahrersitz nieder, während Vivi bereits den Motor startete. Bei Bonney würde sie sich später entschuldigen.
 

Wenig später war es natürlich wie üblich Pauly, der in den wundervollen Genuss von einer aggressiven Predigt der Pinkhaarigen kam.

„Arrrgh, ich glaub, ich dreh durch! Mein ganzes Geld ist in Vivis Tasche, Vivi ist weg, zusammen mit ihrem Auto, in dem zufällig auch noch meine Jacke liegt! Mir ist arschkalt und ich habe echt keinen Bock, nur wegen einem einzigen Cocktail mit dem Barkeeper in die Kiste zu springen. Das-“
 

Mit einer flinken Handbewegung gebot ihr der Blonde Schweigen, zahlte dem Barkeeper das Geld für ihren Drink, legte ihr seine schwarze Lederjacke um die Schultern und zog sie in Windeseile am Handgelenk aus dem Gebäude, über den Parkplatz bis zu seinem Auto. Irritiert über sein unnatürliches Verhalten, hatte es der Pinkhaarigen tatsächlich die Sprache verschlagen. Immerhin war sie der eigentlich dominierende Part in ihrer gemeinsamen freundschaftlichen Beziehung und gerade kam sie sich vor, wie ein ganz, ganz, ganz kleiner Zwerg im Gegensatz zu ihm…
 

Während Vivi mit ihrem Mini Cooper an der Ampel stand, beobachtete sie den abwesend wirkenden Strohhutträger, der nachdenklich aus dem Fenster starrte. Sie wusste, dass er im Moment wirklich sehr besorgt um seinen besten Freund war. Verständlich. Ein betrunkener Zorro war vergleichbar mit einem fliegenden Elefanten. Keiner konnte sich daran erinnern, den Grünhaarigen jemals so sternhagelvoll gesehen zu haben. Und irgendwie wurde Vivi das Gefühl nicht los, dass der heutige Ausnahmefall etwas mit Law zu tun hatte, da Zorros Abneigung ihm gegenüber seit geraumer Zeit wieder größer werden zu schien…

Nach weiteren stillen Minuten erreichten sie endlich den Parkplatz der Schule und zusammen mit Ruffy schleppte die Blauhaarige den weiterhin schlafenden Betrunkenen durch das halbe Schulhaus bis hin zu seinem Zimmer, wo er sich wie eine Katze in seinem Bett einrollte.

Leise verließen seine Freunde das Zimmer und schlossen seufzend die Tür.
 

Erschöpft atmete Vivi aufgrund der kraftaufwendigen Schleppaktion ein paar Mal tief durch, keuchte jedoch im nächsten Augenblick überrascht und erschrocken auf, als sie sich urplötzlich inmitten einer herzhaften Umarmung wiederfand, die ihr ein zartes Rosé auf ihre Wangen zauberte.

„Tut mir Leid, dass ich dir den Abend versaut habe.“, nuschelte Ruffy leise und vergrub seine Nase tiefer in ihr wunderschönes und weiches, blaues Haar.

„Das macht doch nichts. Zorro war viel wichtiger. Wir machen uns alle Sorgen um ihn.“, murmelte sie, nachdem sie die Sprache wiedergefunden hatte, und erwiderte die Umarmung, um ihn zu zeigen, dass er immer und jederzeit auf ihre Hilfe zählen konnte. Er dankte ihr, indem er sie kurz etwas fester drückte, während er fieberhaft überlegte, wie er den Abend doch noch irgendwie retten konnte.

„Los komm mit. Wir ziehen uns noch ’nen Film bei mir rein.“, meinte er nach einer Weile grinsend, rannte los und zog sie in Windeseile hinter sich her, was der Blauhaarigen letztendlich ein heiteres Lachen entlockte. Typisch Ruffy eben…
 

[…]
 

Irgendwann wurden die Tore zur Wiskey-Peak High geschlossen und somit endete dieser Abend.

Für die einen eher positiv.

Für die anderen eher negativ.
 

Zornig und wimmernd stolperte Hancock durch die Gänge der Schule. Ruffy war einfach verschwunden, ohne ihr Bescheid zu sagen, ihr Handy hatte den Geist aufgegeben, blind vor Wut war sie in die Kotze eines Betrunkenen getreten und der Absatz ihrer teuren Schuhe musste auf ihrem Fußmarsch zurück in die Schule in die Kanalisation abbiegen. Arghh!
 

Mucksmäuschenstill und mit hochgezogenen Schulterblättern saß Bonney auf dem Beifahrersitz von Paulys Land Rover. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und vermied es, den Blonden anzusehen. Stille war etwas sehr Ungewöhnliches zwischen ihnen. Und dennoch war sie dankbar, dass im Moment keiner das Bedürfnis hatte, zu reden.
 

Lächelnd drückte Ruffy der Blauhaarigen einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, ehe er die Bettdecke über ihr ausbreitete, nachdem er sie zuvor leise und behutsam in ihr Zimmer getragen hatte, da sie während des Films an seiner Schulter eingeschlafen war. Bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, musste er bei ihrem Anblick unweigerlich noch einmal grinsen.
 

Kid lag quer über das Sofa gestreckt und griff etwas unbeholfen nach der Flasche Whiskey, die beinahe leer war, was er knurrend kommentierte. Er trank den letzten Schluck und pfefferte die Flasche in eine Ecke seines Zimmers. Sternhagelvoll zündete er sich eine Zigarette an und klapperte die Fernsehprogramme nach einem ansprechenden Pornofilm ab.
 

Zorro lag nebenan und schlief so tief, dass er das Zerbärsten von Kids Whiskeyflasche gar nicht wahrnahm. Klar würde er diesen Suff am nächsten Tag sicherlich mit Kopfschmerzen büßen, aber für den Moment gab es ihm das angenehme Gefühl, betäubt durch die Wirkung des Alkohols, keine Gedanken an gewisse Personen verschwenden zu müssen.
 

Mit letzter Willenskraft löste sich Nami von Law, der sie im Eifer der feurigen Knutscherei gegen ihre Tür gedrückt hatte. Sie wusste, dass sie nicht mehr ganz nüchtern war und deswegen womöglich Dinge zulässt, die sie später bereuen würde. Lächelnd bedankte sie sich für den schönen Abend und wünschte ihm eine gute Nacht, ehe sie in ihr Zimmer schlüpfte...
 

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Sorry, dass es so lange gedauert hat! Abitur hält mich auf Trab...

Deutsch hab ich ja zum Glück jetzt hinter mir :DDDD

Ich hatte auch nicht so viel Zeit und kreative Ideen, was das Kapitel betrifft. Beim Nächsten gebe ich mir wieder mehr Mühe, versprochen! :)

lg ♥

Confused

Samstag – 9.00 Uhr – Tag nach Zorros Absturz.
 

Ruffys Sicht der Dinge:

„Du siehst echt beschissen aus…“
 

Zorros Sicht der Dinge:

Taktlose, uneinfühlsame, unsensible und äußerst unangebrachte Worte.

Verschwundene Bettdecke; damit auch kein Schutz vor gierigen Blicken und vor allem auch kein daraus faltbarer Würgstrick.

Beschissene Kopfschmerzen, beschissener Schwindel und beschissen flaues Gefühl im Magen!
 

Wie gerne hätte Zorro das Wochenende über komplett durchgeschlafen, ohne aufzuwachen, ohne sprechen beziehungsweise denken zu müssen und ohne am eigenen Leib zu spüren, wie sich beinahe-sterben anfühlte. Aber hier war er, sein bester Freund, der nichts Besseres zu tun hatte, als früh, SEHR früh am Morgen in sein Zimmer zu spazieren, das Fenster weit aufzureißen und vorsorglich seine Decke hinauszuschmeißen, ehe man auch nur auf die Idee kommen konnte, sie in irgendeiner Art und Weise für Gewalttaten zu missbrauchen. Stattdessen musste sich der Grünhaarige nun also mit dem Tatsache zufrieden geben, sein komplettes Schimpfwörterrepertoire an dem Störenfried auszulassen, während er ihn mit bloßen Händen zu erwürgen versuchte. Allerdings scheiterte das Vorhaben kläglich an seinem bleiernen Kopf, der verschwommenen Sicht und dem urplötzlichen Drang, sich zu übergeben, weshalb er kleinlaut und knurrend zurück in sein Kissen sank, das gnädigerweise nicht der Decke draußen am Schulhof Gesellschaft leisten musste. Übelkeit war seiner Meinung nach eine der schlimmsten aller Foltermethoden, die dem Menschen auferlegt wurden. Wieso konnte er nicht einfach Regelschmerzen oder irgendeinen ähnlichen Kinderkram haben?
 

„Du müsstest dich mal sehen. Dein Gesicht hat die gleiche Farbe, wie deine Haare.“
 

Recht viel mehr als ein Knurren fiel Zorro darauf nicht ein. Mühsam schälte er sich nach einer Weile aus dem Bett und taumelte blinzelnd durch sein Zimmer, um nach einem Shirt zu suchen, das nicht den stechenden Geschmack von Erbrochenem trug. Zu seinen Füßen erblickte er schließlich ein Schwarzes, das er sich sogleich angelte, es aber sofort bereute, als sein Magen wieder gefährlich zu protestieren begann. Für zukünftigere Sicherheit verstaute er ein Memo in seinem Hinterkopf, das ihn daran erinnern sollte, sich nicht kopfüber zu bewegen, wenn die Übelkeit in seinem Körper klar die Oberhand hatte. Frustriert stöhnte er auf und leerte die nächstbeste Flasche, die ihm in die Hände kam, glücklicherweise eine Wasserflasche, um zumindest seinen Mineralstoffhaushalt wieder auf die Beine zu bringen. Ein Räuspern seitens Ruffy machte ihn jedoch darauf aufmerksam, dass dessen Kommen um diese Uhrzeit einen anderen Grund hatte, als ihn lediglich auf die Palme zu bringen oder Krankenschwester für ihn zu spielen.
 

„Bevor du dich das nächste Mal ertränken willst, entschuldigst du dich einfach bei ihr. Ich habe euren Streit gestern in der Mensa beobachtet und ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, was du gesagt hast, um sie so zu verletzen. Ich weiß nur, dass sie Laws Gegenwart bevorzugt, weil er sich im Gegensatz zu dir nicht wie ein Bastard verhält…“
 

Sprachlos straffte der Grünhaarige die Schultern. Er kannte Ruffy von all seinen Freunden definitiv am längsten. Daher enttäuschte es ihn nun umso mehr, dass ausgerechnet sein Sandkastenfreund das Wort ‚Bastard’ an ihn richtete und mehr oder weniger scharf Kritik an ihm übte.

„Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass er sich nur verstellt und eigentlich der größere Bastard von uns beiden ist? Ich traue ihm nicht.“, giftete Zorro nun etwas gereizt.

„Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass er sich vielleicht geändert hat?“, konterte Ruffy geschickt und bemühte sich um Ruhe und Gelassenheit. Entsetzt entgleisten dem Grünhaarigen die Gesichtszüge. Wie konnte sein Kumpel nur nach all der Zeit so furchtbar naiv sein? Seine innere Ruhe verabschiedete sich mit einem plop und Rage übermahnte ihn:
 

„Ruffy, nimm die rosarote Brille ab! Wir reden hier von Law! Der Kerl ändert sich ni-“
 

Abrupt wurde er unterbrochen, als der Schwarzhaarige die Faust ballte und diese mit unglaublicher Geschwindigkeit mit der Wand nahe Zorros Kopf kollidieren ließ. Eine gewaltige Portion Adrenalin wurde im selben Moment durch den Körper des Grünhaarigen geschickt, sodass sich seine Atmung automatisch erhöhte. Mit geschockter Miene begegnete er der wütenden Grimasse des Schwarzhaarigen.
 

„Du weißt, dass ich den Typen auch nicht ausstehen kann, verdammt! Glaub mir, wenn er auch nur eine falsche Bewegung macht und sie in geringster Art und Weise verletzt, dann war das seine letzte Tat, aber solange er sich anständig verhält, können wir nichts ausrichten, kapiert?!“
 

Für ein paar Sekunden starrten sich beide wütend an und nurmehr das schwere Atmen brach stockend die Hochspannung im Zimmer. Erst als sich Ruffys Gesichtsausdruck entspannte und ein dickes Grinsen auf seinen Lippen Platz fand, kehrte wieder Ruhe und Gelassenheit in den Raum ein.

„Immerhin bist du jetzt nicht mehr so grün. Vergiss nicht, dich zu entschuldigen. Wir sehen uns später…“
 

[…]
 

Wären da nicht seltsamerweise die ihm unbekannten Schuldgefühle, die sich tief in seiner Brust verschanzt hatten, dann würde er sich nun sicherlich nicht ihrer Tür gegenüber finden und heftig mit sich diskutieren. Schon eine beachtliche Weile rang er mit seinem inneren Schweinehund, wog Vor- und Nachteile ab und versuchte, eine angemessene Lösung für das Problem zu finden, das seiner Ansicht nach eigentlich gar kein richtiges Problem war. Im Nachhinein konnte er selbst nicht mehr sagen, was der ausschlaggebende Punkt für sein Klopfen war und wieso er diese ungewohnte Nervosität in sich trug, als er ihren Schritten lauschte. Er konnte sich lediglich an ihre zuerst unergründliche und anschließend angewiderte und genervte Grimasse erinnern, als sie aus ihrem Zimmer trat…
 

„Oh, ist schon wieder Zeit für die ‚ich stampf dich in den Boden’- Tour? Wie schön!“
 

So nach dem Motto: Ironie und Sarkasmus sind meine Freunde, du Arsch. Gut, der Start ging ja mal ziemlich in die Hose. Ungeduldig tippelte sie mit dem Fuß, ihr Blick zorniger den eh und je.

„Ähm, hallo? Erklärst du mir jetzt, was du hier willst oder ist das wieder nur irgendeine krumme Nummer? Wenn ja, dann kannst du gleich wieder die Biege machen!“
 

Gott, er musste wie ein Trottel vor ihr dastehen! Jeder Muskel seines Körpers schien sich zu verkrampfen und sein Mund wollte partout nicht aufgehen, um den zuvor zurechtgelegten Worten freien Lauf zu lassen.

„EstutmirLeidwasichgesterngesagthabe.“, brachte er schließlich gebrochen hervor. Ihr Gesichtausdruck wurde zwar etwas weicher, aber trotzdem schien sie ihre Skrupel zu haben. Sie musste zugeben, dass sie eine Entschuldigung seinerseits nie erwartet hätte. Irgendwie war er nicht…der Typ dafür. Sein nervöses und kindliches Verhalten bestätigten das. Als er schließlich in unmännlicher Manier mit den Füßen am Boden scharrte, erbarmte sie sich und zuckte verzeihend mit den Schultern. Anscheinend reichte ihre Geste für die primitiven Bedürfnisse ihres Gegenübers aus, da er sich sichtlich entspannte und sein typisches Machogehabe wieder an den Tag brachte.
 

„Danke Süße, du bist die Gütigste unter den Gütigsten.“

Schmeicheleien konnten ja schließlich nie schaden. Noch ein nettes Lächeln und BÄÄM – dann wäre er der King! Nur leider übermahnte ihn diese fürchterliche Neugierde, die ihn wiederum zum Stottern und Zittern brachte.

„Also gestern…ähm du und Law. Also wie war…ich meine, seid ihr…ähm habt ihr-“

„Es geht dich zwar eigentlich nichts an, aber nein, Zorro, ich habe nicht mit ihm geschlafen. Nicht nach einem Date. Ich bin kein kleines Flittchen!“, antwortete sie in ihrer Ehre gekränkt und taxierte ihn erneut mit zornigen Blicken.

„Du brauchst nicht mit ihm zu schlafen, um für ein Flittchen gehalten zu werden. Du gibst dich mit ihm ab- das reicht manchen Leuten schon aus, um so etwas zu denken.“, murmelte er etwas trocken, auch wenn er wusste, dass solche Worte ziemlich dreist waren.

„Und wenn ich dir bereits am ersten Tag verfallen wäre, dann wäre ich natürlich kein Flittchen, oder?“, meinte sie mit zuckersüßer Stimme und der üblichen Portion Sarkasmus, ehe sie selbstsicher einen Schritt auf ihn zutrat. Für einen Moment schien er tatsächlich mit sich zu hadern, doch nach und nach schien er Gefallen an diesem Wortgefecht zu finden, weshalb er ebenso einen Schritt auf sie zukam und breit grinste.

„Nein, dann wärst du mein Flittchen.“

Einen Augenblick bekämpften sie sich nur mit Blicken, maßgeblich das große Luftholen vor dem Sprung, ehe die Orangehaarige von Rage gepackt wurde und mit der Hand ausholte. Grinsend blockte er ihren Angriff ab und fing mit Leichtigkeit ihre beiden Handgelenke mit seinen großen Händen ein.
 

Bevor sie auch nur überrascht aufkeuchen konnte, wurde sie von seinem stählernen Körper gegen ihren eigenen Türrahmen gepresst.

„Nicht ein zweites Mal, Süße.“, gluckste er sichtlich amüsiert, während er mit Genuss seine wehrlose Beute genauer begutachtete. Ihre Selbstsicherheit hatte sich unbarmherzig verabschiedet, sodass ihre Lippen nun bebten und ihre Knie zu zittern begannen.

„D-Du stinkst nach Alkohol. Geh duschen.“, fiepte sie nervös und wand sich aggressiv hin und her, in der Hoffnung, seinem eisernen Griff zu entkommen. Diese Stimulation entlockte ihm ein leises Knurren und nur mit Mühe und Not konnte er sich und seinen Körper beherrschen.

„Komm doch mit.“

Ein Versuch konnte ja nicht schaden, auch wenn er die Antwort bereits kannte. Während sie hektisch den Kopf schüttelte, ließ er vorsichtshalber von ihr ab, bevor sie wieder auf die glorreiche Idee kam, ihren Körper an dem Seinen zu reiben. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass er eine unglaubliche Fahne haben musste und da er so ein unglaublicher Gentleman war, wollte er ihre empfindliche Nase nicht weiter mit diesem Geruch belasten…
 

„Können wir…nicht noch einmal von vorne anfangen?“, meinte sie nach einer Weile zögerlich und hielt ihm schüchtern ihre Hand entgegenhielt. Sie hatte lange darüber nachgedacht und war schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl das Beste wäre, wenn sie alle so gut es eben ging miteinander auskämen.

„Hallo, ich bin Nami und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du damit aufhören würdest, neue Schüler zu piesacken.“, flüsterte sie leise und wartete angespannt auf seine Antwort.
 

Er beobachte ihre Hand argwöhnisch und schien angestrengt zu überlegen, was sie nach einer Weile sichtlich unruhig werden ließ. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen…

Skeptisch erkannte sie, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln formten und er ebenso die Hand ausstreckte, aber nicht wie erwartet ihren Handschlag erwiderte, sondern ihr eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr klemmte und anschließend zärtlich über ihre Wange streichelte, ehe er die Hand wieder zurück in seine Hosentasche gleiten ließ. Ein zarter Rotschimmer machte sich um ihre Nase breit und verdutzt wie sie war, klappte ihr der Mund auf, was sein Lächeln nur breiter werden ließ.

„Sei vorsichtig.“, sagte er letztlich ernst und schritt ohne auch nur ein weiteres Wort davon.
 

Verwirrt schloss Nami ihre Zimmertür und ließ sich auf ihr schneeweißes Bett fallen. Was bitte war das denn für eine Aktion gewesen? Sei vorsichtig? Wieso sollte sie denn bitte vorsichtig sein?

Skeptisch schritt sie in ihrem Zimmer auf und ab und überlegte fieberhaft, was diese Worte zu bedeuten hatten. Auch der Versuch, sich abzulenken, schlug grandios fehl. Egal, ob sie ihre Klamotten sortierte, ein Bild malte, ein Lied sang oder Sachen durch die Gegend pfefferte, sie konnte diese vermaledeite Neugierde und die Fragen in ihrem Kopf nicht abstellen. Fuchsteufelswild aufgrund der Tatsache, dass er es geschafft hatte, sie zu verwirren, stolzierte sie daraufhin durch die Gänge, auf der Suche nach Zorros Zimmer. Sie erhoffte sich lediglich eien Antwort auf ihre Frage...
 

Als er allerdings seine Tür öffnete, verlief der Plan nicht ganz plangemäß.

Immerhin hatte er sich ihre Worte zu Herzen genommen, sich geduscht und kultiviert. Der frische Geruch seines Aftershaves genügte vollkommen, um das eigentliche Anliegen für ihr Kommen ruckzuck aus ihrem Gedächtnis zu verbannen…

Lediglich in karierten Boxershorts bekleidet musterte er sie verdutzt mit einem verboten süß aussehenden Blick und neigte den Kopf dabei unbewusst leicht schief. Seine noch feuchten, handtuchgetrockneten Haare standen wuscheliger und strubbeliger von seinem Kopf ab, als man es erwartet hätte und ein paar kleine Tropfen perlten an den Enden ab. Mit trockenem Hals verfolgte Nami ein kleines Wasserrinnsal, das sich den Weg über seinen kräftigen, starken Hals bahnte. Gezwungenermaßen glitt ihr Blick über seinen muskulösen, braungebrannten Oberkörper- und entsetzt stockte ihr der Atem. Woher hatte dieser Kerl diese schockierende Narbe?

Die Frage lag schon auf ihren Lippen, aber gerade in dem Moment, als sie den Mund aufmachen wollte, hörte man, wie wenige Meter weiter eine Tür aufgerissen wurde und laute Stimmen ertönten. Blitzartig erwachte Zorro aus seinem verwirrten Zustand und presste der Orangehaarigen die Hand vor den Mund, erstickte somit auch den überraschten Ausruf und die Proteste, und zerrte sie letztlich geräuschlos zu sich ins Zimmer. Hastig schloss er die Tür, bugsierte das Mädchen herum, bis sie mit dem Rücken an die Tür stieß und rückte ihr so dicht auf die Pelle, dass er ohne Problem seinen Kopf über ihren Schultern platzieren und mit einem Ohr dem Streitgespräch lauschen konnte.

„Sei kurz ruhig.“, flüsterte er knurrend und herrisch, nahm aber zur Sicherheit seine Hand nicht von ihrem Mund. Eingeschüchtert wagte sie es kaum zu atmen, geschweige denn, sich zu bewegen. Ihre derzeitige Position, sandwichartig von Zorros Körper und der Tür gefangen gehalten, gewährte ihr sowieso keine Möglichkeit, auch nur einen Muskel zu rühren. Einzig und alleine ihre Augen schossen nur so hin du her, als sie seine fürchterlich schlimm aussehende Narbe genauer betrachtete, nun da sich ihr die Möglichkeit dazu bot.
 

– Wir hatten eine Abmachung! –

– Nana, sei nicht so ungeduldig, mein Freund. –

– Ich bin nicht dein Diener, merk dir das! –

– Tztztztz…du kleiner Schlingel hast heute wohl schlecht geschlafen. –

– Verpiss dich einfach, Mistkerl! –
 

Kein Zweifel - die Stimmen von Law und Kid. Der Zusammenhang blieb natürlich leider im Dunklen und nur zu gerne wüsste der Grünhaarige, was der Grund für diesen Streit war. Angestrengt und aufgeregt lauschte er weiter, in der Hoffnung, dass die Konversation eventuell weitergehen würde, jedoch konnte man nunmehr lediglich hören, wie sich eine Person, Law in diesem Fall, langsam entfernte, bis die Schritte letztlich komplett verhallten. Interessant, interessant. Ausgerechnet die Teufelsbrüder waren also nicht einer Meinung…
 

„Zorro?“
 

Oh, verdammt! Tief durchatmend und sich gleichzeitig auf die saftigste Tracht Prügel der Welt einstellend, löste er sich vorsichtig ein kleines Stückchen von ihr, um anhand ihrer Miene abzulesen, welch grausame Strafe ihm jeden Moment dafür blühen würde, sie halb mit seinem Körper zerquetscht, um ihren Lover ausgehorcht zu haben. Doch ihren Blicken nach zu urteilen, schien sie weder die Konversation vor der Tür bemerkt zu haben, noch den Plan zu fassen, sein eigenes, armes Ich zu foltern. Vielmehr hatte sie sichtliches Interesse an seinem Oberkörper gefunden zu haben, den sie aber seltsamerweise nicht mit lüsternen, sondern besorgten Blicken taxierte. Als sie erneut und womöglich unbewusst seinen Namen auf die sanfteste und sinnlichste Art und Weise vor sich hinflüsterte, musste er sich heftig auf die Zunge beißen, um das zustimmende Knurren in seiner Kehle zu unterdrücken. Ihre Stimmlage hatte, wie er beeindruckt zugeben musste, Pornocharakter…
 

Fieberhaft beobachte er ihre vollen Lippen, auf denen sie angespannt herumkaute, und unwillkürlich kam er ihr wieder ein Stück näher, um jedes noch so winzige Detail in ihrem hübschen Gesicht zu erforschen. Die beiden Hände, die er bereits zuvor neben ihrem Kopf platziert hatte, verkrampften deutlich, sodass die Knöchel und Venen hervortraten.

„Woher hast du diese Narbe?“, fragte sie ungläubig, während sich in ihrem Inneren ein sichtliches Duell zwischen Entsetzen, Sorge und Bewunderung abspielte. Der überaus lange Schnitt musste tief gewesen sein, da sonst nie ein derartig starker Schaden zurückgeblieben wäre. Ungläubig wie sie war, setzte sie, ohne recht über ihr Tun und Handeln nachzudenken, mit ihrem Finger an seiner linken Schulter an und berührte die malträtierte Haut vorsichtig. Sofort reagierte das empfindliche Gewebe und schickte elektrische Ladungen durch Zorros Oberkörper, was sich in einem Zucken äußerste. Fasziniert ließ sie ihren Zeigefinger ein paar Zentimeter nach unten wandern und registrierte dabei tief im Unterbewusstsein die stahlharten Muskeln unter ihrer Fingerkuppe. Mit Schrecken wurde dem Grünhaarigen bewusst, wie seine Atmung von Zentimeter zu Zentimeter schneller wurde und wie sich seine Miene gegen seinen Willen zu einer genussvollen Grimasse formte.
 

Ihre zarten Finger wanderten immer tiefer und tiefer…

…aber erst als die Narbe nahe seiner rechten Hüfte in den Boxershorts verschwand, schien sie die Realität wie ein spitzer Pfeil zu treffen. Ein knalliges Rot legte sich auf ihre erhitzten Wangen und quiekend entfernte sie ihre Hand mit all den verbotenen Gedanken, die sich gerade in ihrem Kopf abspielten. Aus dem festen Vornehmen, ihm bloß nicht in die Augen zu sehen, wurde schließlich nichts, da sein Kopf plötzlich so dicht vor ihrem Gesicht war, dass es physikalisch unmöglich war, keine Notiz von ihm zu nehmen. Entsetzt bemerkte sie, wie schnell und rasselnd sein Atem ging und wie ernst und zugleich amüsiert sein Gesichtausdruck doch war. Gott, in was für eine Situation hatte sie sich da nur wieder gebracht…
 

„Die Ursache für diese Narbe bleibt mein Geheimnis, aber ich gestatte dir liebend gerne, meinen Körper weiter zu erkunden.“
 

Mag sein, dass es an seinem guten Aussehen, seiner heiseren Stimme oder schlichtweg dem erotischen Moment lag; Fakt war, dass die Orangehaarige ohne Proteste ihre Augen schließen wollte, als er den letzten Abstand zwischen seinen und ihren bezaubernden Lippen zu überbrücken versuchte. Er wollte sie besinnungslos küssen und so fest an seinen Körper drücken, dass sie sich nicht mehr an den Idioten Law erinnern konnte, doch…

…ein Klopfen an der Tür riss beide so abrupt und unbarmherzig zurück in die Realität, dass sie erschrocken und erschüttert zugleich voneinander abließen und auseinandersprangen. Der anziehende, magische Moment verabschiedete sich und mit ihm alle erregenden Gefühle und Gedanken, die sich in den letzten Minuten in Zorros Körper aufgestaut hatten.

Welcher Bastard wollte sich jetzt wieder mit ihm anlegen und wieso hatte er ihn nicht kommen hören? Mhm, wahrscheinlich, weil er gerade…anderes im Kopf gehabt hatte…

Um Fassung ringend öffnete er schließlich die Tür, nur um in die Gesichter seiner beiden Freunde zu blicken. Wer solche Freunde hatte, brauchte keine Feinde mehr! Was wollten sie ausgerechnet JETZT?

Die Orangehaarige trat unbewusst neben den Grünhaarigen und versuchte immer noch verzweifelt, das Getane und nicht Getane zu verarbeiten und zu verdrängen. Verdutzt und verwirrt wurde sie von ihren Freunden angestarrt, als sie im Türrahmen erschien.

Die Blicke von Pauly und Ruffy wanderten synchron von Zorros nacktem Oberkörper, der sich schnell hob und senkte, zu seinem Gesicht, das leicht rot war, zu Namis Gesicht, das mehr als nur rot war, bis hin zu ihren geschwollen Lippen, auf denen sie die ganze Zeit herumgekaut hatte. Das war ausreichend Stoff für eine blühende Fantasie…
 

„Ahh, das ist nicht das, wonach es aussieht. Ich ähm…musste nur…also ich wollte eigentlich…ach egal…ich verschwinde!“, brachte sie stotternd hervor und machte blitzschnell den Abgang, während die beiden Jungs lachend zu Zorro (der rot und verwirrt und enttäuscht war) ins Zimmer traten.
 

„Habt ihr schon gehört, dass Chemikalien aus dem Labor gestohlen wurden? Smoker soll angeblich vor Wut kochen…“, eröffnete Pauly das Gespräch.

„Ich finde, die viel interessantere Frage ist doch, welche Chemikalien gestohlen wurden, oder nicht?“, warf Zorro in den Raum und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Ruffy, der zufälligerweise genauere Informationen hatte und sich in der Rolle des Informanten sichtlich wohlzufühlen schien, was sein unnatürlich großes und naives Grinsen, sowie die leicht überschwängliche Aufregung in seiner Stimme bezeugte, ließ seinem Geplapper freien Lauf, sodass die Wörter wasserfallartig aus seinem Mund sprudelten. Schön und gut, dass er sich wie ein Kleinkind darüber freute, seine wissbegierigen Freunde mit Wissen zufriedenzustellen, aber nichtsdestotrotz erschwerte es die Tatsache gewaltig, zwischen all dem Gesabber und Gestotter die essentielle Information herauszufiltern. Am Ende der gut dreiminütigen Rede konnte man genau zwei Wörter als brauchbar bezeichnen, während der Rest definitiv in den Sondermüll gehörte.

Man wusste nun, dass Chloralhydrat und ätzende Natronlauge aus dem Hochsicherheitsschrank im Chemielabor entwendet wurden.

Sowohl das seufzende Geräusch, das dem Blonden entwischte, während er sich unwillkürlich durch die Haare fuhr, als auch der nachdenkliche und ernste Blick des Grünhaarigen brachte die Vermutung nahe, dass hier wohl jemand richtig Ärger machen wollte.
 

Der Gesichtausdruck des Schwarzhaarigen hingegen spiegelte haargenau und überdeutlich wider, dass er absolut keine Ahnung hatte, von welcher entscheidenden Bedeutung dieses neuerworbene Wissen nun war. Er bereute es nun sogar ein klein wenig, damals im Chemieunterricht bevorzugt Experimente an/mit Fliegen durchgeführt zu haben, anstatt sich auf die wesentlichen Fakten des Unterrichts, die jenseits von Bumm, Peng und Knall lagen, zu konzentrieren.

Die Unruhe seiner beiden Kumpanen hatte sich nun auch hinterhältig auf seinen Körper übertragen und plötzlich fand er sich in einem Dilemma zwischen schlimmer Neugierde und dem Stadium des Nichtwissens, das für seine Nerven wohl günstiger wäre, wieder. Just in dem Moment entschied sich Zorro jedoch dazu, sein Wissen gnädigerweise mit ihm zu teilen, da er offenbarte, welche Substanz man im Falle einer Kombination dieser beiden Chemikalien erhalten würde. Sein Mund bewegte sich kaum und trotzdem kam das Wort klar und deutlich über seine Lippen, während für einen Augenblick ein gefährliches Blitzen in seinen Augen zu erkennen war.
 

„Chloroform.“
 

[…]
 

„Merkt euch, Scherben bringen Glück. Aber nur dem Archäologen~“
 

Baff, völlig überdimensional-mega-extrem-super baff verließ Nami wieder einmal das Archäologieklassenzimmer. Zugegebenermaßen war die Ursache für ihre gewöhnlich verwirrte, nachdenkliche Miene nicht das Fach selbst, sondern vielmehr die überaus reizende Dame, die es unterrichtete.

Miss Robin~

Ein Name, der Eisberge zum Schmelzen bringen konnte. Ihre Bewegungen waren galant und harmonisch schwingend, ihre Stimme war sehr sinnlich, eingepackt in Karamell und überzogen mit flüssiger Schokolade. Jeder einzelne ihrer Sätze beherbergte eine versteckte Botschaft, eine Anspielung, ein Rätsel. Zwar hegte Nami keinen Zweifel an ihrer eigenen Heterosexualität, aber sie musste sich eingestehen, dass diese Frau gewisse Reize hatte. Wenn es keine Männer gäbe, würde sich die Orangehaarige sicherlich in sie verlieben. Man fühlte sich automatisch mit ihr verbunden, als wäre man ein belangloses Magnet, das in den Strudel ihrer Anziehungskraft geraten war. Sie war das Sahnestückchen auf der Torte, das Heu im Nadelhaufen, die Achterbahn auf dem Rummelplatz oder kurz: Der Traum aller Männer.

Kein Wunder, dass der männliche Teil der Klasse satte 80 % einnahm…
 

Völlig in Gedanken versunken schlenderte sie den Gang entlang und quiekte letztlich erschrocken auf, als sie hastig am Arm herumgerissen wurde. Der Übeltäter stellte sich als Law heraus, der sie aus dunklen Augen anstarrte und schließlich verschmitzt lächelte. Anscheinend hatte er ihre kleine Knutscherei neulich nicht vergessen…
 

Zorro schleppte sich derweil zusammen mit Ruffy ebenso aus dem Klassenzimmer. Auch wenn Robins Körper noch so einladend war, konnte er sich nicht daran erinnern, jemals auch nur einen Gedanken an eine süße Sünde mit ihr verschwendet zu haben. Kein Gedanke, kein Reiz, keine Regung. Erstens war sie seine Lehrerin, zweitens hatte sie einen seltsamen, kalten Charakter und drittens war sie genauso billig wie manche Frauen an bestimmten Straßenecken

Seufzend marschierten die beiden Freunde nebeneinander her und machten sich auf den Weg zur Mensa. Es war gerade einmal Montag und noch vier weitere, nervenaufreibende, sinnlose, überflüssige, Kräfte kostende Schultage standen Zorro und seinem wohlverdienten Wochenende im Weg. Fakt war aber auch, dass seine Laune von Stunde zu Stunde weiter in unermessliche Tiefen driftete und er daher nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob er die freien Tage überhaupt erreichen würde, ohne vorher platzen zu müssen. Nicht einmal Shanks hatte es in der ersten Stunde geschafft, ihn mit Erfahrungen seines bisherigen Lebens aufzuheitern…
 

Und gerade schien seine Laune einen neuen Tiefpunkt anzustreben. Denn nicht weit vor ihnen erblickte er die beiden Turteltäubchen, wohl der entscheidende Grund für seine schlechte Laune, die ein sehr vertrautes Gespräch zu führen schienen, da Namis Wangen eine deutliche Röte angenommen hatten und Laws Blick mehr als tausend Worte sagte.

Dessen Blicke hatten in Zorros Augen immer etwas Eigenartiges, etwas Beunruhigendes, etwas Bösartiges an sich. Ein dunkles Schimmern, ein durstiges Lüstern, ein versteckter Hunger. Gesamt ein gefährlicher, nicht zu unterschätzender Blick…

Als der Grünhaarige annahm, dass ein noch tieferer Tiefpunkt nicht möglich wäre, beugte sich Law kurzerhand nach unten und drückte der Orangehaarigen einen kurzen Kuss auf, ehe er den Abgang machte und sie etwas perplex zurückließ. Neben sich hörte Zorro Ruffy deutlich vernehmbar seufzen. Wieso seufzte ausgerechnet er?
 

„Was hast du?“
 

Normalerweise sollte eine derartige Frage neugierig oder gar besorgt klingen. In Zorros Fall erweckte es allerdings eher den Anschein, als handle es sich dabei um eine Drohung, eine Warnung, eine Verwünschung, wenn nicht gar eine Kriegserklärung.

Ruffy, der sich sichtlich überrascht und überrumpelt fühlte, kam leicht ins Straucheln, nachdem ihm der Grünhaarige das imaginäre Knurrpaket an den Kopf geworfen hatte. Empört musterte der Schwarzhaarige seinen Freund.

„Was ich habe? Hör mal, wer von uns beiden hat hier die verdammte Ähnlichkeit mit einem blutdurstigen Massenmörder, der gerade eine weitere, schaurig-fürchterliche Tat plant? Ehrlich Alter, manchmal machst du mir wirklich Angst…“
 

Sein Gegenüber knurrte missmutig und seine furchteinflößende Miene wurde noch um ein paar Takte furchteinflößender, sodass Ruffy erneut ins Straucheln kam. Der Tag konnte eigentlich nicht recht viel schlimmer werden…

Als jedoch plötzlich vor ihm Boa Hancock auftauchte, wusste er, dass es eventuell ein großer Fehler war, sie am Wochenende so mir nichts dir nichts links liegengelassen zu haben. Frauen konnten zu richtigen Bestien werden, wenn man ihnen zu wenig oder in seinem Fall gar keine Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Und Bestie beschrieb ihr äußeres Erscheinungsbild äußerst genau!
 

„Ich habe also die Wahl zwischen dem Untier Minotaurus und der gefürchteten Medusa. Yeaaah Mann, big Jackpot! Ohhh, heey stooooopp! VIVI, WARTE AUF MICH! Dich schickt der Himmel!“

Hysterisch schreiend folgte der Schwarzhaarige in Windeseile dem Blauschopf in der Menge, um auf hoffentlich annehmlichere Gesellschaft zu stoßen, während Zorro und Hancock mit verschränkten Armen und einer mordslustigen Grimasse zurückblieben und ihre jeweiligen Opfer, sprich Law und Vivi mit Blicken zu töten versuchten.
 

„Ich würde ihr am liebsten die Augen auskratzen.“

„Ich würde ihm am liebsten die Haut abziehen.“

„Ich würde ihr am liebsten alle Haare einzeln ausreißen.“

„Ich würde ihm am liebsten so in seine Weichteile treten, dass-“

„Klappe halten. Beide. Oder – es – setzt – was!“, kam es drohend geknurrt von Bonney, die gerade mit Pauly zu den beiden gestoßen war. Sie kämpfte hart um ihre Kontrolle und Gelassenheit, wie man unschwer an den weißen Knöchelchen ihrer Fäuste erkennen konnte und da sie die letzten Worte gerade so liebevoll zwischen den Zähnen hervorgepresst hatte, verhielt sich Zorro lieber ruhig, anstatt zu riskieren, dass all die herrlich genannten Foltermethoden bald ihm selbst blühen würden. Wenn er in seiner bisherigen Schulzeit etwas gelernt hatte, dann das, dass mit einer fuchsteufelswilden Bonney absolut nicht gut Kirschen essen war. Er konnte sich noch zu gut an den Tag zurückerinnern, an dem sie ihm zwei Zähne ausgeschlagen hatte…
 

Während sie nach wiedergefundener Ruhe gemeinsam und mucksmäuschenstill den Weg zu Baked potatoes mit Sour Cream, frischem Barbecue, Coleslaw und Apple Pie fortsetzten, ließ sich der Grünhaarige ein paar Meter zurückfallen, sodass keiner seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck bemerken konnte.

Hatte sich Law wirklich verändert? War es fair, diesem Kerl mit hasserfüllter Grimasse entgegen zu starren, obwohl er Nami doch sichtlich glücklich machen zu schien? War das fair? Fair?
 


 

Ja…es war fair.

Es war verdammt gerecht und er hatte es verdient.

Denn er würde ihm nie im Leben verzeihen können…
 

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ABI DONE ;)

Yeaaah, kein Stress mehr :D Jetzt dann die Ferien durchfeiern und richtig fett Urlaub machen^^
 

ja Kapitel is mal bisschen länger geworden :D

Für diejenigen, die nicht wissen, was Chloroform ist: ein Betäubungsmittel.
 

lg ♥

Conscious

„Ich kann das jetzt nicht.“, flüsterte Nami schwer atmend und stieß Law unbeholfen von sich, dessen Absichten an diesem Morgen wieder einmal mehr als nur deutlich gewesen waren.

„Babe, wie lange willst du mich noch zappeln lassen?“, murrte der Schwarzhaarige genervt stöhnend, während er sich mit der Hand durchs Haar fuhr und seine Klamotten zurechtrückte. Die Orangehaarige antwortete ihm lediglich mit tiefem Schweigen. Sex war immerhin die intimste Sache zwischen zweier Menschen und tief in ihrem Inneren hatte sie das Gefühl, noch damit warten zu müssen, bis sie endgültig dafür bereit war, dieses Erlebnis mit Law zu teilen. Dass er davon sichtlich wenig begeistert war, erschien natürlich offensichtlich…

Entschuldigend starrte sie ihn an, bis er sich seufzend erhob und sich daran machte, ihr Zimmer zu verlassen, in das er sich heute Morgen so zufällig verirrt hatte.

„Wir sehen uns später.“

…und damit fiel die Tür möglicherweise etwas zu laut ins Schloss.
 

[...]
 

Donnerstag war ein schöner Tag. -Der Tag vor Freitag und damit der Tag vor dem Tag vor dem Wochenende. Gelangweilt hockte Nami in einem der stickigsten Klassenzimmer und lauschte eher halbherzig den Worten des langweiligsten Lehrers der ganzen Schule. Ein lautes Piepen und die darauffolgende Durchsage schafften es schließlich, dass Herr Igaram von seinem Buch für Politikwissenschaften aufsah und sein langweiliges Geschwafel über Gott und die Welt eeeeeeendlich einstellte. Nichts und niemand konnte dessen ewig andauernde Predigt normalerweise stören. Weder die Gummigeschosse, die gegen seine Stirn abgefeuert wurden, noch das Überschlagen von Hancocks Beinen in der ersten Reihe. Anscheinend machte er lediglich für Direktor Smokers krächzende und herrische Stimme eine Ausnahme…

„Achtung, es folgt eine wichtige Durchsage! Aufgrund gewisser Umstände, die euch Bälger absolut nichts angehen, muss ich euch mitteilen, dass der Unterricht morgen, am Freitag, zu meinem tiefsten Bedauern entfällt.“

Das machte diesen Donnerstag natürlich umso schöner!

Göttlich. Traumhaft. Wie Sex mit Zwillingen!

Wie Schüler (ausgeschlossen Nerds und Streber) nun mal üblicherweise so waren, reagierte man auf diese Mitteilung in gewohnter Manier mit Fußgetrampel, klatschendem Beifall und überlautem Gegröle, Gekreische und Geschrei.

„…und hört gefälligst mit euren beschissenen Jubelschreien auf, oder ich sorge dafür, dass das der letzte freie Tag in eurem Leben sein wird!“, kam sogleich der Nachtrag aus den Lautsprecherboxen und augenblicklich verstummte das Geschrei im kompletten Schulgebäude. Bei jeder anderen Person hätte man diese vermeintliche Drohung womöglich belächelt, aber Smoker war es tatsächlich glatt zuzutrauen…
 

Pläne für das verlängerte Wochenende schmiedend, verließen Nami und Vivi wenig später das Klassenzimmer, wo Bonney, die gerade eine Freistunde hinter sich hatte mit einer großen Schachtel Donuts grinsend auf die beiden wartete. Es dauerte auch nicht lange, bis Ruffys Nase am anderen Ende des Schulgebäudes die Spur der Süßwaren aufgenommen hatte und schwups- schon stand er beinahe sabbernd vor ihnen, Pauly im Schlepptau der bei dessen Anblick genervt mit den Augen rollte.

Als Law die Gruppe entdeckte und strahlend auf die Orangehaarige zukam, sie halb erdrückte, leidenschaftlich küsste und sie schließlich besitzergreifend an seine Seite tackerte, verschwanden auch endlich das mulmige Gefühl und die Schuldgefühle in Namis Magen, die sie seit heute Morgen mit sich herumtrug. Doch anscheinend war Law doch nicht in all zu überschwenglich guter Laune...
 

„Pinky, gehört das ganze Essen dir? Du gehörst wahrlich zur Nutella und Pommes Generation.“, stichelte Law spottend und lachte herzhaft über seinen eigenen Scherz.

Empört rissen die Umstehenden den Mund auf, darunter auch Nami, die sich plötzlich extrem unkomfortabel an Laws Seite fühlte. Es war immerhin äußerst dreist von ihm, Bonney so etwas an den Kopf zu knallen, da ihre Essgewohnheiten schließlich ihre eigene Sache waren und sie obendrein sowieso eine fabelhafte, kurvige und nahezu perfekte Figur hatte.
 

Sicher hatten alle Anwesenden, die Orangehaarige inbegriffen, damit gerechnet, dass die Pinkhaarige in gewohnter Manier das eingetroffene Schweigen mit Gekreische und Beschimpfungen brechen und mit Fäusten, Klauen und Zähnen auf Law losgehen würde. Doch überraschenderweise lächelte sie ihm nur herausfordernd ins Gesicht, während die Person neben ihr hingegen weniger ruhig blieb und bereits knurrend die Knöchel knacken ließ. Bevor er aber auch nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte, versperrte ihm Bonneys Arm den Weg.

„Lass ihn, Pauly. Du machst dir nur die Hände schmutzig.“

Beschwichtigend klammerte sie sich an seinen Arm und murmelte ihm beruhigende Worte zu, was ihn letztlich einigermaßen besänftige. Nichtsdestotrotz feuerte er todbringende Blicke auf Law ab, die dieser lediglich mit einem amüsierten Glucksen erwiderte.
 

Als hätte sie es ohnehin nicht anders erwartet, drohte die Situation völlig zu eskalieren, da Zorro lässig um die nächste Ecke spaziert kam. Sein verschwitztes Aussehen und die Sporttasche an seiner Seite ließen darauf schließen, dass er wohl gerade vom Sportunterricht kam. Mit leicht geöffnetem Mund hielt Nami die Luft an, als sie seinem intensiven Blick begegnete.

„Was willst du bei ihm, wenn du doch eigentlich einen richtigen Mann an deiner Seite brauchst?“, fragte er und legte den Kopf in fragender und leicht irritierter Manier schief. Seine Miene war entgegen ihrer Erwartung nicht provozierend, sondern zeigte vielmehr seine ehrliche Neugier und den Ernst seiner Frage. Seine warmen, fürsorglichen Augen gaben ihr das gute, familiäre Gefühl, wichtig und etwas Besonderes zu sein. Und noch dazu sah er im Moment so verboten süß aus, dass sie ihm sicher in die Arme gestolpert wäre, wenn da nicht der eiserne Griff Laws um ihre Hüfte wäre. Nichtsdestotrotz kam sie nicht darum herum, über seine Frage nachzudenken. Wie definierte man einen richtigen Mann?

Geschockt keuchte sie kurz auf, als ihr die Phantasie das Bild von Zorro an ihrer Seite in den Kopf setzte. War Zorro denn der Richtige für sie?
 

„Zorro, mein Guter. Sieh deine Niederlage ein. So hart kann es doch ohnehin nicht für dich sein. Du bist Niederlagen schließlich in allen Bereichen des Lebens gewohnt, hab ich Recht?“
 

Zum ersten Mal seit seiner Ankunft wandte der Grünhaarige seinen Blick von den schokoladenbraunen Rehaugen der Orangehaarigen ab und fixierte stattdessen Law, der ihm provozierend entgegengrinste. An dieser Stelle veränderte sich die Atmosphäre im Raum gewaltig. Ruffy stürzte entsetzt die Lippen und packte Zorro vorsorglich am Arm, mit dem simplen Vorhaben, seinen Freund zurückzuhalten, falls er plante, mit den Fäusten auf Law loszugehen. Es war, als hätte man die Temperatur im Raum um einige Grade erniedrigt. Zorro versteifte sich sichtlich und biss sich grob auf die Zunge, verharrte jedoch entgegen Namis Erwartungen an Ort und Stelle, während sein Blick in die Ferne abdriftete. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie zu erkennen, wie ein unendlich tiefer Schmerz in seinen Augen aufflackerte, ehe sie dunkel wurden. So rabenschwarz. So fern. So leer.

Er schluckte sichtlich schwer, seine Schultern waren defensiv nach oben gezogen, der Griff um seine Sporttasche wirkte verkrampft und wenn ihr ihre Fantasie keinen Streich spielte, war sie sich sogar sicher, dass seine Knie zitterten. Als neben ihr das triumphierende Glucksen Laws ertönte, senkte sie hastig den Kopf, weil ihr bewusst wurde, dass sie sich nie in ihrem ganzen Leben derartig geschämt hatte.

Beschämt, weil sie gerade eben auf der falschen Seite stand.
 

„Je länger sich eine Frucht von der Sonne bescheinen lässt, umso schneller verdirbt sie, Law.“, meinte er leise und obendrein leicht melancholisch. Ein kurzes emotionsloses Lächeln folgte.

„What the fuck? Geht’s du jetzt unter die Philosophen, oder wie? Naja, egal. Komm Babe, wir gehen.“

Abrupt wurde die Orangehaarige am Arm gepackt, herumgerissen und mitgezogen. Weil sie wusste, dass sie chancenlos war und keine entschädigende Worte finden würde, warf sie lediglich einen flehenden Blick über die Schulter und versuchte, Zorro damit klar zu machen, wie unendlich Leid ihr diese Situation tat.
 

In ihrem Zimmer angekommen, stürzte sich Law förmlich auf sie und ergriff sogleich Besitz von ihren weichen Lippen, während sie immer noch verzweifelt versuchte, die Situation von gerade eben zu verarbeiten. Nur halbherzig erwiderte sie die fordernden Liebkosungen ihres Freundes, was ihn allerdings nicht äußerlich zu stören schien.

„Wieso magst du Zorro nicht?“, brachte sie schließlich hervor, als Law für einen kurzen Moment von ihren Lippen abließ. Augenblicklich verfinsterte sich sein Blick und als hätte er sich plötzlich verbrannt, ließ er zuckend von ihr ab.

„Ähm, wie bitte? Ich will mit dir schlafen und du redest dabei über Zorro? Jetzt pass mal auf! Ich hab keinen Bock mehr darauf, mir jedes Mal von dir die Stimmung verderben zu lassen!“, fauchte er aufgebracht und deutete drohend mit dem Finger auf sie. Erschrocken wich sie vor ihm zurück.

„Nicht mit mir, Fräulein!“, presste er zwischen den Zähnen hervor und machte Anstalten, das Zimmer wie bereits am frühen Morgen wieder zu verlassen.

„Merk dir; ich bekomme immer was ich will!“

Und wieder wackelten die Wände, als die Tür mit aller Wucht zugeschlagen wurde.

Die Antwort auf ihre Frage blieb er ihr schuldig.
 

[…]
 

Betrübt und grüblerisch schritt die Orangehaarige kurze Zeit später durch den Park, um ihre Gedanken im Grünen unter blauem Himmel zu sortieren. Als sie Ruffy erblickte, der an einen Baumstamm gelehnt das schöne Wetter ebenfalls zu genießen schien, aber dennoch einen sorgenvollen Eindruck erweckte, gesellte sie sich aufmunternd lächelnd zu ihm. Mit ziemlicher Sicherheit konnte sie sagen, dass seine betrübte Miene denselben Ursprung hatte, wie die Ihre…

Es vergingen Minuten über Minuten, in denen nichts weiter als das Summen der Bienen und das Rascheln des Grases und der Blätter im Wind zu hören war.

Schließlich, als das Schweigen schier erdrückend wurde und die Neugier in Namis Innerem die Oberhand über Zweifel und Sorgen gewann, stellte sie die Frage, von der sie wusste, dass Ruffy sie mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit auch beantworten konnte. Ob er es tun würde, war eine andere Sache…

„Wieso haben die beiden so ein schlechtes Verhältnis zueinander?“

Die harten, beleidigenden und angespannten Wortgefechte, die verwünschenden, gehässigen Blicke auf den Gängen, in der Mensa, in den Clubs, im Klassenzimmer, der blanke Hass in den Augen des Einzelnen; dazu die Szene heute Morgen…

Menschen reagierten nicht grundlos empfindlich. Menschen hassten und verachteten sich nicht grundlos. Was auch immer Law und Zorro an Erinnerungen teilten, beherbergte auch den Grund für ihr Verhalten…
 

Der Strohhutträger wirkte auf ihre Frage hin leicht zerstreut und trübsinnig, als sein Kopf in den Nacken fiel und er gedankenverloren in Richtung Himmel starrte. Von ihrer Position aus konnte sie erkennen, wie sich die Wolken und die Sonne in den Augen des Schwarzhaarigen widerspiegelten, was ihn noch einen Tick abwesender erscheinen ließ. Nur äußerst selten konnte man in seinem Gesicht keinen Funken Freude und Glück ausmachen. Die leicht melancholische, ratlose und unansprechbare Seite, die er ihr gerade offenbarte, war so unpassend, so widernatürlich, so fremd für ihn, dass ihr bei seinem Anblick ein kalter Schauer parasitenhaft über den Rücken kroch. Und entgegen ihrer Erwartungen vertraute er ihr anscheinend genug, da er anfing die Geschichte zu erzählen.
 

„Du hast Zorro mittlerweile als einen typischen Kerl kennengelernt, der Gefallen an Frauen, Partys, Geld, Schlägereien und Aktionen, die sein Ego stärken, findet. Ich kenne ihn nun schon seit unserer Kindheit und glaub mir, wenn ich sage, dass er schon immer so war! Auf dem College lernten wir neue Leute kennen, darunter auch Law. Zorro und er waren, auch wenn man es sich kaum vorstellen kann, sofort ein Herz und eine Seele. Manchmal war ich sogar ziemlich eifersüchtig auf die beiden…“
 

Er lachte kurz auf, als ihn die Erinnerungen einholten. Doch schnell verblasste das Lächeln wieder und ein tiefes Seufzen entrann seiner Kehle, als er die Augen schloss, um das warme Gefühl der Sonne auf der Haut zu genießen.
 

„Nach einer Weile, wurden Zorros Schwester Kuina und Law ein Paar. Zorro liebte seine Schwester sehr und freute sich natürlich für die beiden. Aber dann, so plötzlich, passierte es und Kuina starb.“
 

Unwillkürlich biss sich die Orangehaarige auf die Lippe, als sie die neuen Informationen sacken ließ. Sie kannte den Schmerz des Verlustes nur zu gut. Selbst ein willensstarker Kerl wie Zorro konnte diesen Schmerz nicht leichtfertig an sich vorbeischieben.
 

„Daraufhin ist Zorro verschwunden, ohne Verabschiedung, ohne Nachricht, ohne auch nur ein einziges Wort. Ein ganzes Jahr, zwölf lange Monate wusste niemand, wo er sich aufhielt, geschweige denn, ob er überhaupt noch existierte. Eines Tages kehrte er zurück und verhielt sich so, als wäre nie etwas geschehen, als wäre er nie weggewesen. Und doch war er nicht mehr der Selbe…Aus einem, meiner Ansicht nach, unerfindlichen Grund, verabscheuten sich er und Law plötzlich aus tiefstem Herzen. Was auch immer zwischen den beiden vorgefallen war, hatte Zorro grundlegend verändert. Er ist härter geworden. Distanzierter. Empfindungsloser. Kälter. Es gibt Momente, so wie heute Morgen, da sehe ich in seine Augen und…erkenne nichts. Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass er nur noch eine leere Hülle ist. Seelenlos. Leblos. Er schweigt, was dieses Thema betrifft.“
 

Verständnisvoll nickte Nami und beobachtete den Strohhutträger dabei, wie er sich langsam erhob und zum Gehen abwandte.
 

„Ruffy? Wieso trägst du den immer?“, fragte sie neugierig und deutete auf seinen Kopf.

„Wieso ich immer diesen Hut trage? Weil er auf meinen Kopf passt.“, antwortete er traurig lächelnd und wandte sich endgültig von ihr ab.
 

Und während sich Nami ebenfalls erhob und langsam durch den Park spazierte, kaute sie wieder auf ihrer Unterlippe. Tief in ihrem Inneren konnte sie fühlen, konnte sie verstehen, dass es womöglich seine Gründe dafür gab, dass Ruffy ihr gewisse Dinge verschwieg.

Sein trauriges Lächeln hatte ihn verraten…
 

[…]
 

„ARRRGH!“

Nach der Szene mit Law heute Morgen, hatte sich Zorro in sein Zimmer zurückgezogen, wo er sich seit Stunden die Seele aus dem Leib schrie und so ziemlich alles zertrümmerte, was ihm in die Hände fiel.

Er hasste die Erinnerungen, die ihn jeden Tag einholten und ihn in den Wahnsinn trieben.

Er hasste Laws Provokationen, die Sticheleien, die Herausforderungen.

Er hasste dessen Worte, dessen Blicke, dessen Taten.

Er hasste die Tatsache, dass Nami an dessen Seite stand.

Es gab keinen Menschen auf dieser Welt, den er mehr hasste, als ihn!
 

So sehr er sich auch immer vorgenommen hatte, die alten Zeiten nicht wieder aufleben zu lassen; so sehr er sich auch geschworen hatte, nie wieder von seiner aggressiven Seite gebrauch zu machen…

Aber er wollte das Mädchen. Er wollte sie um jeden Preis. Und wenn es keine andere Möglichkeit gäbe, dann würde er wohl kein Risiko scheuen dürfen und einen Pakt mit dem Teufel eingehen müssen.

Er wollte nicht wieder verlieren. Er durfte nicht…

Wieder schrie er aufgrund seiner inneren Unmut und seines Dilemmas laut auf und räumte mit einer fegenden Handbewegung seine komplette Kommode ab. Keuchend und völlig fertig mit den Nerven stützte er sich mit beiden Händen auf der nun freien Fläche ab und starrte mit weit geöffneten Augen in den Spiegel…und erstarrte.
 

Genug war genug!
 

Seine Züge verhärteten sich, während er sich roboterartig auf der Stelle umdrehte. Mit schweren Beinen schritt er am Bett vorbei zu seinem Nachttischchen und griff mit gefährlich aufblitzenden Augen nach dem kleinen Fläschchen mit der hellblauen und, wie er insgeheim wusste, betäubenden Flüssigkeit.

Es war also soweit.

Anscheinend gab es wirklich nur diese eine Möglichkeit.

So sollte es also sein…

Er würde Laws Plan, ihn in den Wahnsinn zu treiben, nicht aufkommen lassen.

Action speaks louder than words - Die Tat wirkt mächtiger als das Wort.

Und schon bald würde es sehr viel Action geben…

Rasch verstaute er das Fläschchen sowie seine Autoschlüssel in der Hosentasche und zog aus der Nachttischschublade einen weiteren Gegenstand hervor, den er sich verstaute, ehe er zügig das Zimmer verließ.

Dabei ein breites, verschmitztes und hämischen Grinsen auf den Lippen.
 

[…]
 

Währenddessen kehrte Nami von ihrem langen Spaziergang zurück. Gemächlich schlenderte sie die letzten Rosengärten entlang und bog schließlich am Ende des Weges in Richtung Parkplatz ab, um schnellstmöglich in das Hauptgebäude zu gelangen. Abrupt machte sie jedoch Halt, als ein kalter Schauer über ihren Körper hinwegfegte und ihre kleinen, empfindlichen Nackenhärchen dazu beflügelte, stramm zu stehen. Gewöhnlich signalisierte ihr diese besondere Fähigkeit; diese seltene Gabe einen unmittelbaren und unberechenbaren Wettersturz. Doch die Kälte, die sich quälend langsam ihre Beine hoch schlängelte und das unangenehme Gefühl tief in ihrer Magengrube, waren ihr fremd.

Festgefroren, versteinert, regungslos verhaarte sie an Ort und Stelle.

Das hier hatte nichts mehr mit dem Wetter zu tun.

Die Reaktion ihres Körpers war vielmehr eine Art…

Warnung.

Und als sie hinter sich das Rascheln von Kleidung und das Knacken eines Astes hörte, wusste sie, dass sie ganz ganz ganz tief in der Scheiße steckte.
 

Schwarz-weiße Umgebung.
 

Urplötzlich, blitzschnell und ohne ihr die Chance zu geben, in jeglicher Hinsicht eine Reaktion zu zeigen, schlang sich ein muskulöser Arm von hinten um ihren Oberkörper, um ihre Arme bewegungsunfähig zu machen. Ehe sich auch nur erschrocken aufschreien konnte, wurde ihr von einem zweiten starken Arm ein großes Tuch, getränkt mit einer stechend riechenden Flüssigkeit gewaltsam auf die Nase und den Mund gepresst, sodass sich selbst der lauteste Schrei in ein unterdrücktes, gedämpftes Murren verwandelte. Instinktiv reagierte ihr Körper mit einem heftigen Zucken, als der Schrecken und der Schock wie eine große, vernichtende Welle auf sie hereinbrachen.

Fakt war, sie wurde gerade überfallen…
 

Kalte Brise.
 

Auf den anfänglichen Schock folgte augenblicklich die Angst und Panik. Intuitiv hielt sie die Luft an, um dem verheerenden Geruch zu entkommen, während sie verzweifelt versuchte, zu schreien, zu kreischen, zu quieken, sich irgendwie bemerkbar zu machen, um ihrem Peiniger und damit dieser furchtbaren Situation zu entkommen. Vergeblich zappelte, zitterte, strampelte sie und schlug mit den freiliegenden Körperteilen um sich, um den Angreifer eventuell mit einem Tritt gegen das Schienbein für kurze Zeit außer Gefecht zu setzten. Verzweifelt. Vergeblich.

Denn der Griff, der sie an Ort und Stelle gefangen hielt war so eisern und unüberwindbar stark, dass es einer zierlichen Frau wie ihr unmöglich war, dieser Lage ohne fremde Hilfe entkommen zu können.
 

Düstere Stille.
 

Ihre billigen Verteidigungsversuche verlangten mit der Zeit viel Kraft und Ausdauer von ihr. Ausdauer, die sie nicht besaß. Ausdauer, die verstärkt Sauerstoff für ihre geschundenen Lungen einforderte. Und auch wenn sie wusste, dass es im Moment falsch war, zog sie nach kurzer Zeit hektisch die Luft ein, um sich selbst vor dem qualvollen Ersticken zu bewahren. Doch die frische, reine Luft wurde ihr unbarmherzig verwehrt, als hätte man einen dicken Strick um ihren Hals gelegt, den man nun fest zuschnürte. Lediglich der stechende, dennoch süßliche Geruch, der auf dem Tuch lastete, wurde über ihre Nase zum Gehirn transportiert.
 

Dicke, drückende Luft.
 

Sofort bemerkte sie, welch fürchterliche Folgen ihr Tun und Handeln mit sich zog. Angefangen bei ihren kleinen Zehen breitete sich eine fürchterliche Taubheit parasitenartig über ihre einzelnen Gliedmaßen aus. Eine derartig schlimme Taubheit, die die Orangehaarige sogar vergessen ließ, dass diese Körperteile überhaupt noch existierten. Gewaltsam bahnte sich der fremde, betäubende Stoff einen Weg durch ihre Sinne und ihren Verstand, bis jegliche Gegenwehr abrupt eingestellt wurde und ihr Körper erbarmungslos erschlaffte. Wie ein Kleinkind alleine in der Großstadt. Wie ein Stückchen Steak im Löwengehege. Wie ein Käfer auf dem Rücken.

Wehrlos und hilflos…
 

Untergehende Sonne.
 

Kleine weiße und schwarze Flecken taten sich in Namis Blickfeld auf, die von Sekunde zu Sekunde größer wurden, ineinander überliefen und sich vermehrten, bis sich das Unterbewusstsein und die Sinnesorgane der Orangehaarigen endgültig verabschiedeten und damit komplette Dunkelheit über die junge Frau hereinbrach.

Rigorose, kalte, furchteinflößende Schwärze; totale, abscheuliche Finsternis.

Völlige Bewusstlosigkeit. Tiefe Ohnmacht.
 

Blutroter Himmel.
 

Sie spürte weder, dass sie in ein nahegelegenes Auto verfrachtet wurde, noch hörte sie, wie der Motor laut aufheulte und die Reifen quietschten. Und zu allem Überfluss konnte sie die ganze Zeit über auch keinen Blick in das Gesicht ihres Peinigers erhaschen, der ihr gegenüber erbarmungslos und unbarmherzig gehandelt hatte.
 

Dabei ein breites, verschmitztes und hämischen Grinsen auf den Lippen…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Bääääm. So siehts aus!

Cliffhanger :D

*teuflisches-freches-Grinsen*

Yoaa, hat länger gedauert. Sorry unso…

Lg ♥

Cruel

WICHTIG! – WICHTIG! – WICHTIG!

Ich mache meine Bemerkungen normalerweise immer am Ende des Kapitels. Allerdings muss ich hier eine Ausnahme machen, damit der folgende Text einigermaßen verständlich ist. Also…

Falls ihr euch noch erinnern könnt, stand Zorro im letzten Kapitel doch völlig aufgewühlt in seinem Zimmer, bis er sich das Chloroform schnappt und verschwindet. Am Ende des Kapitels wird Nami dann überfallen. Man hat aber nie erfahren, was in der Zeitspanne dazwischen passiert, sprich, was Zorro tut, nachdem er sein Zimmer verlassen hat. Und genau mit dem fängt dieses Kapitel an.

Bei Fragen – einfach fragen ;)

So, Ende. Sendepause. Viel Spaß beim Lesen!

Lg missfortheworld

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Ein überaus übertriebenes, heftiges und lautstarkes Klopfen an der Tür veranlasste Direktor Smoker dazu, erschrocken hochzufahren, sodass der größte Teil seines Kaffees Bekanntschaft mit seinem frisch gereinigten Hemd machte. Sein lautes Fluchen ging in ein mehr oder weniger männliches Gekreische über, als er sich der hohen Temperatur der braunen Brühe und der Tatsache bewusst wurde, dass sämtliche Akten auf seinem Tisch durchtränkt waren. Während er verzweifelt versuchte, den größten Schaden mit einem Taschentuch zu beseitigen, nahm er nur unbewusst wahr, dass der Grund für diesen Schlamassel bereits ohne konkrete Erlaubnis das Zimmer betreten hatte. Erst als er sich absolut sicher war, dass sowohl das Hemd, als auch die Arbeit der letzten 24 Stunden in den Müll marschieren würde, schenkte er dem unerwünschten Besucher eine wütende Grimasse.

„LORENOR!“

Das Knurren, sowie das verdächtige aggressive Zittern von Smokers Fäusten ignorierend stützte sich Zorro schwer atmend an der Schreibtischplatte des Schulleiters ab und fing gar nicht erst damit an, irgendwelche Höfflichkeiten an den Tag zu legen. Das Gemüt seines Gegenübers war sowieso schon längst am Gefrierpunkt angelangt…

„Wieso entfällt morgen der Unterricht?“

Wohl eine der Fragen, mit denen Smoker zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt gerechnet hätte. Ungläubig und verdutzt neigte er den Kopf leicht zur Seite und blinzelte häufig in kurzen Zeitabschnitten hintereinander, während in seinem Kopf die Zahnräder ratterten.

„Wie ich bereits in meiner Durchsage erwähnt habe, solltet ihr Rotznasen euch nicht in die Angelegenheiten der Schule einmischen.“, knurrte er bösartig und war nun aufgrund der in seinen Augen doch ziemlich dämlichen und überflüssigen scheiß Frage kurz davor, seine Beherrschung komplett zu verlieren.

„Das ist nicht meine gewünschte Antwort!“, brüllte der Grünhaarige aufgebracht und ließ beide Fäuste auf den Schreibtisch des Grauhaarigen niedersausen, sodass nun auch der Rest des Kaffees in die Umlaufbahn der Tasse geriet. Auf den Zügen des Direktors erschien daraufhin lediglich ein überhebliches, widerwärtiges Grinsen.

„Verlassen sie sofort dieses Büro.“
 

Nun war es Zorro, der sich arg darum bemühen musste, nicht vollkommen auszurasten. Die drohende Strafe wäre zu grausam, zu demütigend und zu fürchterlich…

Niedergeschlagen und mit zusammengepressten Zähnen schritt er zur Tür, bis ihn die rettende Idee wie ein spitzer Pfeil traf. Er konnte zumindest seine Ahnung bezüglich des Unterrichtausfalls äußern und beobachten, wie der Direktor darauf reagieren würde...

„Spurensicherung~“, flötete er also provokativ und zeigte Smoker grinsend über die Schulter seine weißen Zähne. Das war anscheinend ein Punkt, der seinen Vorgesetzten aus der Fassung bringen konnte, da sich auf seiner ärgerlichen Miene plötzlich Unsicherheit und Entsetzen abzeichnete.

„W-Woher weißt du davon?“

Zorros Grinsen wurde lediglich breiter.

Diese Frage hatte Smoker verraten…
 

Die Tür fiel mit einer Wucht hinter ihm ins Schloss, ehe er wieder zum Spurt ansetzte. Als er den Blick seitlich aus dem Fenster richtete und ein altbekanntes Auto erkannte, das sich rasch von der Schule entfernte, hoffte er inständig, den Ausgang der Schule ohne jegliche Komplikationen zu finden. Dafür blieb wohl keine Zeit…
 

Als er noch vor wenigen Minuten in seinem Zimmer nahe einem Nervenzusammenbruch gestanden hatte, offenbarte ihm ein Blick in den Spiegel etwas, dass ihm half, seine Gedanken zu sortieren. Denn neben seinem Spiegelbild konnte er noch etwas entdecken, was ziemlich schockierend war. Ein Fläschchen! Hellblaue Flüssigkeit, süßlicher Geruch. Ganz klar das gestohlene Chloroform.

Fragen über Fragen türmten sich daraufhin in seinem Kopf auf.

Wie kam dieses Fläschchen mit Chloroform in sein Zimmer? Wer hatte es gestohlen? Wieso war es fast leer?

Und außerdem...

Was für einen wichtigen Grund musste es geben, damit Smoker den Unterricht entfallen lassen muss?

Und dann konnte er die Puzzleteile in seinem Kopf endlich richtig anordnen.
 

Die Gesprächsfetzen, die er vor ein paar Tagen aufgenommen hatte.

Kid musste wohl die Drecksarbeit für Law erledigen und die Chemikalien aus dem Labor stehlen. Die erwartete Gegenleistung schien er allerdings nicht erhalten zu haben, weshalb ein Streit zwischen den beiden entfacht war.
 

Das leere Fläschchen in seinem Zimmer.

Beunruhigend! Vivi hatte ihm berichtet, dass die Orangehaarige noch nicht dazu bereit gewesen war, mit Law zu schlafen. Da er wusste, dass man das Gemüt eines Mannes nie unterschätzen sollte und der Schwarzhaarige zu allem fähig war, kam er nicht darum herum, sich Sorgen um die Orangehaarige zu machen. Außerdem wusste Zorro, dass er ein Dorn in Laws Augen war.
 

Ausfallende Unterrichtsstunden wegen Spurensuche.

Die Männer von der Spurensuche, die Cops, ein Detektiv – irgendjemand würde gewiss auf die Idee kommen, einen Durchsuchungsbefehl zu beantragen, der gestattet, sich Zutritt zu sämtlichen Räumen der Schule zu verschaffen. Zutritt zu den Toiletten, den Klassenräumen, den Zimmern der Schüler

Setzt man diese Idee in die Tat um, so würde man zweifellos das kleine Fläschchen in Zorros Zimmer finden, dessen hellblaue Flüssigkeit sich nach genaueren Untersuchungen sicherlich als Chloroform identifizieren ließ. Großartige Mühe beim Verstecken hatte man sich ja dem Anschein nach nicht gemacht. Mr. Smoker höchstpersönlich würde dafür sorgen, dass er regelrecht hochkantig rausgeworfen wurde. Und damit hätte man den Grünhaarigen, der als einziger Verdacht schöpfen könnte, aus dem Weg geschafft.
 

Sex mit Nami und Zorro loswerden.

Zwei Probleme, ein perfekt ausgeklügelter Plan…

-
 

Seine Lungen brannten und ächzten nach Sauerstoff. Mit vollkommen übersäuerten Muskeln erreichte er den Parkplatz der Schule und stieg in sein eigenes Auto. Die Reifen quietschten, der Motor heulte auf und mit Vollgas schoss er die Straßen entlang.

Er wusste genau, wo er hin musste...

[…]
 

Nur langsam konnte Nami ihre schweren Augenlider dazu bewegen, sich zu öffnen. Ihr Kopf drohte zu zerplatzen und ein mattes, schweres Gefühl lag über all ihren Gliedern. Erst nach und nach kamen die Erinnerungen zurück und zeigten ihr, was passiert war.

Sie wurde überfallen und betäubt...

Mühsam drehte sie den Kopf zur Seite, um sich ihrer Umgebung vertraut zu machen. Der Abend brach bereits an. Sie lag im feuchten Gras einer Wiese, nicht weit entfernt von einem kleinen Basketballplatz. Es war still, wie ausgestorben. Womöglich befand sie sich in einem der abgelegenen Stadtviertel.

Als neben ihr ein Geräusch ertönte drehte sie abermals den Kopf und erblickte eine Person, die sich ihr näherte. Erleichtert erkannte sie das vertraute Gesicht.
 

„Law. Puh, ein Glück. Ich wurde überfallen und...“

Abrupt stockte sie. Hier stimmte etwas nicht.

Sein rasselnder Atem. Sein hinterhältiges Grinsen. Seine Haltung.

Law war nicht ihr Retter. Law war der Täter!

„L-Law?“

Ihre Erleichterung war dahin. Mit seinen starken Händen nagelte er sie am Boden fest, während er sich über sie beugte und mit seinen Beinen die Bewegungsfähigkeit der Ihren einzuschränken versuchte. Steif wie ein Brett verharrte sie, als er abtauchte und ihren Nacken mit seinem Mund eroberte.

Er biss sie, saugte grob an ihrer Haut, markierte sie als seinen Besitz, sein Eigentum, bis die lädierte Haut mit Flecken und Striemen übersähen war. Ihr stockte vor Schock der Atem. Wo war der charmante Kerl geblieben, den sie vor wenigen Wochen kennengelernt hatte?

Keine Zärtlichkeit. Keine Liebe. Keine Sanftheit.

Nur seine Begierde, sein Hunger, sein Verlangen schien ihn zu treiben.
 

„Was tust du da?“, fragte sie leise und ungläubig. Unsicherheit schwang nun in ihrer Stimme mit. Ein mulmiges Gefühl schlich sich durch ihr Gedankenwirrwahr. Er würde sie doch nicht…?

Verzweifelt versuchte sie, sich frei zu strampeln, doch ihre kläglichen und kraftlosen Versuche blockte er unbeeindruckt ab.
 

„Merk dir eins, Fräulein! Ich bekomme immer, was ich will!

Sein fieses, markerschütterndes, bösartiges Grinsen brachte ihre Welt zum Einstürzen.

Er würde es doch tun.

Er würde sich holen, was er verlangte. Auch...mit Gewalt. Und diese Einsicht trieb ihr die Tränen in die Augen...

[...]
 

Währenddessen kam Zorros Auto quietschend zum Stehen. Rasant überquerte er den Zaun des altbekannten Basketballplatzes und sprintete zu der ihm vertrauten Wiese. Hier hatten er und Law früher viel Zeit verbracht, Spaß gehabt, gechillt.

Doch Zeiten ändern sich.

Er konnte das Szenario schon aus der Entfernung erkennen. Keuchend kam er schließlich zum Stehen und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden Personen auf sich.

„Lass – sie – los!“

Vergeblich um Beherrschung bemüht, betonte er jedes Wort mit einem Knurren, das er nur mit Mühe zwischen den Zähnen hervorpressen konnte. Sein Kiefer protestierte empört aufgrund des ungeheuren Drucks, den der Grünhaarige auf seine Beißerchen ausübte. Laws amüsiertes Glucksen brachte ihn zusätzlich noch mehr in Rage, sodass er unbedacht die Fäuste knacken ließ und schnellen Schrittes auf den Schwarzhaarigen zuhechtete, ohne dabei Acht auf seine Deckung zu geben. Getrieben von Wut und blind vor unendlichem Hass, bemerkte er zu spät, wie sein Gegenüber reaktionsschnell in die Jackentasche griff, um sich mit seinem Revolver zu verteidigen. Noch bevor dem Schwarzhaarigen sämtliche Knochen gebrochen werden konnten, zerriss ein markerschütternder, lauter Schuss die erdrückende Stille des Ortes, während sich die Kugel des gezogenen Revolvers unbarmherzig und spitz wie eine Lanze auf grausame und schmerzhafte Art und Weise durch Zorros Schulter bohrte. Aufheulend ging er die Knie und presste reflexartig die Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, während noch mehr Tränen aus Namis entsetzten und angsterfüllten Augen kullerten.
 

„Bastard!“, knurrte der Grünghaarige keuchend dem Gras zugewandt, gleichzeitig bemüht, nicht aufgrund der furchtbaren Schmerzen laut loszuschreien. Mit einem mehr oder weniger aufrichtig bemitleidenswerten Lächeln wandte sich Law von ihm ab und fuhr unbeeindruckt damit fort, seiner eigentlichen Zielperson die Klamotten brüsk vom Leib zu reißen.

Panisch begann Nami wieder zu schreien. Mit viel Glück schaffte sie es, ihn durch ihr wirres Schlagen und Treten zu treffen, sodass er empört aufknurrte und kurz mit seiner Tätigkeit stoppte.

„Du wagst es, einen Mann zu schlagen?“

Von Wut gepackt kam ihm nur eine einzige Möglichkeit in den Sinn, um seiner geschädigten Männlichkeit und seinem Stolz wieder auf die Beine zu helfen. Zuschlagen.
 

Namis gedankliche Zugfahrt durch die moralische und gesittete Welt machte abrupt Halt, als er sie ohne Vorwarnung so heftig ohrfeigte, dass einigen ihrer Tränen ein bemerkenswerter Freiflug gewährt wurde. Zorro protestierte nicht weit entfernt knurrend und versuchte sich zu erheben, was sich mit einer Schusswunde an der Schulter weitaus schwieriger gestaltete, als erwartet. Wimmernd sank er zurück in das Gras, während der Schwarzhaarige wieder zuschlug.

Und wieder. Und wieder. Und wieder.

Langsam aber sicher spürte sie den Schmerz in ihren Wangen nicht mehr. Genauer gesagt spürte sie ihre Wangen überhaupt nicht mehr. Taubheit kroch parasitenhaft durch ihr Gewebe.

Dass sie ihm daraufhin unverblühmt ins Gesicht spuckte, stellte sich als großer Fehler heraus. Gereizt ballte er die Hand zur Faust und ließ nun diese auf sie niedersausen. Dieses Mal spürte sie den Schmerz deutlich genug...
 

„Wenn du tatsächlich glaubst, dass ich mich zurückhalte, nur weil du ein Mädchen bist, dann muss ich dich leider enttäuschen.“

Und wieder schlug er zu.

Erbarmungslos. Knallhart. Bestialisch.

Ein schauriges Knacken ertönte, als gleichzeitig ein ungeheurer Schmerz von ihrer Gesichtsmitte in sämtliche ihrer Körperregionen schoss und sie wissen ließ, dass das mehr als einen Kratzer geben würde. Denn neben ihren Tränen spürte sie nun deutlich die zweite warme Flüssigkeit, die sich über ihre Wangen hinab in das Gras schlängelte.

Blut.
 

Wie konnte sie sich nur so in einem Menschen täuschen?

Wie konnte sie diesen Menschen, dieses Monster nur in Schutz nehmen?

Zorro hatte sie gewarnt, hatte ihr gesagt, sie solle vorsichtig sein. Zusätzlich schien keiner ihrer Freunde wirklich Gefallen an Law gefunden zu haben. Es gab genug Anzeichen, die zumindest Zweifel bei ihr hervorrufen hätten sollen. Doch wie immer war sie blind gewesen, hatte sich von falschen Illusionen leiten und ins Unglück stürzen lassen. War sie denn wirklich so unfähig, gute und schlechte Leute voneinander zu unterscheiden?
 

Und dann war da noch das schlechte Gefühl Zorro gegenüber. Er hatte sie womöglich nur beschützen wollen, während sie ihm hingegen von Anfang an die kalte Schulter gezeigt hatte. Ausgerechnet ihm.

So sehr sie sich auch gegen ihn gesträubt hatte; so sehr sie von seiner machomäßigen Art abgeneigt war; so gern sie ihn mit einem gezielten Tritt in die Weichteile zum Mond geschickt hätte; so sehr sie immer versuchte, auf eigenen Beinen zu stehen; so musste sie sich nun eingestehen, dass sie auf ihn angewiesen war.

Ohne Zorro würde sich Law nehmen, was sie nicht bereit war, ihm zu geben.

Ohne Zorro würde sie dieser Situation nicht entfliehen können.

Ohne Zorros Hilfe…wäre sie verloren.
 

Zwischen all den Tränen, die ihre Sicht eindämmten, konnte sie verschwommen den funkelnden Ausdruck in den Augen des Schwarzhaarigen erkennen, als es ihm endlich gelang, sie von ihrer störrischen Bluse zu befreien.

Eitelkeit.

Eine ihrer charakterlichen Schwächen, wie ihr in diesem Moment bewusst wurde…

Sie legte sehr viel Wert auf ihr Äußeres, angefangen bei dem Tragen von moderner und aufreizender Unterwäsche. Nie hätte sie geglaubt, dass ihr der rote, mit Spitze versehene Bh, den sie als Geschenk ihrer verstorbenen Schwester wie ihren eigenen Augapfel über die Jahre behütet hatte, irgendwann einmal zum Verhängnis werden könnte. Und nun da Law freie Sicht auf ihren nackten, nahezu perfekten Oberkörper hatte und seinen hungrigen Blick über jede Stelle der neu freigelegten Haut schweifen ließ, da wünschte sie sich aus tiefstem Herzen, nicht ganz so perfekt zu sein, wie sie es oft genug zu hören bekam.

Sie wollte unförmige Brüste, Körbchengröße A statt D.

Schmale Hüften, schlecht verteilte Proportionen.

Speckröllchen, die sie pummelig wirken ließen…

…ihn eventuell abschrecken würden.
 

„Grr, sieh dich doch nur an! Als würdest du danach fragen…“, brachte Law heiser keuchend hervor und senkte seinen Kopf, um seine Zunge im Tal ihrer Brüste zu versenken.

Weitere Tränen flossen in das Gras, als die Emotionen wie eine todbringende Welle auf sie hereinstürzten. Ein beschmutztes und benutztes Gefühl baute sich in ihrem Körper auf, während ekelerregende Schauer von ihren Zehen bis zum Hals krochen.

Als sie Zorro wieder hörte lautstark protestieren hörte, da realisierte sie, dass sie sich noch nie so sehr vor einem Menschen geschämt hatte. Anstatt ihm zu vertrauen, hatte sie ihn fallen gelassen. Ein fataler Fehler, wie sie nun erkannte. Und es tat ihr so unendlich Leid…

Die Tränen stoppten nicht.

Der Schmerz stoppte nicht.

Seine Triebsucht stoppte auch nicht.
 

Als er sich letztlich auch an ihren Shorts zu schaffen machte und damit jeglicher Funken Hoffnung aus ihrem Körper zu weichen drohte, ertönte schließlich der zweite Schuss an diesem Abend, der ihr wieder den Schrecken in die Glieder trieb. Mit weit aufgerissenen Augen begutachtete die junge Frau das verzerrte Gesicht des Schwarzhaarigen, der nach wenigen Sekunden laut aufheulte, ehe sich sein Körper sichtbar versteifte. Erst als Law über ihr zusammenbrach und mit seinem schweren Körper jammernd und stöhnend auf ihr liegen blieb, realisierte sie das Geschehene.

Als sie ihren Blick schweifen ließ und Zorro erkannte, der sich einige Meter entfernt mit eigener erhobener Waffe aufgerichtet hatte, verspürte sie kurz ein kurzes Gefühl des Glücks und der Erleichterung.
 

„Streifschuss.“, erklärte er ihr beschwichtigend auf der einen Seite, um ihr die Angst zu nehmen, und warnend auf der anderen Seite, weil es somit nicht lange dauern würde, bis sich Law wieder erheben konnte. Angewidert kämpfte sie sich unter der Last des Körpers hervor und torkelte auf den Grünhaarigen zu. Zittrig machte sie mit genügend Abstand zu ihm Halt und begann ängstlich zu wimmern.
 

„Ich tue dir nichts. Versprochen.“, meinte er mit einem warmen, fürsorglichen Lächeln und streckte ihr seine Hand entgegen. Noch immer zitterte sie am ganzen Körper, als sie vorsichtig einen Schritt auf ihn zu ging.

„Ich bringe dich hier weg. Weg von diesem Mistkerl.“

Scheu griff sie schließlich nach seiner Hand und ließ sich zu ihm ziehen. Selbst im spärlichen der Straßenlaterne konnte Zorro nun erkennen, wie schlimm sie zugerichtet worden war. Ihre Oberlippe war aufgerissen und blutete. Um ihr rechtes Auge zeichnete sich bereits ein violettfarbener Bluterguss ab und obwohl er kein Arzt war, war dem Grünhaarigen klar, dass ihre Nase gebrochen war. Das rote, verschmierte Blut auf ihren Wangen zeichnete sich kontrastreich zu der sonst so blassen Haut ab und dunkle Ringe und Schatten lagen über ihren verweinten Augen. Dreck und Grashalme hatten sich in ihrem dichten, orangen Haar verfangen und die Tatsache, dass der gebliebene Rest an Kleidung zerfetzt und verschmutzt war, sprach sowieso für sich.

Sie sah aus wie Hölle!
 

Doch das sollte er ihr besser fürs Erste vorenthalten. Auch wenn seine Schulter heftig protestierte, hob er sie auf seine Arme und rannte in Richtung Parkplatz.

Dort angekommen öffnete er ihr die Tür für den Rücksitz, ließ sie hineinklettern und gab ihr seine schwarze Lederjacke, die er im Kofferraum aufbewahrt hatte. Dankend versuchte sie zu lächelnd, auch wenn stattdessen nur weitere Tränen zum Vorschein kamen. Behutsam schloss Zorro die Tür, um sie nicht zu erschrecken, ehe er selbst einstieg und losfuhr.
 

„D-Du hast ’ne Knarre?”, brachte sie nach einer Weile kleinlaut und ungläubig hervor.

„Welcome to America, Honey.“, seufzte er nur.
 

Es gab da wirklich einiges zu erklären.

Aber zuerst würde er höchstpersönlich dafür sorgen, dass sie sicher in ihrem Zimmer war…

Chary

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h in der Ortsmitte und nach etlichen, versehentlich übersehenen roten Ampeln, dem ein oder anderen empört hupenden Autofahrer und den zu Tode erschrockenen Erdmännchen, Eulen und Igeln, erreichte Zorros Wagen überraschenderweise unbeschadet den Parkplatz des Schulgebäudes. Je näher sein Wagen dem Schulgebäude gekommen war, desto heftiger wurden Namis Schüttelattacken. Beruhigend nahm er sie an der Hand und führte sie zum Hintereingang, um ihr die neugierige Meute an Schülern in der Eingangshalle zu ersparen. Dankbar erwiderte sie den Druck seiner Hand und zeigte ihm damit zusätzlich, dass sie sich vollkommen wohl in seiner Gegenwart fühlte. Selbst seine tiefe, raue Stimme verstreckte sie nicht, sondern hatte eher einen beruhigenden Einfluss.

„Ich weiß, dass du einen Fachmann bevorzugen würdest, aber das Privatkrankenhaus verlangt ein Vermögen und würde dich hochkantig aus der fein säuberlich polierten Eingangshalle werfen. Das ‚normale’ Krankenhaus hingegen ist so überfüllt, dass du möglicherweise erst in ein paar Tagen behandelt wirst, da es sich bei dir um keinen Notfall handelt. Der Schularzt ist ein guter Freund von mir. Er hat mir schon häufig das Leben gerettet. Bestimmt kann er dir helfen.“

Wachsam durchquerten sie die Korridore, darauf bedacht, keiner Menschenseele über den Weg zu laufen, bis die Krankenstation in Sicht kam. Ein kleines Schild war auf Augenhöhe angebracht:
 

Dr. Tony Tony Chopper – Schularzt
 

Zögerlich klopfte der Grünhaarige und wartete geduldig, bis eine mickrige, jedoch süße Gestalt den Kopf durch die Tür steckte. Beim Anblick der zwei blutverschmierten Personen keuchte der kleine Mann erschrocken auf und binnen weniger Sekunden wurden sie beide in die Praxis gezerrt und Nami auf einen Behandlungsstuhl bugsiert, wo sie augenblicklich genauer in Anschein genommen wurde.

„Nasenbluten, Schwellung und Verfärbung des Nasenrückens und dazu die Schiefstellung der gesamten Nase sind Anzeichen genug. Es handelt sich hierbei um eine Nasenbeinfraktur. Das bedeutet, dass die Nasenscheidewand gebrochen und dadurch verschoben ist. Zum Glück sind die benachbarten Regionen, wie der Oberkieferknochen nicht davon betroffen.“
 

Nami wusste auf die schnelle Diagnose des Doktors hin nicht so recht, ob sie weinen oder lachen sollte. Letztlich verblieb sie bei einer emotionslosen, steifen Miene, was in ihrer Lage mit Abstand die wenigsten Schmerzen mit sich trug. Etliche Minuten ließ sie weitere Untersuchungen samt Röntgen über sich ergehen, bis Chopper wieder das Wort erhob.

„Das Röntgenbild bestätigt meine Vermutung, dass der Bruch weitaus weniger schlimm ist, als du es womöglich befürchtest. Gips und Schiene bleiben dir somit erspart. Allerdings müsste man die Bruchstücke schnellstmöglich wieder richtig zusammenfügen, einrenken, da die Knochentrümmer schon nach kurzer Zeit an ihrem jeweiligen Ort verbleiben; festwachsen.“
 

Die Nase wieder einrenken?

„T-Tut das weh?“, fragte sie daraufhin ängstlich.
 

Chopper lächelte warmherzig.

„Ich werde dir ein Schmerzmittel verabreichen, sodass die Behandlung völlig schmerzfrei ist. Die Schwellung und die farbigen Blutergüsse werden jedoch ein paar Tage andauern. Auch die Atmung könnte teils eingeschränkt sein. Aber das kriegen wir schon hin.“

Ihr blieb wohl keine andere Wahl. Zustimmend nickte sie und beobachtete den kleinen Arzt beim Treffen von letzten Vorbereitungen, während sich Zorro neben ihr niederließ und erneut nach ihrer Hand schnappte, um sie zu ermutigen. Das Schmerzhafteste an der ganzen Prozedur war lediglich der Einstich der Betäubungsspritze in das empfindliche Gewebe ihrer Nase. Die Wirkung setzte augenblicklich ein und vorsichtig setzte Chopper schließlich sein „Werkzeug“ an, das mit dem nötigen Druck für eine schnelle Reposition der Trümmer sorgen sollte.
 

Zu ihrem Erstaunen dauerte die Behandlung nur wenige Sekunden und brachte wirklich keine Schmerzen mit sich. Aber das Blut, die medizinischen Instrumente, der stechende Geruch des Betäubungsmittels und das eklig klingende, knackende Geräusch, das beim Einrenken ihrer Nase ertönte, sorgten dafür, dass ihr Magen eine 180 Grad Kehrtwende hinlegte. Von plötzlicher Übelkeit übermahnt, presste sie ihre Hand fest vor den Mund, um zu verhindern, dass sie ihren Mageninhalt vor die Füße des Arztes entleerte.

Gott, sie musste mit ihrem blassen Gesicht, den Schwellungen, Blutergüssen, Schrammen, zersausten Haaren und dem Blut aussehen wie ein Monster.

...oder eine mittelmäßige Boxerin.
 

Chopper wandte sich nun seufzend seinem nächsten Patienten zu, handelte aber weitaus weniger freundlich.

„Du wurdest schon wieder angeschossen? Mensch, Zorro!“, zischte er vorwurfsvoll und begann gnadenlos mit der Desinfektion der Wunde.

Der Grünhaarige zog aufgrund der brennenden Flüssigkeit sofort scharf die Luft ein, verhielt sich aber ansonsten ruhig und gelassen. Geduldig harrte er aus, bis letztlich ein dicker weißer Verband seinen Oberarm und die Schulter zierte. Er war eben doch schon ein großer Junge mit überdimensional großem Ego...
 

Zum Abschied drückte der kleine Arzt ihnen zwei Tuben in die Arme. Ein Desinfektionsmittel, sowie eine spezielle Kühlsalbe für ihre geschundene Nase. Dankend verließen sie das Krankenzimmer und atmeten erst erleichtert auf, als sie Namis Zimmer erreichten. Ohne große Umschweife marschierte Zorro in das Badezimmer, schnappte sich einen Waschlappen und hielt ihn unter den Wasserhahn, während die Orangehaarige ihre Klamotten wechselte.
 

Nach geduldigem Warten, konnte er an ihren Augen erkennen, dass der Schock noch sehr tief saß. Zum ersten Mal seit dem Überfall hatte er die Möglichkeit, ihr Gesicht mit genügend Licht zu begutachten.

„Wie bestialisch muss man sein, um Hand an eine derartige Schönheit anzulegen?“, fragte er leise, mehr an sich selbst gewandt und entfernte die blutigen Spuren in ihrem Gesicht vorsichtig mit dem angefeuchteten Waschlappen. Aus purer Verlegenheit färbten sich ihre Wangen sofort deutlich roséfarben. Derartig zärtliche, sanfte Berührungen und einfühlsame, zuckersüße Worte hätte sie dem Obermacho der Schule wirklich ganz und gar nicht zugetraut.

Das war nun schon das zweite Mal an diesem Tag, dass sie sich in einem Menschen vollkommen getäuscht hatte…
 

Als sämtliches eingetrocknete Blut von ihrer butterweichen Haut verschwunden war, schenkte er ihrer angeschlagenen Nase seine vollste Konzentration. Die aufzutragende Salbe hatte einen angenehm kühlenden Effekt und trug hoffentlich zu einer schnelleren Genesung bei.

Das Desinfektionsmittel für ihre aufgeplatzten Lippen war allerdings weniger schmerzfrei. Da die Hautfetzen in alle möglichen Richtungen abstanden, lag die eigentliche Wunde komplett frei, sodass das typische Brennen beim Einbalsamieren noch intensiver war, als gewöhnlich. Doch obwohl es ihr die Tränen in die Augen trieb und die Stille durch ihr ständiges Wimmern durchbrochen war, hielt sie tapfer vollkommen still, bis der Grünhaarige seine Arbeit vollendet hatte.
 

Nach einer längeren, peinlichen Stille, schenkte er ihr schließlich ein letztes warmes Lächeln und wandte sich zum Gehen um.

Erst da begriff die Orangehaarige, dass er sie nun verlassen würde. Er hatte seinen Job erledigt und würde die Nacht wohl liebend gerne in seinem eigenen Zimmer verbringen wollen, sie damit endgültig alleine lassen. Die Angst wurde sofort wie ein Lauffeuer in ihr entfacht…

„Nicht gehen!“, rief sie hysterisch und schnappte panisch nach seinem Arm. Als Zorros Augenbraue verwirrt nach oben wanderte, schoss ihr augenblicklich wieder sämtliches Blut ins Gesicht. Als hätte sie sich verbrannt, ließ sie ruckartig von ihm ab und richtete ihre Augen beschämt auf die Musterung des Dielenbodens, um dem intensiven Blick ihres Gegenübers zu entgehen.
 

Er spürte die Panik. Jede Pore schrie danach. Ihr Puls musste rasen, ihr Körper beben. Sie musste schreckliche Angst alleine haben...

Schmunzelnd kickte er seine Schuhe von den Füßen und sah sie mit erwartungsvoller Miene an. Als sie endlich begriff, schoss ein angenehmes Gefühl der Erleichterung durch ihren Körper. Er würde bei ihr bleiben!
 

„Mein Shirt ist voller Blut.“, stellte er leise fest und wies entschuldigend auf das blutverschmierte weiße und zerrissene Shirt hin.

„Zieh es aus.“, antwortete sie hastig und unterdrückte den kalten Schauer, der ihr bei dem Anblick des Blutes über den Rücken zu laufen drohte. Schnell wandte sie den Blick ab und krabbelte unter ihre Bettdecke.

„Wie konnte ich das vergessen. Meine Brust wirkt ja so anziehend auf dich…“, entgegnete er grinsend und fing geschickt ein Kissen ab, das mit voller Wucht auf ihn zugeflogen kam. Amüsiert glucksend zog er sich das Shirt mühsam über den Kopf und ignorierte dabei den schmerzhaften Protest seiner Schulter, bevor er sich schließlich auch in die Federn fallen ließ.
 

„Versuch zu schlafen, Süße.“, flüsterte er, als er sich ihr zuwandte, um einen kleinen lieblichen Kuss auf ihrer Stirn zu platzieren. Sie antwortete mit einem Nicken und zog sich die Bettdecke bis zur Nase, gleichzeitig schwer darauf fixiert, wieder gegen die verflixte Röte in ihrem Gesicht anzukämpfen. Wie oft war das heute schon passiert?

Glücklicherweise schien der Grünhaarige keine Notiz von ihrer plötzlichen Verlegenheit und Nervosität zu nehmen, da er sich kurz aufrichtete, um das Nachttischlämpchen auszuknipsen, sodass lediglich das Licht des Mondes den Raum erhellte.

Dann war es still.

Mit genügend Abstand, Rücken an Rücken lagen die beiden nun in dem großen, schneeweißen Bett. Die Stille und die Dunkelheit schienen die Orangehaarige zum Nachdenken zu bewegen, bis eine große, Erkenntnis bringende Welle auf sie einstürzte. Law hatte sie betäubt und entführt, beinahe vergewaltigt, geschlagen und Zorro angeschossen.

Es hätte weiß Gott was passieren.

Es hätte viel schlimmer kommen können.

Es könnte immer noch schlimmer kommen!

Er könnte sich rächen, sich holen, was er verlangte und es würde ein Leichtes für ihn sein. Er müsste nur die Tür aufbrechen, hereinspazieren und vollenden, was er angefangen hatte…
 

Minute um Minute strich vorbei und seufzend beobachtete Zorro, wie der Digitalwecker Mitternacht ankündigte. So ging es nicht…

Obwohl er mit etwas Abstand zu ihr lag, konnte er deutlich spüren, wie heftig sie am ganzen Körper zitterte, wie die Decke dabei raschelte und wie das Schluchzen sowie das Wimmern so laut und deutlich wurde, dass es nicht mehr von der Decke erstickt werden konnte.

„Nami?“, meinte er zögerlich und bemerkte den überraschten und erschrockenen Ruck, der durch ihren Körper ging. Offenbar hatte sie gedacht, dass er bereits eingeschlafen war…

Wie so oft vertraute er auf sein Bauchgefühl, rückte deshalb zu ihr auf und zog sie vorsichtig in seine Arme. Als sie sich zunehmend versteifte und verkrampfte, hauchte er ihr erneut einen Kuss auf die Stirn und kraulte sie zärtlich im Nacken. Seine Nase vergrub er in ihrem weichen Haar, um den sinnlichen Duft zu inhalieren, der ihn sofort in eine Art Rauschzustand versetzte. Instinktiv verstärkte er seinen Griff und versuchte, mit seiner Nähe so viel Sicherheit und Geborgenheit auszustrahlen, wie möglich.

Und urplötzlich waren alle furchteinflößenden und grauenvollen Gedanken wie weggeblasen. Ihr Gehirn schien sich nun einzig und allein auf die Anatomie seines atemberaubenden Körpers und die davon ausgehende, angenehme Hitze zu konzentrieren.

„Mit mir brauchst du keine Angst zu haben, Prinzessin.“, murmelte er leise und schmiegte sich noch enger an sie. Gerührt von seiner Tat und seinen Worten entspannte sie sich und lauschte seinen tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Umhüllt von wohliger Wärme und dem Gefühl von maximaler Sicherheit, schloss sie schließlich die Augen, bis die Erschöpfung des vergangenen Tages ihr Übriges tat und sie in eine traumlose Welt abdriften ließ.
 

[...]
 

Der Morgen brach an und langsam ersetzte ein dösender Zustand den Tiefschlaf der Nacht. Genüsslich seufzend kuschelte sich Nami augenblicklich näher an den wärmenden Pol zu ihrer Linken, der sich seltsamerweise bewegte. Nach und nach kamen die Erinnerungen des letzten Abends zurück und als schließlich ein leises Glucksen neben ihr ertönte, riss sie blitzschnell die Augen auf, nur um in ein sichtlich amüsiertes Gesicht zu blicken.

„Anfangs hatte ich wirklich nicht geglaubt, dass eine Kratzbürste wie du gleichzeitig so ein Schmusekätzchen sein kann.“, meinte Zorro glucksend und richtete sich zügig auf, um der knallharten Faust auszuweichen, die mit einem Zischen auf ihn zugesurrt kam.

Leise lachend griff er nach seiner Jeans und zog sie an, bemerkte aus den Augenwinkeln, wie er von der verschlafenen Gestalt der Orangehaarigen neugierig beobachtet wurde, was sein Grinsen ins Unermessliche trieb.

„Sie gehen auf Laws Konto, oder?“, hörte er sie leise fragen, was sein Grinsen verblassen ließ. Irritiert erkannte er, wie sie zaghaft auf ihn zukrabbelte und die Hand nach seinem Ohr ausstreckte. Da verstand er. Sie meinte die Narben…

Vorsichtig strich das Mädchen über die Narbe hinter seinem Ohrläppchen, die sie zu Beginn des Schuljahres bei einem ihrer Zusammenstöße entdeckt hatte. Die malträtierte, sensible Haut reagierte sofort mit chemischen Signalen auf Namis wunderbar weiche Berührung, was sich darin äußerste, dass ein äußerst intensives Kribbeln in jenem Moment durch seinen Körper schoss, sodass er für kurze Zeit die Augen schloss, um seiner Beherrschung vollste Konzentration zu schenken. Er hoffte inständig, dass sie die Gänsehaut auf seinem Rücken ignorieren würde…

„Nur die Narbe auf meiner Brust.“, antwortete er zögernd.
 

Doch die Worte endeten nicht mehr. Er vertraute ihr und begann deshalb, ihr etwas von seiner Vergangenheit zu erzählen.

Ein unangenehmer, ekelerregender Schauer fegte kurz über ihn hinweg. Er sah die Bilder vor sich, als wäre es gestern gewesen. Dieser fürchterliche Streit…

Viel Geschrei, dazu die Uneinsicht beider Parteien und die ungeheure Wut im Bauch. Harsche, beleidigende Worte; das Geschrei wird zum Gebrüll. Die Aggression steigt, die Zähne knirschen, die Knöchel knacken und die Fäuste fliegen. Doch es ist nicht genug, einfach nicht genug. Die Genugtuung blieb aus. Schließlich zückt Law sein Messer und greift an, ließ ihm keine Reaktionszeit, keine Chance. Die Wunde war tief und schmerzhaft. Blut, unendlich viel Blut, so viel scharlachrotes Blut. Gehässiges Lachen ertönte, ehe ihn die Ohnmacht übermahnt.

Beistehend hatte sich die Orangehaarige inmitten der Erzählungen an seinen Rücken geschmiegt, gab ihm Halt, suchte selbst Halt. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten. Bestialisch. Zorro hatte recht gehabt. Laws Verhalten war bestialisch...
 

Die SMS-Ankündigung eines Handys riss beide schließlich abrupt zurück in die Gegenwart. Verdutzt angelte sich die Orangehaarige ihr Mobiltelefon. Zorro konnte beim Anblick ihres kreidebleichen Gesichts sofort sagen, wer der Absender war...
 

9.38 Uhr - Nachricht von: Law

Ein verräterisches Wort

und du verlierst alles,

was kostbar ist; alles,

was dir wichtig ist.
 

Geschockt suchte Nami Blickkontakt und zeigte ihm die Nachricht. Ein tiefes Seufzen löste sich aus seiner Kehle und er erhob wieder das Wort.

„So etwas Ähnliches hat er damals auch zu mir gesagt. Er drohte, jedem mir nahestehenden Menschen wehzutun. Er würde mir die Hölle vor Augen führen. Ich war jung, hatte Angst und ging deswegen nie zur Polizei. Außerdem ist Laws Vater ein sehr, sehr, sehr guter Anwalt und jetzt haben wir nicht den kleinsten Beweis. Das Chloroform hat er mir untergejubelt und meine Pistole ist nicht gemeldet. Da ich vorbestraft bin, hab ich nicht gerade gute Karten. Laws Vater würde alles daran setzten, deine Aussage wegen des Schocks für unglaubwürdig zu erklären. Wir stecken tief in der Scheiße...“
 

Es war Freitag, der Tag an dem die Leute der Spurensicherung die gesamte Schule auf den Kopf stellen würden. Es wäre somit zu riskant, das Chloroform jetzt noch zurück in Laws Zimmer zu schmuggeln. Auch die Option, einen Lehrer aufzusuchen stand nicht zur Debatte. Immerhin war Direktor Smoker der einzig ansatzweise zurechnungsfähige, nicht betrunkene, geistig verwirrte und selbstverliebte Lehrer und da dieser mit Laws Vater gut befreundet ist, waren ihre Chancen auf Erfolg äußerst gering. Sie mussten sich etwas einfallen lassen...
 

„Law hat mir…sehr wehgetan. Mental und physisch. Alle Menschen machen Fehler und ja, jeder hat prinzipiell eine zweite Chance verdient. Aber es gibt Dinge, die man nicht vergessen kann; die man niemals verzeihen kann, wenn du verstehst, was ich meine.“, nuschelte Zorro leise und legte das Handy zur Seite.
 

Als im nächsten Moment beinahe die Tür aus den Angeln flog, schloss die kreischende Orangehaarige die Augen und klammerte sich instinktiv fester an den Grünhaarigen, der arge Mühe hatte, seine Selbstbeherrschung bei dieser ungeheuren Nähe unter Kontrolle zu halten.
 

„NAMI!“
 

Vorsichtig hob die Angesprochene beim Klang von Ruffys Stimme den Kopf und blickte in die besorgten und geschockten Gesichter ihrer Freunde, die im Türrahmen standen. Zorro hatte ihnen noch am Abend eine Sms geschickt und ihnen von dem Vorfall berichtet, sie jedoch allesamt gebeten, bis zum Morgen mit Besuch zu warten…

Schon im nächsten Augenblick befand sich die Orangehaarige in einem Meer von Umarmungen wieder.
 

„Hancock fehlt.“, stellte Nami nachdenklich fest.

„Willst du, dass spätestens morgen alle Menschen der Welt, inklusive Indianer und Astronauten von deiner Prügelfresse Bescheid wissen?“, fragte Bonney ungläubig. Heftig den Kopf schüttelnd verneinte die Orangehaarige. Darauf konnte sie gekonnt verzichten…

Es war keineswegs der Fall, dass sie diese arrogante, zickige, selbstverliebte Mistkröte in jeglicher Hinsicht vermissen würde. Nein, sie fand die Tatsache ihrer Abwesenheit schlicht und ergreifend verwunderlich, da sich die Schwarzhaarige normalerweise keine einzige Möglichkeit entgehen ließ, um in Ruffys Nähe zu sein.

Beziehungsweise Vivi in jeglicher Art und Weise zu drangsalieren, sabotieren und schikanieren…

Oder, um mit ihren neuesten Gucci und Prada Klamotten herumzuprahlen…

Generell war sie normalerweise immer zur Stelle, um anderen Leuten einfach nur gehörig auf den Senkel zu senken…

Wo zum Teufel steckte sie nur?
 

„Wir werden dich nun auf jeden Fall rund um die Uhr überwachen.“, meinte Pauly mit einem dicken Grinsen, das sich rasch auf die restlichen Gesichter ausbreitete. Nami schmunzelte, als sie die Bedeutung hinter dem betonten Wort erkannte. Überwachen also im Sinne von ’wir machen hier in deinem Zimmer bis Montag Party, gucken DVDs, machen lustige Spiele, lachen viel und haben gute Laune’. Glücklich und gerührt schenkte sie ihren Freunden daraufhin ein dankbares Lächeln.
 

„Wieso bist du eigentlich vorbestraft, Zorro?“, meinte sie nach einer Weile fragend, dabei um einen weitestgehend neutralen Ton bemüht, der ihre eigentliche Neugierde geschickt verbergen sollte. Als alle drei Jungs vor ihren Augen zu feixen begannen, konnte sie nur kopfschüttelnd die Augen verdrehen, da anscheinend jede Frage, die das Wort Vorstrafe enthielt, für jedes testosterongesteuerte Wesen eine Art Kompliment darzustellen, beziehungsweise einen Pluspunkt für die jeweilige Coolness einzubringen schien. Männer!

Gelassen stieß sich der Angesprochene schließlich von der Wand ab, kam lässigen Schrittes auf das Bett zu und blickte mit verboten dunklen Augen auf ihre zierliche Gestalt herab. Ihre Herzfrequenz erhöhte sich leicht spürbar, als er die Hand ausstreckte, um ihr eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr klemmte.

„Hm, das Übliche eben. Autodiebstahl, unerlaubter Waffenbesitz und ein großes Sammelsurium an schlimmen Prügeleien. Woher, glaubst du, hab ich wohl mein Bad-Boy Image?“, sein anzügliches Grinsen bescherte ihr augenblicklich eine feine Gänsehaut. Die Jungs stiegen in sein Gelächter mit ein und zauberten damit auch endlich ein Lächeln auf die sorgenvollen und bedrückten Gesichter der weiblichen Personen.

Selbst die Spurensicherung, die am frühen Nachmittag das Zimmer durchsuchte, konnte das Beisammensein der Freunde nicht trüben. Nur Namis Blick schien ab und zu verklärt. Sie machte sich Gedanken. Irgendwas verheimlichte der Grünhaarige vor ihnen; irgendetwas, das mit dem heftigen Streit von damals zu tun hatte.
 

Außerdem schossen ständig Bilder vom vorherigen Abend auf sie ein.

Was war Law noch zuzutrauen und wie hatte sie sich ihm gegenüber nun zu verhalten?

Seine Drohung sollte man gewiss nicht auf die leichte Schulter nehmen…
 


 

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Jaaa ist alles bissl seltsam...ich weiß.

Aber wenn sofort die Polizei eingeschaltet worden wäre, ist Law sofort weg vom Fenster...den brauch ich aber noch :D
 

Ach und ne kurze Info ;)

In meinem Steckbrief gibt’s nen Live-Ticker zu jedem neuen Kapitel. Inklusive Deadline, Warnungen, ein paar Infos, Wörter, Kapitelname usw :D

…damit die Superneugierigen immer auf dem neuesten Stand sind ;)
 


 

Und wegen den Rechtschreibfehler...ich schreib Freestyle :D

Careless

7.50 Uhr; Nachricht von: Pauly

Ruffy baut richtig Scheiße!

Hilf mir!
 

Genervt murrend warf Zorro sein Handy zurück auf das Nachtkästchen.

„Ist das eine Warnung oder eine Drohung?“, nuschelte er verschlafen und warf einen Blick auf die schlaftrunkene Frau in seinen Armen. Seit dem Überfall war es für ihn zur Gewohnheit geworden, das Bett mit Nami zu teilen, um mögliche Alpträume von ihr fernzuhalten. Er wusste, dass dabei mögliche Komplikationen entstehen konnten. Er hatte es spätestens gewusst, als er eines Morgens mit einem beachtlichen Problem in seiner Lendegegend aufgewacht war...

Doch wer bitte konnte diesen schokoladenbraunen, großen, flehenden Augen widerstehen?
 

Seufzend schälte er sich aus ihrem festen Griff hervor und angelte sich sein Shirt, das nicht weit entfernt den Boden zierte. Durch den Wärmeverlust wurde die Orangehaarige schließlich wach und zog den jungen Mann daher knurrend zurück in die Kissen, um sich wieder an seine warme, breite Brust kuscheln zu können. Er konnte aufgrund ihres süßen Verhaltens nur leise vor sich hinlachen.

„Süße, in einer guten Stunde geht der Unterricht los!“, brummte er mit seiner tiefen Morgenstimme und schlug ihr sachte ein Kissen ins Gesicht. Frustriert stöhnend richtete sie sich schließlich auf und rieb sich müde die Augen, wobei sie von Zorro aufmerksam begutachtet wurde. Ihre Lippe war wieder in Ordnung und nur ein ganz blasser Lila-Farbton lag noch über ihrem Auge und der Nase. Er würde Law dennoch nie verzeihen...
 

Als wüsste sie, was gerade in ihm vorging, robbte sie auf ihn zu und stellte die Frage, die ihr schon lange auf dem Herzen lag.

„Was ist damals zwischen dir und Law vorgefallen?"

Von Ruffy wusste sie ja bereits, dass Zorros Schwester Kuina frühzeitig gestorben war und Zorro selbst hatte ihr bereits gebeichtet, dass die Narbe auf seiner Brust von seinem heftigen Streit mit Law stammte.

Aber wieso hatten sie sich gestritten?
 

Ein lautes Seufzen war von ihm zu hören, als er ihre flehenden, braunen Seelenspiegel in Augenschein nahm. Er wusste, dass er ihr vertrauen konnte...

„Er hatte Kuina betrogen. Mehrmals. Ich wusste davon, verschwieg es ihr jedoch.“, begann er abgedroschen und steif. Das Law so weit gehen würde, wunderte Nami mittlerweile nicht mehr. Es widerte sie nur noch an. Wäre sie damals in Zorros Lage gewesen, hätte sie dennoch womöglich genauso gehandelt. Immerhin hätte er andernfalls nicht nur seine tiefe Freundschaft zu Law gefährdet, sondern auch dafür gesorgt, dass das Herz seiner Schwester in abertausende Stücke gerissen wird. Verständnisvoll nickte sie daher und wartete geduldig, bis er dazu bereit war, mit seinen Erzählungen fortzufahren.
 

„An einem regnerischen Tag verabredete sie sich mit ihm und wartete nahe einer Kreuzung. Wie üblich versetzte er sie. Wie üblich war er bei einer seiner…Huren. Wie üblich kam er nicht. Sie wartete und wartete und wartete- doch er kam einfach nicht.“, erklärte er niedergeschlagen und fuhr sich dabei seufzend durch die Haare. Man konnte deutlich den Schmerz in seinen Augen sehen; etwas, das man so nicht bei ihm kannte.
 

„E-Ein Autofahrer verlor auf der nassen Fahrbahn die Kontrolle über den W-Wagen. Sie hatte keine C-Chance…“, sprach er mit brüchiger und sehr leiser Stimme. Verständnisvoll legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, ehe der schmerzende Ausdruck in seinen Augen verschwand und sich die altbekannte Kälte auf seine Gesichtszüge schlich. Seine Stimme wurde mit einem Mal bitterer, zorniger, gefestigter.
 

„Wenn er gekommen wäre, würde sie noch leben. Er kam nicht einmal zu ihrer Beerdigung! Einige Tage später erwähnte er beiläufig, dass ihm somit immerhin das Schlussmachen erspart geblieben worden war. Daraufhin sah ich rot!“

Seine Augen blitzten gefährlich auf und wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Beruhigend griff sie danach und strich mit ihrem Daumen über den Handrücken, bis er sich wieder mehr entspannte und letztlich den Griff ihrer zierlichen Hand erwiderte. Nami wusste, wie seine Geschichte weiterging...
 

„Ich hätte ihr von seinen Seitensprüngen erzählen können. Sie hätte ihn verlassen und all das wäre nie passiert. Ich bin Schuld…“, murmelte der Grünhaarige reuevoll und drückte ihre Hand dabei um einiges fester.

„Wenn deine Schwester ihn wirklich geliebt hat, dann wären deine warnenden Worte bei ihr womöglich auf Granit gestoßen. Liebe macht bekanntlich blind, also gib nicht dir die Schuld, Zorro! Verfluche eher Law. Law…und den Regen.“, flüsterte Nami einfühlsam und schwelgte dabei in den eigenen Erinnerungen. Regen…

Als Bellemere damals bei dem Banküberfall erschossen wurde hatte es ebenfalls geregnet. Auch bei Nojikos Selbstmord…

Zorros wehmütige und traurige Stimme riss sie zurück in die Gegenwart und aufmerksam folgte sie wieder seinen Worten.

„Nach dem Streit mit ihm, bin ich abgehauen. Ich wollte vergessen. So sehr, so gern alles vergessen. Ich dachte, dass es mit der Zeit besser werden würde…“
 

Nachdenklich reiste sie gedanklich erneut zurück in die Vergangenheit und durchlebte ihr Leben bis zum jetzigen Zeitpunkt im Schnelldurchlauf noch einmal. Auch sie selbst hatte all die Jahre versucht, mit den vielen schlimmen Schicksalsschlägen klarzukommen. Doch im Laufe der Zeit hatte sie dabei etwas sehr Wichtiges gelernt, das sie nun auch dem Grünhaarigen mit auf den Weg geben wollte.

„Die Zeit kann Wunden nicht komplett heilen. Nicht umsonst bleibt eine Narbe zurück, die uns immer an das Geschehene erinnern wird. Und was wäre das Leben ohne Erinnerungen…“, flüsterte sie leise, während sie behutsam die große Narbe an seiner Brust mit dem Zeigefinger berührte, sodass die malträtierte Haut augenblicklich mit einem Zucken reagierte. Beeindruckt klappte ihm der Mund auf Mund und ließ ihre Worte auf sich wirken. So hatte er das Ganze noch nie gesehen…
 

Die Orangehaarige drückte ihm noch einen sinnlichen Kuss auf die Stirn und murmelte ein ‚wir sehen uns später’ ehe sie das Badezimmer für eine frische Morgendusche betrat und ihm damit Zeit zum Nachdenken gewährte.
 

[…]
 

Frisch geduscht spazierte der Grünhaarige lässig, die Hände in den Hosentaschen vergraben, durch die Eingangshalle und stoppte je, als ihm ein fuchsteufelswilder Pauly entgegen kam, Ruffy an den Ohren hinter sich herziehend.

Oh, er hatte die Nachricht vergessen…

„DU PENNER! Wo warst du, verdammt? Mensch, ey, ist dir schon einmal aufgefallen, dass unser Fresssack schlafwandelt? Der Kerl hatte doch tatsächlich mein Kissen zwischen den Zähnen! DER HÄTTE MICH FAST AUFGEFRESSEN!“, schrie Pauly vorwurfsvoll, mit einem gewissen Hauch an Hysterie in der Stimme. Entschuldigend zuckte der Grünhaarige mit den Schultern, während er sah, wie Bonney von Weitem auf sie zusteuerte. Sie bemerkte den angesäuerten und panischen Blick des Blonden sofort und konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen, ehe sie ihm eine seeeeehr unangepasste Frage stellte:

„Was hat dich denn gebissen?“

Gaaaaaanz schlechtes Timing, dachte sich Zorro insgeheim und machte schnellstmöglich die Biege, da er haargenau wusste, dass das dreckig enden würde.

„WAAAAAAAH!“, kreischte der Blonde aufgebracht, direkt in das Gesicht der Pinkhaarigen, deren Haarsträhnchen nun verzückt im Wind flatterten. Verzückt war aber generell ein Wort, das in ihrem Wortschatz nicht existierte.

„BRÜLL MICH NICHT SO AN, DU AFFE!“

Und schon kam ihre Faust angesurrt…
 

[…]
 

Die Glocke läutete pünktlich um neun Uhr.

Soziologie war der optimale und stressfreie Start in eine neue Woche. Gut gelaunt ließen sich die Schüler auf ihren Stühlen nieder. Nami steuerte auf die hintere Ecke zu und ließ sich neben Zorro nieder, der schamlos ihre langen Beine begutachtete und ein leises Pfeifen von sich hören ließ. Ernsthaft, war der Rock kürzer geworden?

Die Orangehaarige rollte bloß mit den Augen und zwickte ihn frech und gleichzeitig strafend in den straffen Oberschenkel, was ihm ein kleines, überraschtes und erschrockenes Quieken entlockte.
 

„S-Sex ohne Liebe? Schrecklich! Das ist wie Weihnachten ohne O-Ostereier!“, lallte Shanks mit ernster Miene und untermalte seine Worte mit einem langgezogenen Rülpsen, für das er sich natürlich sofort aufrichtig entschuldigte. Die Schüler lachten herzhaft, während die Sonne durch die großen Fenster strahlte.

Ein wunderbarer Morgen; ganz nach Namis Geschmack!

Gedanklich ließ sie die vergangenen Tage revue-passieren. Ihre Freunde, allen voran Zorro, hatten sich unglaublich rührend um sie gekümmert…
 

„Frauen an die Macht!...ähm macht Kuchen!...macht sauber!...und ähm macht mir ne schöööne Zeit!“, grölte der rothaarige Frontmann und prostete seiner Klasse mit einer imaginären Bierflasche zu.

Sie hätte zu Beginn wirklich nicht geglaubt, dass sie jemals Gefallen an Shanks Unterricht finden könnte. Aber jetzt fand sie jede Stunde einfach nur…großartig! Seine Geschichten waren zum Todlachen und generell schien er nichts dagegen zu haben, wenn man sich irgendwie anderweitig beschäftigte. Sprich Schlafen, Reden, Singen, Malen und Flirten, Zorros absolute Lieblingsbeschäftigung, war okay. Gegen Ende erhob sich der Grünhaarige und streckte sich ausgiebig, was zur Folge hatte, dass Nami ihren Blick gründlich über seinen durchtrainierten Körper schweifen ließ.
 

„Wir sehen uns mittags bei den Schließfächern, alles klar, Süße? Ich weiß, dass du nicht genug von mir bekommst, aber wir sind leider in verschiedenen Kursen.“, meinte er dramatisch grinsend und erntete dafür einen saftigen Klaps auf den Hintern.

„Uhh, härter. Härter Baby.“, stöhnte Zorro gespielt und offenbarte ihr einen äußerst erotischen Gesichtsausdruck. Nachdem drei verschiedene Rot-Töne Besitz von ihren Wangen genommen hatten, fing er lauthals an zu lachen und wuschelte kräftig durch ihre weichen Haare, ehe er vorzugsweise freiwillig das Klassenzimmer verließ, bevor sie ihn eigenhändig hinauswarf. Er konnte es einfach nicht lassen, sie zu triezen. Verflixt, hrrr, sie sah einfach nur unglaublich scharf in dieser aufreizenden Uniform aus!
 

[…]
 

Nami grinste.

Dramatical Art zusammen mit Bonney bei Don Quichotte de Flamingo war das Highlight schlechthin. Schon bereits in ihrer ersten Schulwoche hatten beide festgestellt, dass der homosexuell gepolte Lehrer wohl eine kleine Schwäche für Direktor Smoker zu haben schien. Immerhin war da dieses eine Bild in Flamingos Aktenkoffer…

Seither schien Bonney es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, den armen Lehrer mit Ach und Krach aus dem Konzept zu bringen, zu triezen, zu veräppeln, zu ärgern und nachzuäffen. Auch heute amüsierte sich Nami köstlich, als die Pinkhaarige alias Shakespeares Julia ihrem Romeo die kalte Schulter zeigte und stattdessen einfach einem imaginären Smoker ihre Liebe gestand, dabei Flamingos Gesülze imitierend. Nach Stundenschluss schien selbst Bonneys Laune in unbekannte Höhen abgedriftet zu sein, da sie sich fröhlich kichernd bei Pauly einhakte (!!!!!!), mit dem sie zusammen das Fach Technisches Werken bei Professor Eisberg belegte. Ein unsicherer, furchtsamer und entsetzter Blick erschien auf den Gesichtszügen des Blonden, als er auf die quietschfidele und überhaupt nicht aggressive Frau an seiner Seite herabstarrte, ehe er sich seufzend seinem Schicksal/Urteil stellte und mit ihr das richtige Klassenzimmer aufsuchte.
 

Währenddessen schlenderte Nami Arm in Arm mit Vivi für Marine Biology in eines der größeren Klassenzimmer im Untergeschoss. Während Miss Hina der Klasse schließlich die Gefährdung von Korallenriffen in Form einer Diashow nahelegte, tauschten die beiden Freundinnen genüsslich die neuesten Klatsch und Tratsch Meldungen aus. Die Blauhaarige berichtete mit aufgeregter Miene, dass sie doch tatsächlich gesehen haben will, wie sich eine leicht bekleidete Hancock früh am Morgen aus Kids Zimmer geschlichen hatte.

DAS war natürlich DIE Überraschung schlechthin. Immerhin war die schwarzhaarige Diva doch ziemlich heftig in Ruffy vernarrt, oder? Was trieb sie dann bitte bei Kid? Naja, was die beiden genau getrieben haben, konnten sie sich nur zu gut vorstellen…
 

Nach Unterrichtsschluss kehrten sie zu ihrem abgemachten Treffpunkt zurück, um dort auf den Rest der Clique zu warten. Es war zwar schwer, die restlichen vier Personen in dem wild umherwuselnden Schülermassen zu finden, doch Zorro stach mit seinen grünen Augen regelrecht hervor. Mit einem attraktiven Grinsen gesellte er sich mit seinem besten Freund Ruffy zu den zwei Mädels, die ihnen sogleich von Hancocks Fall berichteten.

Ruffy schien sichtlich erleichtert zu sein und schenkte Vivi ein aufrichtiges Lächeln, das ihr die Röte auf die Wangen zauberte. Auch Bonney und Pauly reagierten recht amüsiert auf die Nachricht des Tages hin. Die gute Laune der Truppe versank aber kurz darauf rigoros in den Keller, als Law plötzlich mit finsterer Miene vor ihnen auftauchte. Augenblicklich stellten sich die Jungs vor die Mädchen (und Bonney vor Pauly), um einen soliden Schutzwall zu erschaffen. Nervös klammerte sich Nami sofort an Zorros Shirt, als Laws Blick stechend auf die Orangehaarige eintraf.
 

„Na, wie schön! Wir waren Wochen zusammen und du hast mich kein einziges Mal rangelassen, aber der liebe Zorro darf natürlich gleich täglich in dein Bettchen hüpfen…“, säuselte der Schwarzhaarige gereizt und warf bitterböse Blicke in ihre Richtung. Gerade als der Grünhaarige die Faust erheben wollte, schlängelte sich die junge Frau hinter seinem Rücken an ihm vorbei und starrte Law mit einer angewiderten Grimasse metaphorisch in den Boden.

„Immerhin hüpft er nur in mein Bettchen! Denn da dürfen nur Männer rein…“, meinte Nami mit zuckersüßer Stimme und einem überlegen Lächeln auf den Lippen. Laws Miene verfinsterte sich zunehmend, während der Grünhaarige ein hämisches Grinsen auf ihn abfeuerte.
 

Zorro könnte nicht glücklicher sein. Die Organe in seinem Körper schienen sein Herz wohl als eine Art Flipperkugel benutzen und das Kompliment ‚Mann’ sorgte dafür, dass seine Brust vor Stolz regelrecht anschwoll. Lediglich Laws letzter, zorniger Satz passte ihm nicht in sein Konzept.

„Ich werde euch beide leiden lassen. Das verspreche ich euch!“, zischte jener angesäuert und suchte, die Hände in den Taschen, das Weite.

Tief Luft holend drehte sich die Orangehaarige um und schenkte Zorro ein überaus liebevolles und unschuldiges Lächeln. Unbewusst kam er ihr augenblicklich näher, während sie ihm auf halbem Wege entgegenkam. Mit glänzenden, glücklichen Augen starrte sie zu ihm hoch, während sein Blick von Wimpernschlag zu Wimpernschlag hungriger wurde. Keuchend erinnerte er sich an die frühen Morgenstunden, als sie mit ihren Fingern sanft seine empfindliche Narbe berührt hatte- und schon verließen die Wörter unaufhaltsam seinen Mund.
 

„Hast du eine Ahnung, wie heiß du mich machst?“, fragte er heiser und leicht verzweifelt, während er fieberhaft gegen den Drang ankämpfte, ihre zierliche Statur hart gegen die hinter ihr liegenden Schließfächer zu pressen, um ihr zu zeigen, wie viel Mann tatsächlich in ihm steckte. Währenddessen schlichen sich ihre Freunde breit grinsend davon.

Nami wusste die Antwort auf seine Frage. Sie wusste es. Seine hungrigen Blicke, seine zärtlichen Berührungen und seine sanften Worte hatten ihn verraten. Anfangs hatte sie sich dagegen gesträubt, gewehrt. Jedoch hatte sie mit der Zeit erkannt, das mehr hinter seiner machomäßigen, harten und undurchdringbaren Fassade steckte.

Ohne lange zu Überlegen und mit möglichen Zweifeln zu hadern, legte sie beide Hände an seine Wangen und zog seinen Kopf näher zu sich, was dafür sorgte, dass seine Herzfrequenz in höhere Sphären trieb. Nach und nach begann seine Selbstbeherrschung zu bröckeln. Sie entzog ihm seine Kontrolle. Er würde verlieren…
 

Zaghaft schloss sie schließlich ihre Augen und berührte scheu seine Lippen. Damit klickte es. Augenblicklich schlossen sich seine Augen und er erwiderte ihren Kuss.

Das Tier in ihm war erwacht.

Zustimmend knurrend verwickelte er ihre Zunge in einen Tanz, erforschte jedes noch so kleine Detail ihrer feuchten, heißen Mundhöhle gründlich und saugte hart und bestimmend an ihren butterweichen Lippen. Das dabei entstehende schmatzende Geräusch, das Klackern beim Aufeinandertreffen der Zähne und der rasselnde Atem brachte seine Blutzirkulation in deutlich schnellere Gewässer. Besitz ergreifend presste er ihren Körper gegen seine stählerne Fassade und drängte sie begierig gegen die bereits anvisierten Schließfächer. Ein verlangendes Wimmern löste sich aus ihrer Kehle, während sie mit sanften Bewegungen seinen Skalp massierte. Verzückt stöhnend bog er seinen Rücken durch und fuhr mit den Händen ihre kurvigen Seiten entlang, nur um grinsend festzustellen, wie ihre Knie zu zittern begannen; wie sie unter seinen Berührungen dahin schmolz wie heiße Butter.

Als seine Hände schließlich ihren knackigen Allerwertesten erreichten, schlang sie automatisch die Beine um seine Hüften.

„Mhm, Zorro.“, nuschelte sie lustvoll und biss sich fordernd an seinem Ohrläppchen fest, während er hingegen keuchte und ihren Hals mit feuchten Küssen und neckischen Bissen überzog. Die Tatsache, dass sie den gefühlt eintausend Schülern und Lehrern im Korridor gerade die Show ihres Lebens boten, ließ beide völlig kalt. Vielmehr standen nun das Kribbeln in den Gliedmaßen, die leidenschaftlichen Berührungen und die aufgestaute Hitze im Mittelpunkt. Das Getuschel um sie herum wurde lauter. Viele Finger zeigten auf sie. Hier und da erkannte man ein verschmitztes Grinsen.

Gerade als Nami die Hüfte des Grünhaarigen mit ihren langen Beinen bestimmend an sich drücken wollte und damit das letzte Fünkchen Zweifel aus ihren Köpfen gejagt hätte, erstarb das Geflüster abrupt und die Menge wich beiseite. Eine seeeehr zornige und raue Stimme holte das Pärchen schließlich zurück auf den Boden der Tatsachen.
 

„Sagt mal, sind wie hier im ZUCHTHAUS? Was erlauben sie sich? Miss Nami, sie verschwinden sofort auf ihr Zimmer…UND LORENOR! Sie gehen jetzt wohl besser frische Luft schnappen!“, giftete Smoker schnippisch und völlig außer sich vor Wut.
 

Zorro würde alles riskieren;

riskieren, alles zu verlieren.

Jetzt in diesem Moment wollte er sie; er wollte sie so sehr, dass es wehtat. Keiner würde ihn aufhalten können. Keiner. Nicht seine Freunde, nicht seine Mutter, nicht sein Verstand und schon gar nicht Smoker!

Doch gerade als er sich erneut der jungen Frau in seinen Armen zuwenden wollte, starrte sie in geschockter Manier zu ihm hoch. Erst jetzt realisierte sie, was gerade vorgefallen war und entsetzt weiteten sich ihre Augen.
 

„Verdammt. Es…Zorro, das hätte nicht passieren dürfen. Ich…tut mir Leid!“, stotterte sie eindringlich und völlig aufgelöst, ehe sie schnurstracks davonrannte und den perplexen Grünhaarigen an Ort und Stelle stehen ließ. Ungläubig und verdattert glitt sein Blick von der neugierigen Menge zu Smokers zornesroten Kopf; dann zu der Stelle, an der die Orangehaarige bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte und letztlich zu seiner Hose, an der sich eine deutliche Beule abzeichnete. Keineswegs verlegen, sondern eher komplett fassungslos bahnte er sich einen Weg durch die umstehenden Schüler und verließ so rasch wie möglich das Schulgebäude.
 

Leicht benommen durch den unbekannten Gefühlsrausch torkelte er durch den grünen Park und ließ sich an seiner Lieblingsstelle, zwischen den beiden großen Kiefern und dem Kirschblütenbaum zwischen den einzelnen Büschen in das dichte Gras fallen. Als die wohlige Ruhe der Umgebung und die sorgenfreie Atmosphäre Besitz von ihm ergriff, gestattete er seinen Gedanken, in berauschende Wogen abzudriften.

Dieser Kuss war ja wohl mit Abstand das Beste, was ihm je passiert war! Namis betörender Geschmack, der noch auf seiner Zunge haftete, brachte seine Hände erneut zum unkontrollierbaren Zittern und wiederum spürte er, wie eng seine Hose doch plötzlich war.

Gott, er hatte sich diesen Kuss so sehr und schon so lange gewünscht…

Die Frau hatte von Anfang an seine vollste Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ihn in einen Sog von körperlicher und mentaler Begierde katapultiert. Das Gefühl von ihrem perfekt geformten Körper an Seinem; ihre weichen, sanften Berührungen; das flehende Wimmern und Seufzen aus ihrer Kehle-

Automatisch glitt seine Hand hastig in seine Hose und holte den Beweis seines Verlangens hervor. Ein lautes Keuchen fand den Weg über seine Lippen, als er seinen Körper mit wenigen heftigen Bewegungen seines Arms in Ekstase versetzte. Wimmernd strich er mit dem Daumen deftig über die sensible Spitze, während die Stimme der Orangehaarigen stöhnend und nach ihm verlangend in seinem Kopf widerhallte. Mit unglaublich schnellen Schritten bewegte er sich auf die Klippe der Erlösung zu, ohne dabei die eigenen lustvollen Geräusche unterdrücken zu können. Verzweifelt krallte er sich mit der freien Hand fest in den erdigen, grasbedeckten Boden, um irgendwo Halt zu finden, als ihn der powervoll Gefühlswall seines Lebens traf. Das laute, knurrende Grollen, das sich dabei aus seiner Kehle löste, klang beinahe unmenschlich in seinen eigenen Ohren. Schwer atmend öffnete er die Augen, die er bei den aufkommenden Schwindelgefühlen unwillkürlich geschlossen hatte, und hechelte sich für kurze Zeit die Lunge aus dem Leib. Es interessierte ihn nicht im Geringsten, dass man ihn bei seiner Sache theoretisch hätte beobachten können; oder dass sein Arm nun aufgrund der völlig übersäuerten Muskeln regelrecht schmerzte…
 

Denn, Gott, es war tatsächlich passiert!

Er hatte die Kontrolle verloren, seine eigenen Regeln gebrochen. Er hatte sich doch tatsächlich verliebt. In eine störrische, zickige und ungeheuer aggressive Bockziege, die ihn trotzdem, beziehungsweise deswegen unglaublich faszinierte.
 

Sein verzweifelter Schrei verscheuchte einige erschrockene Vögel, die nun empört das Weite suchten. Niedergeschlagen brachte er seine Kleidung wieder in Ordnung und erhob sich von seinem Platz, die Hände in den Taschen vergraben. Was hatte er heute nur wieder verbrochen, dass ausgerechnet ihm das alles passieren musste?

Natürlich schien es das Schicksal heute besonders auf ihn abgesehen haben…

Knurrend machte er Halt und erkannte vor ihm ein altbekanntes, unerwünschtes Gesicht.

Law~

Law und sein dämliches, arrogantes, hinterhältiges und hämisches Grinsen.

Was wollte ausgerechnet er nun von ihm?

Als sich ein eher halbherzig bemitleidenswertes Lächeln auf dessen Züge schlich, nistete sich ein komisches Gefühl der Unsicherheit in Zorros Kopf ein.

Was hatte der Kerl vor?
 

Fieberhaft beobachtete er sein Gegenüber, war somit abgelenkt und bemerkte dessen Begleiter zu spät. Durch den Vorteil des Überraschungsmoments, gelang es diesem, den Grünhaarigen mit einem schnellen rechten Haken in das Gesicht von den Füßen zu reißen. Wenn ihm sein Gehirn keinen Streich spielte, dann handelte es sich bei dem Kerl um Laws alten Bekannten Killer, dessen Polizeiakte so groß war, wie der Haufen an schriftlichen Entschuldigungen, die Zorro im Laufe seiner bisherigen Schulbahn benutzt hat.

Seine Gedanken überschlugen sich, während sich die Panik parasitenhaft durch sein Gewebe fraß. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen und kleine schwarz-weiße Punkte zeichneten sich in seiner Sicht ab. Keuchend spuckte er Blut, als Killer mit den Füßen auf ihn eintrat wie auf einen gewöhnlichen Fußball, sodass ihm die Luft brutal aus den Lungen gepresst wurde. Ihm blieb keine Zeit, sich zu wehren, keine Chance auf die eigene Verteidigung, keine Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Ein weiterer Tritt gegen den Kopf knockte ihn schließlich komplett aus, sodass er erbarmungslos von der Dunkelheit der Ohnmacht verschlungen wurde…
 

[…]
 

Wenig später, als der Grünhaarige das Bewusstsein zurückerlangte, fand er sich gefesselt am Boden eines ihm vertrauten Ortes wieder. Wehmütig erkannte er die alte, unbenutzte Halle als ihren gemeinsamen, früheren Treffpunkt. Oft hatte man sich hier zum Skaten, Trinken oder Quatschen verabredet. Wie sehr sich die Zeiten doch geändert haben…

Der Ort war nicht mehr wiederzuerkennen. Tote Ratten, zerbrochene Fenster, Dreck, Staub, nur wenig Licht, die blutrünstige Erscheinung Killers, das gehässige Grinsen Laws und sein eigener, rasselnder Atem, der einen ekelhaften Schauer über seinen Rücken sandte, verliehen der verfallenen Ruine eine schaurige und fürchterliche Atmosphäre. Mit ungewohnter Furcht beobachtete er, wie Law langsam auf ihn zuschritt.
 

„Du hast dir ohne zu fragen das genommen, was ich zutiefst begehrt habe. So etwas dulde ich nicht, Lorenor Zorro. Du solltest mich mittlerweile kennen…“
 

Unangenehm laut und zischend hallten die Worte des Schwarzhaarigen durch die verfallene, brüchige Skaterhalle. Wie aus dem Munde einer Schlange- einer würgenden Pythonschlange; einer giftigen Königskobra, einer tödlichen, schwarzen Mamba. Zorro fühlte sich hilflos und regelrecht zermalmt. Sämtliche Teile seines Körpers brannten, schmerzten und pochten. Sicher waren einige Rippen gebrochen…

Würde man ihn nun foltern oder erneut schlagen, so hätte er keine Chance, keine Stärke, um sich zu verteidigen, sich zu wehren. Ihm fehlte sogar die Kraft, die Augen weit aufzureißen, als Law seine Pistole auf ihn richtete. Mit einem psychopathischen, überheblichen Grinsen wandte er sich an seinen Begleiter.
 

„Hol sie!“
 

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Das Kapitel war echt schwierig zu schreiben…

Da musste so viel Information rein, ey :D

Außerdem ist mir aufgefallen, dass nur noch zwei bis drei Kapitel fehlen, damit die Story abgeschlossen ist…

Hiermit mal ein dickes, fettes Dankeschön an alle Kommi-schreiber und Favo-nehmer!

Ich liebe euch :)

Lg missfortheworld

Chippy

Angespannt?

Nein, zu harmlos.
 

Vollkommen überfordert?

JA!
 

Mit pochendem Herzen und zittrigen Händen schritt Nami in ihrem Zimmer umher und ließ sich die vergangene Szene durch den Kopf gehen. Sie und Zorro hatten einfach hemmungslos in der Eingangshalle rumgeknutscht! Alleine der Gedanke daran ließ sie beinahe in Ohnmacht fallen...

Gott, der Kerl war so heiß und er schmeckte so gut und...hng!

Ihre Gefühle spielten komplett verrückt. Wenn Smoker nicht gewesen wäre, dann-
 

Ein heftiges Klopfen riss sie aus ihrer Hysterie. War das nun Zorro oder Smoker? Tief durchatmend öffnete sie die Tür und blickte in ein fremdes Paar Augen.

„Wenn du nicht willst, dass dein grüner Pudel zu Pelz verarbeitet wird, dann würde ich jetzt schön die Klappe halten und mich begleiten.“, zischte der Fremde aufdringlich und leckte sich fies grinsend über seine gelblichen Zähne.

„PS: Schöne Grüße von Law!“

Wenn Blut gefrieren konnte, so war nun der Zeitpunkt gekommen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie die Information sacken ließ.

Zorro!
 

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„Bastard!“
 

Zorros regelmäßiges Keuchen, seine rasselnden Atemzüge und stumpfe Beleidigungen waren die einzigen Geräusche, die in der verlassenen Skaterhalle zu hören waren, seitdem Killer den Raum durch die große Metalltüre verlassen hatte, um dem Befehl seines Chefs Folge zu leisten. Der Grünhaarige selbst war zu kraftlos, um irgendwelche belanglosen Sätze zu formen, während Law hingegen keine Worte zu finden schien, die dem triumphalen Grinsen in seinem Gesicht gerecht werden konnten. Jener genoss er es im Stillen, den Gefesselten in regelmäßigen Abständen zu treten und zu schlagen, um ihn damit langsam, aber sicher in den Wahnsinn zu treiben. Es erfüllte ihn zutiefst, seinen ehemaligen Freund so wehrlos und hilflos zu sehen, während er sich vor Schmerzen krümmte.
 

Doch Zorro hatte nicht nur mit den Schmerzen zu kämpfen…

Sein eigener Kopf, seine eigenen Gedanken, sein eigener Verstand war es, der ihm arge Probleme bereitete. Da war diese fürchterliche Panik in ihm.

Eine schier unüberwindbare Panik, die von Minute zu Minute wuchs. Würde man ihn töten? Würde man ihn lediglich foltern? Oder würde man dafür sie benutzen?

Sie?

Er würde seinen Kopf verwetten, dass damit die Orangehaarige gemeint war. Denn Law wusste, dass man dem Grünhaarigen nur dann wehtun konnte, wenn man einer ihm nahestehenden Person wehtat…
 

Bubumm – Bubumm – Bubumm…
 

Sein Herz raste.
 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte er dem Mann in die Augen, mit dem er jahrelang das Zimmer, das Essen und Geheimnisse geteilt hat. Nie hätte er es geahnt; nie hätte er es für möglich gehalten, dass sich ausgerechnet sein bester Freund gegen ihn stellen würde; dass ausgerechnet sein bester Freund zu Taten fähig war, die sie gemeinsam, vor langer, langer Zeit verurteilt hatten.
 

Aber die Zeiten hatten sich geändert.
 

Er lag hier, gefesselt, am dreckigen Boden der Skaterhalle, einer schönen Kindheitserinnerung, zu Füßen seines ungewollten Peinigers. Selbst nach Kuinas Tod, in der Zeit, die schmerzhafter war, als man es sich nur vorstellen konnte, hatte Zorro an seinen Prinzipien festgehalten. In jedem Menschen steckte seiner Ansicht nach eine gute Seite, die leiden, bereuen und lieben konnte. Er hatte daran geglaubt. All die Jahre über hatte er daran geglaubt, hatte dafür gelebt.

In seinen Augen hatte jeder Mensch eine zweite Chance verdient…

Und als er nun mühsam hoch starrte und die ungeahnte Kälte, die vernichtende Unbarmherzigkeit und die abgrundtiefe Verachtung in Laws Augen erkannte, da realisierte er erstmals, dass die Zeiten gekommen waren, in denen er sich irrte.
 

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Nachdenklich starrte Kid aus einem der großen Fenster, die den Schulflur im ersten Stock erhellten. Law hatte anfangs lediglich von ihm verlangt, Zorro zu demütigen und ihm die Schulzeit so unerträglich wie möglich zu machen. Im Gegenzug hatte ihm der Schwarzhaarige einen nagelneuen Chevrolet Trailblazer versprochen, weshalb er dem Deal zugestimmt hatte. Doch dann, vor einigen Wochen, waren Laws Forderungen aus dem Ruder gelaufen. Er sollte das Chloroform stehlen und es Zorro unterjubeln. Außerdem hegte der Schwarzhaarige seit längerer Zeit den Plan, die beiden Turteltäubchen auf grausamste Art und Weise leiden zu lassen. Selbst den passenden Ort dafür hatte er bereits ausgesucht. Kid sollte dabei seinen Handlanger spielen.

Zugegeben hielt sich der Rothaarige selbst für einen egoistischen Menschen. Und dennoch würde er nie so weit gehen, wie es ihm abverlangt wurde. Seufzend erinnerte er sich an den Streit, der vor gar nicht all zu langer Zeit in seinem Zimmer zwischen ihnen beiden abgelaufen war. Da er sich weigerte, mit Menschenleben zu spielen, drohte Law damit, ihm die alleinige Schuld zuzuweisen. Trotzdem blieb er bei seiner Weigerung und verlor somit das Vertrauen seines Freundes.

Schon so lange war es kein Spiel mehr…
 

Letzte Nacht hatte er sich dann mit all seinen Gedanken und Ängsten einer Person anvertraut, die aus Liebeskummer und Wut Zuflucht bei ihm gefunden hatte. Der Schrecken hatte sich sofort auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Selbst wenn sie es nicht zeigen konnte, so bedeuteten ihr diese wenigen Menschen, denen Law versuchte Schaden zuzufügen, sehr viel.

„Ich werde ihnen bei gegebener Zeit Bescheid sagen.“, flüsterte Hancock seufzend und schlang die Arme um Kids Nacken, um ihm einen flüchtigen Kuss aufzudrücken. Doch ihr Lover schien abgelenkt zu sein, starrte immer noch mit zusammengekniffenen Augenbrauen aus dem großen Fenster. Perplex folgte sie seinem Blick und erkannte draußen die Orangehaarige, die grob von einer langhaarigen, fremden, blonden Person hinter sich hergezogen und schließlich in ein Auto verfrachtet wurde.

„Bei gegebener Zeit? Ich glaube, diese Zeit ist gerade gekommen.“, brummte Kid trocken und tauschte einen vielsagenden Blick mit der Schwarzhaarigen aus, ehe beide schnellstmöglich durch die Gänge sprinteten.
 

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„Hat Law also nun ein neues Schoßhündchen, das die Drecksarbeit für ihn erledigt? Weißt du was? Ihr könnt mich alle mal! Was habt ihr Zorro angetan?“, kreischte die Orangehaarige lautstark, nachdem sie von Killer in einen alten Mustang verfrachtet worden war. Genervt kniff der Mann die Augen zusammen. Das Gekreische war auf Dauer…lästig! Aber er wäre nicht Killer, wenn er dem kleinen Köter keinen Maulkorb umlegen könnte…
 

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„Die Einlage von Nami und Zorro vorhin im Gang war echt…cool“, grinste Ruffy fröhlich. Zustimmend nickten Pauly und die beiden Mädels, Vivi und Bonney, die sich allesamt in seinem Zimmer versammelt haben, um Pläne für den restlichen Tag zu schmieden.

„Ja, ich bin mir sicher, Zorro hätte ihr nur zu gerne mehr von sich gezeigt, wenn Smoker nicht dazwischen gegangen wäre. Trotzdem würde mich interessieren, wo die beiden nun stecken. Nami war nicht auf ihrem Zimmer, als ich eben dort war, um sie zu befragen und Zorro konnte ich draußen auch nirgends entdecken.“, meinte Vivi nachdenklich und besorgt.

„Vielleicht schieben sie ja gerade die zweite Session. Vielleicht auf Smokers Schreibtisch oder irgendwo auf der Toilette oder so…“, brummte Pauly desinteressiert und fing sich sofort eine knallharte Ohrfeige der Pinkhaarigen ein. Weshalb auch immer…
 

Das Gespräch der Freunde verstummte jedoch, als Hancock zusammen mit Kid zur Tür hereinstürzte. Noch bevor Bonney auch nur eine demütigende Bemerkung in Richtung der Diva schicken konnte, berichtete jene etwas, das sie alle den Atem anhalten ließ.

„Law hat Zorro und Nami in seiner Gewalt. Harrington-Avenue, alte Skaterhalle. Kid hat es mir erzählt.”, erklärte sie atemlos und kurz angebunden. Das Entsetzen stand ihnen allen regelrecht ins Gesicht geschrieben.

„Wieso sollen wir dir vertrauen?“, fragte Pauly angespannt.

„Vertraut ihr, mir, uns! Law hatte all das schon lange geplant. Ich bin ausgestiegen, weil mir seine Spielchen zu bunt wurden. Wir haben gerade beobachtet, wie man Nami weggebracht hat. Bitte…bitte vertraut uns!“, krächzte Kid flehend hervor. Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen die Freunde noch mir ihren Zweifeln haderten, ehe allesamt aufsprangen und den Raum blitzartig und besorgt verließen.

„Danke, Hancock.“, flüsterte Ruffy aufrichtig im Vorbeigehen, ehe er den anderen schnellstmöglich folgte. Am Parkplatz angekommen, zog er Vivi am Arm beiseite.
 

„Ihr beiden ruft die Bullen und führt sie zu uns, verstanden!? Pauly und ich werden versuchen, die beiden da rauszuholen.“, erklärte der Strohhutjunge eindringlich und zog die ängstlich und schockiert wirkende Blauhaarige tröstend in seine Arme, strich beruhigend über ihren Rücken.
 

„Wehe, ihr lasst mir keinen Verbrecher übrig!“, zischte Bonney anklagend und packte Pauly drohend am Hemdkragen, dabei um ein möglichst glaubwürdiges Lächeln bemüht. Doch der Blonde begutachtete sie misstrauisch mit ernster Miene und erkannte das übertriebene, gezwungene und gekünstelte Grinsen sofort, nicht wissend, dass sich bei seinem intensiven Blick ein dicker Kloß in ihrer Kehle bildete. Instinktiv lockerte sich der Griff der Pinkhaarigen und automatisch senkte sie ihren Kopf.

„Seid bloß vorsichtig.“, flüsterte sie nachträglich kleinlaut und wischte sich dabei mit der freien Hand energisch die ersten Ansammlungen an Tränen aus den Augen. Kurzerhand griff er nach ihrem Handgelenk, um ihre vollste Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. Doch noch bevor sie auch nur verdutzt den Mund öffnen konnte, küsste er sie so hart und Besitz ergreifend, als würde die Zukunft der Welt davon abhängen.

„Ich steh wahnsinnig auf dich!“, meinte er atemlos und verwickelte sie in eine herzergreifende Umarmung. Bonney war zwar restlos überfordert, aber trotzdem irgendwie glücklich. Zumindest verspürte sie das erste Mal in ihrem Leben nicht den Drang, ihn für sein Verhalten regelrecht von dieser Welt zu prügeln…
 

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Zorro presste verbissen die Zähne zusammen und bemühte sich weitestgehend um einen klaren Kopf. Die fürchterlichen Schmerzen übten mittlerweile eine lähmende Wirkung auf seinen kompletten Körper aus. Nur zu gerne würde er einfach die Augen schließen und sich dem Schlaf hingeben, in der Hoffnung, aufzuwachen und festzustellen, dass all das lediglich ein schlimmer Alptraum war.

Wie lange er nun bereits im Dreck lag, konnte er nicht genau sagen, da ihm jede einzelne Minute wie eine gefühlte Stunde vorkam. Draußen waren Motorengeräusche ertönt und damit schien sich Killers Rückkehr anzukündigen. Sofort erhöhte sich Zorros Puls rasch…
 

Nach wenigen Minuten öffnete sich die große Metalltüre und Laws Begleiter betrat den Raum, zusammen mit, wie Zorro erwartet hatte, Nami. Mit einem großen, schwarzen Klebeband hatte er sie wohl zum Schweigen gebracht und nun schupste er sie grob vor sich her, sein Messer stets drohend erhoben. Ängstlich ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, bis sie auf den Grünhaarigen aufmerksam wurde. Bei seinem Anblick weiteten sich ihre Augen entsetzt und kleine Tränchen fanden den Weg über ihre Wangen. Sie steckten so was von tief in der Scheiße…

„Oh, da ist ja unser Schätzchen.“, säuselte Law hinterhältig und ließ seinen Blick dreist über den Körper der Orangehaarigen schweifen, während wieder einige Schimpfwörter den Weg über Zorros Lippen fanden, was erneut mit einem Tritt geahndet wurde.

„Dann lassen wir doch die Show beginnen!“

Laws dreckiges, markerschütterndes Lachen ließ seine beiden Opfer erschaudern…
 

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„Ich hoffe, dass wir nicht zu spät kommen.“, meinte Pauly leise, als er mit seinem Ranch Rover in die Harrington-Avenue abbog. Die ganze halbstündige Fahrt über war lediglich das laute Motorengeräusch zu hören gewesen. Die erdrückende Stille war in Augenblicken wie diesen ein Geschenk des Himmels. Ruffy schrak bei den unerwarteten Worten des Blonden aus seinen sorgenvollen Gedanken und ließ ein angestrengtes, lautes Seufzen von sich hören. Und mit beklommener und ehrfürchtiger Miene beobachte er die untergehende Sonne, die so rot war, so blutrot war, so blutrot
 

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„Ich lasse sie bluten und du wirst zusehen. Sieh es als deine gerechte Strafe an!“, zischte Law gehässig und warf einen verachtenden Blick in Richtung Zorro, der nicht minder hasserfüllt zurückgeworfen wurde. Mit einem auffordernden Kopfnicken gab der Schwarzhaarige seinem Begleiter zu verstehen, mit der Prozedur beginnen zu können. Grinsend zerrte Killer die angespannte und zitternde Orangehaarige unsanft in die Richtung eines betonierten Pfeilers und stieß sie hart mit dem Rücken dagegen, sodass ihr abrupt die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Durch den Aufprall schmerzte ihr Kopf fürchterlich und einen kurzen Augenblick wurde ihre Wahrnehmung pechschwarz, weshalb sie mit schmerzverzerrter Miene langsam auf die Knie sank. Doch Killer zog sie wieder unbarmherzig auf die Beine, packte sie grob an den Händen und band diese mit einem dicken Strick hinter der Steinsäule zusammen. Ihre dünnen und zierlichen Ärmchen protestierten sofort heftig aufgrund des unangenehmen, schmerzhaften Winkels und der kantigen und rauen Beschaffenheit des Pfeilers.
 

„DU MIESER BASTARD! LASS SIE IN RUHE! LASS SIE LOS, VERDAMMT!“, schrie Zorro immerfort und versuchte stetig, seine Hände durch heftiges Zerren von den Fesseln zu befreien. Mühsam robbte er sich vorwärts, sein hasserfüllter Blick zielsicher auf Law fixiert. Jeder Muskel, jede Sehne, jede Pore brannte, war angespannt. Die unerwünschte Stresssituation sorgte dafür, dass vermehrt Adrenalin in sein Blut ausgeschüttet wurde, weshalb sein Herz nun gefühlte Eintausend Schläge pro Minute absolvierte. Er schrie; er schrie so laut, dass seine Stimmbänder darunter zu leiden hatten; schrie so ungeheuer laut, dass sich seine Worte in ein Krächzen verwandelten.
 

„Stopf ihm das Maul.“, meinte Law gelangweilt und massierte sich die Schläfen, als hätte Zorros Geschrei unerwartete und plagende Schmerzen in seinem Kopf hervorgerufen. Mit der Zunge schnalzend griff Killer nach Zorros Shirt, das man ihm zerfetzt hatte, und schritt lässig auf den Grünhaarigen zu, der ihm sogleich feinselig ins Gesicht spuckte. Als Antwort darauf bekam er erneut einen saftigen Tritt gegen die Rippen verpasst, sodass er kurz würgen musste, als sich der eiserne Geschmack seines Bluts langsam in seiner Mundhöhle ausbreitete. Keuchend kniff er die Augen zusammen und kämpfte verbissen gegen die Ohnmacht an, die ihn jeden Moment zu übermahnen drohte. Noch bevor er weiter protestieren konnte, verband ihm Killer mit seinem eigenen Shirt der Mund, ehe er wieder auf seinen ursprünglichen Platz, nahe der Tür zurückkehrte.
 

„Mal sehen, wie viele Kugeln sie aushalten kann.“, meinte Law trocken und zückte seinen Revolver. Entsetzt öffnete Zorro die Augen und wimmerte lautstark, was jedoch durch die Baumwollfasern seines Shirts nur gedämpft und erstickt zu hören war. Mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen schoss der Schwarzhaarige gezielt auf den linken Arm der Orangehaarigen. Ihre Augen weiteten sich schockiert, als sich augenblicklich ein brennender Schmerz in ihrer Armregion breit machte. Ihr schmerzerfüllter Schrei war selbst durch das Tuch in ihrem Mund laut und deutlich zu hören. Panisch begann sie zu zappeln und zu zerren, scheuerte sich so die Arme und Beine wund.
 

„Ja, tanz für mich, Püppchen.“, flüsterte der Schwarzhaarige mit spielerischer Freude und feuerte einen weiteren Schuss ab, der dieses Mal ihr rechtes Knie streifte, sodass sie gedämpft stöhnend auf den Boden sank und sich dabei die Arme am Pfeiler blutig rieb. Zorro protestiere frustriert und zerrte wieder heftig an seinen Fesseln, richtete sein Augenmerk jedoch überrascht auf die Wand zu seiner Rechten. Mit rasendem Herzen beobachtete er, wie die Metalltüre unbemerkt von den beiden Verbrechern vorsichtig geöffnet wurde.

Wer konnte das sein?

Ein neuer Komplize? Die Polizei? Ein Unbekannter?
 

Als er schließlich die Gesichter seiner beiden Freunde erkannte, konnte er nur baff und gleichzeitig dankbar die Augen weit aufreißen. Da Killer mit dem Rücken zur Tür stand, war es für Pauly ein Leichtes, ihn mit einem knallharten Schlag gegen den Hinterkopf außer Gefecht zu setzen, während Ruffy leise und vorsichtig auf den Grünhaarigen zukam und ihm die Fesseln mit einem Taschenmesser entfernte. Durch das dumpfe Geräusch, das bei der Kollision von Killers Körper mit dem harten Boden entstand, wurde jedoch leider auch Law auf das Schauspiel aufmerksam. Verdutzt verharrte jener an Ort und Stelle und beobachtete perplex, wie sein Gefangener von den Fesseln befreit wurde. Sofort richtete sich Zorro unter Schmerzen auf, stürzte mit neugeschürter Hoffnung völlig planlos nach vorne und stellte sich schützend vor die Orangehaarige, Law mutig entgegen.
 

„Du wirst mir nicht noch einmal einen Menschen wegnehmen, den ich liebe. Das lasse ich nicht zu!“, brachte der Grünhaarige gebrochen hervor und baute sich trotz aller Schmerzen und schwindender Kräfte mutig zu voller Größe auf; schaffte damit einen soliden Schutzwall zwischen Nami und seinen ehemaligen Freund.
 

Doch Laws Augen blieben kalt. Sooo kalt…
 

„Dann hast du verloren.“, flüsterte er deutlich hörbar und richtete seine Waffe selbstsicher auf den Grünhaarigen, dessen Miene standhaft blieb.
 

In einem Film würde nun der Abzug der Pistole auf wundersame Art und Weise klemmen. Der eigentliche Held würde die kurze Verwunderung des Feindes zu seinem eigenen Vorteil nutzen, sich mutig auf ihn stürzen und zu Boden ringen. Es gab auch Szenen, in denen schlichtweg keine Munition mehr vorhanden war. In diesem Fall würde ein geschockter Ausdruck auf dem Gesicht des Täters Platz nehmen, ehe er für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurde.

Aber bei Law war das nicht der Fall.
 

Denn das hier war kein Film.
 

Der Abzug lief einwandfrei und Patronen waren zur Genüge vorhanden.
 

In einem Film würde der Schütze sein Ziel aufgrund einer kleinen Sehschwäche, zittrigen Händen oder innerer Zweifel verfehlen. Falls dies nicht der Fall wäre, dann könnte das reaktionsschnell veranlagte Zielobjekt mit einer eleganten Leichtigkeit ausweichen. Und wenn all das fehlschlagen würde, gäbe es immer noch den tragischen Superhelden, der sich todesmutig in die Schussbahn warf.

Aber Superhelden gab es hier nicht.
 

Denn das hier war kein Film.
 

Law traf.
 

In einem Film würde sich unter dem Hemd des Anvisierten ein kugelsichere Schutzweste, ein steinhartes Lebkuchenherz oder eine alte metallene Kette verbergen, sodass die Patrone mit Leichtigkeit abgefangen werden würde.

Aber Zorro trug nichts dergleichen.
 

Denn das hier war kein Film…
 

Die Kugel bohrte sich gnadenlos in sein Fleisch und noch bevor er mit geweiteten Augen langsam vorne über kippte, sickerte das Blut aus der Schusswunde hervor und breitete sich mit rasanter Geschwindigkeit über die einzelnen Baumwollfasern seines weißen Shirts aus.
 

Gerade, hier und jetzt, brach die Welt unbarmherzig vor Namis Augen zusammen.
 

Ein weiterer regnerischer Tag.
 

Ihr Held fiel…
 

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Sorry, dass das Kapitel etwas verspätet kommt...

Es war so schwierig zu schreiben und ich war schon so genervt und es gefällt mir nicht wirklich :-D

Egal :)

Concerned

Die Zeit stand still.
 

1. Stadium des Schocks

[Es kommt zu einem rapiden Blutdruckabfall, da Blut aus den Randbereichen des Körpers abgezogen wird, um die Versorgung lebenswichtiger innerer Organe möglichst lange sicherzustellen. Die betroffene Person weist recht blasse Haut, einen trockenen Mund, kalte Hände und Füße, Schweißausbrüche und eine angespannte Muskulatur auf.]
 

Trotz ihrer verschwitzten, feuchten Hände und Stirn wurde es plötzlich unangenehm kühl um sie herum. Wo kam diese ungewohnte Kälte plötzlich her?

Der dicke Kloß in ihrem Hals ließ sich nicht schlucken, da der nötige Speichel dafür fehlte. Sie wollte auf den Grünhaarigen zustürzen, ihn wachrütteln, doch ihre Füße wollten sich partout nicht bewegen. Vielmehr verkrampfte ihr kompletter Körper immer mehr und mehr.
 

2. Stadium des Schocks

[Durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol erhöht sich der Puls rasch, während der Blutdruck hingegen weiter fällt. Der Betroffene zeigt Unruhe, zuckt und zittert unwillkürlich. Die Atmung wirkt ungesteuert, unökonomisch und oberflächlich. Nach und nach trübt sich das Bewusstsein.]
 

Ein unaufhörliches Zittern legte sich über ihre Arme und Beine, während sie panisch den Mund öffnete und nach Luft schnappte. Sie spürt das Pochen in ihrem Körper; auch das leichte Schwindelgefühl, das von ihr Besitz ergreift.
 

3. Stadium des Schocks
 

[Die Wahrnehmung verliert an Klarheit. Der Tunnelblick folgt. Die komplette Aufmerksamkeit ruht auf dem entscheidenden Geschehen. Das Sprachzentrum wird ausgeschaltet, der Filter für Nebensächliches aktiviert. Das Großhirn, das gewöhnlich für eine detailgetreue Abspeicherung und rationale Bewertung des Alltäglichen verantwortlich ist, schaltete sämtliche Denkprozesse ab.]
 

Um sie herum wird es leise. Ihr Blickumfang verringert sich; ihre Augen konzentrieren sich einzig und allein auf den erschlafften, blutüberströmten Körper zu ihren Füßen. In ihrem eigenen Tunnel gefangen bemerkte sie nicht einmal, dass sie von Ruffy mit aller Kraft gepackt und zurückgehalten wurde, ehe sie den Grünhaarigen erreichen konnte.

Es wurde immer leiser und leiser. Sie überhörte die Sirenengeräusche, die näher und näher kamen. Auch ihren eigenen markerschütternden Schrei, der so ungeheuer gepeinigt und ängstlich klang.
 

4. Stadium

[Die verschiedensten Emotionen brechen auf den Betroffenen ein. Das Herz pocht gestärkt. Der Körper steht unter enormen Belastungen. Ohnmacht...]
 

Die Umgebung vor ihren Augen verblasste. Das Schwindelgefühl wurde heftiger. Das Gefühl in Armen und Beinen minimierte sich, bis sie den Boden unter den Füßen verlor und in unendliche, schwarze Tiefen abdriftete…
 

So schwarz wie der Himmel draußen.

So dunkel wie die blutrote Sonne.
 

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Fassungslos und mit geweiteten, wässrigen Augen starrte Ruffy auf seinen besten Freund herab, stabilisierte dabei gleichzeitig den erschlafften Körper der Orangehaarigen, die sich in die Bewusstlosigkeit geflüchtet hatte. Er schluckte mehrmals, ließ den Tränen freien Lauf und legte die junge Frau schließlich sanft auf den Boden, um sich um Zorro zu kümmern. Unbeholfen stolperte er nach vorne, fiel auf die Knie und drehte den kalten Körper auf den Rücken. Blut sickerte wasserfallartig aus der Wunde. Das Einschussloch war ungefähr mittig, nur etwas leicht auf der rechten Brusthälfte. Instinktiv presste er seine Hände auf die Wunde und übte heftigen Druck darauf aus, versuchte so, die Blutung zu stoppen.

Währenddessen setzte Pauly den kurzzeitig entsetzt und schockiert wirkenden Law mit einem gezielten harten Schlag auf den Hinterkopf außer Gefecht, ehe er ebenso neben dem Grünhaarigen auf die Knie fiel. Mit rasendem Herzen und einem stechenden Angstgefühl tastete er fieberhaft nach einem Puls.
 

Genau wie Nami befanden sich beide Freunde in ihrem eigenen Tunnel. Sie hörten nichts, nahmen in ihrem Schock kaum etwas wahr. Nur ihr Unterbewusstsein registrierte, dass die große Metalltüre der Halle mit einem lauten Knall beinahe aus den Angeln gerissen wurde und zahlreiche Polizisten in die Halle strömten, um sich die Verbrecher zur Brust zu nehmen. Erst nachdem die Umgebung und die Schusswaffe gesichert wurden, eilten Vivi und Bonney zu ihnen, hintendrein einige Sanitäter. Da Law bereits bei seinem ersten Angriff auf Nami Gewalt angewendet hatte, hatten beide zur Sicherheit auch den Notarzt informiert.

Geschockt schlugen beide nun die Hand vor den Mund, als sie Zorros blutüberströmten Körper neben Ruffy und Pauly erkannten. Sofort huschten die Ärzte an ihnen vorbei und zerrten die beiden Männer von dem Verletzten weg, um erste Hilfe zu leisten, während die Polizei Law und Killer abführte.
 

Währenddessen kam Nami allmählich wieder zu sich.

Sie hoffte inständig, sich in einer Traumwelt befunden zu haben. Doch als sich zwei Sanitäter über sie beugten und sich ihr Gehör wieder halbwegs normalisierte, da wusste sie, dass die Realität noch nie so nahe gewesen war...
 

Entsetzt beobachteten die Freunde, wie man Zorros schweren, schlaffen Körper auf eine Bare hievte und in den Krankenwagen schob, ihn dort mit Beatmungsmaske und Infusion ausstattete und wie man schließlich auch Nami mit ihren zwei Streifschüssen in das Fahrzeug bugsierte. Bei diesem Anblick schnaubte Ruffy zornig und rannte kurzerhand auf den Polizeiwagen zu, wo er nur mit Mühe und Not von einem Beamten zurückgehalten werden konnte, ehe er Law wortwörtlich den Hals umdrehen konnte.

„Bete, dass er überlebt. Wenn nicht, dann stell dich darauf ein, dass ich nach dir suchen werde. Und wenn ich dich gefunden habe, werde ich dich töten.“, zischte Ruffy drohend und blickte mit so viel Verachtung und Abscheu auf den Schwarzhaarigen herab, dass sich dessen Nackenhaare unwillkürlich kräuselten.
 

Besorgt kamen Vivi, Bonney und Pauly angerannt und zerrten ihren Freund mühsam von dem Wagen weg. Gewalt war im Moment definitiv nicht das Richtige.

„In welches Krankenhaus sollen wir ihn bringen?“, fragte ein Sanitäter dringlich und blickte erwartungsvoll in die Runde. Privatkrankenhaus oder normales Krankenhaus?

Diese unangebrachte Frage veranlasste die Gruppe dazu, wütend die Fäuste zu ballen.

Was bildete sich dieser Mann ein?

Hier ging es um ein Menschenleben! Hier zählte jede Sekunde! Und dieser Mensch verlangte tatsächlich, dass sie in so einem Moment eine Entscheidung fällten, die man gar nicht erst fällen sollte. Wen kümmerte es, in welches Krankenhaus man den Grünhaarigen brachte?
 

„Bringt ihn in das Privatkrankenhaus. Sämtliche Kosten übernehme ich.“, kam es rau und barsch hinter ihren Rücken. Aufgelöst und schwer atmend machte Direktor Smoker zu aller Überraschung vor ihnen Halt und händigte dem Sanitäter seinen Ausweis, Kredit- und Versicherungskarte aus. Miss Hancock hatte ihn glücklicherweise vor weniger Zeit über den Fall informiert, sodass er in Windeseile alles stehen und liegen hat lassen, um an diesen Ort zu gelangen.
 

„Nur rechtlich registrierte, verwandte Personen dürfen die Kostenlast übernehmen. Sind sie sein Vormund?“, fragte der Sanitäter daraufhin. Überrascht und verwirrt richtete sich das Augenmerk der Freunde auf ihren grauhaarigen Direktor, der die Blicke seufzend erwiderte und schließlich mit einem Nicken antwortete.

„Ja, das bin ich.“
 

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Kurze Zeit später befanden sich alle im Flur der Intensivstation wieder. Sehnsüchtig warteten alle Anwesenden auf eine Nachricht, auf Informationen, auf gute Neuigkeiten…

„Die Kugel hat seine Lunge beschädigt. Sein Zustand ist äußerst kritisch.“, teilte ihnen der Oberarzt mit Bedauern mit, ehe er sich wieder auf den Weg machte. Bestürzung und Entsetzen machte sich auf den Gesichtern der Anwesenden breit. Aufgelöst und ängstlich krallten sie sich aneinander fest, weinten und suchten Halt in diesen schweren Stunden. Nur Smoker lehnte nachdenklich und sichtlich erschöpft am Kaffeeautomaten, während Nami etwas entfernt auf einem Stuhl saß und teilnahmslos in die Ferne starrte.
 

Drei Stunden…
 

Seit drei Stunden wurde er nun operiert.
 

Und geschlagene drei Stunden lang hatten sie allesamt geschwiegen.
 

Keiner wusste mit Worten anzufangen; keiner wusste einen Weg, seine Gefühle mit Worten auszudrücken; keiner wollte Worte hören.

Sie wollten alle nur, dass Zorro quietschfidel um die nächste Ecke kam, dabei lässig grinste und einen blöden Spruch ablieferte. Keiner konnte sich ausmalen, wie es ohne Zorro sein würde. Ein Leben ohne ihn wäre nicht das Gleiche. Würde er nicht überleben, so wären sie nicht vorbereitet. Keiner wäre dazu bereit…
 

Es wäre so leer ohne ihn.

So leer und so still…
 

Mit leeren Augen schielte Nami durch den Gang. Ihr war übel, schon seit sie über die Schwelle dieses Gebäudes getreten war, seit ihr der stechende Geruch nach Medikamenten, Definitionsmitteln, Krankheit und auch Tod entgegengeschlagen war. Zwar hatte man ihre Wunden zwischenzeitlich gereinigt und verbunden, jedoch blutete ihre mentale Wunde immer weiter und weiter. Ihre Gedanken drehten sich, kreisten wirr und zusammenhanglos durch die Sphären ihres Gehirns.
 

Anästhesie, Arthroskopie, Biopsie, Chirurgie, Computertomographie, Neuropathie, Parästesie, Sonographie, Therapie – Idiotie, Idiotie, Idiotie.
 

Akten, Ärzte, Betten, Bildschirme, Instrumente, Laser, Patienten, Psychologen, Schwestern, Pfleger – kahle Wände, kalte Wände, verkalkte Wände. Weiße Wände; kalte weiße Wände; kahle kalte weiße Wände – so unschuldig weiß, so unschuldig weiß.
 

Ärztliche Fehler, Komplikationen, fehlende Kompetenz, Irrsinn, Leichtsinn, Verunstaltung, Tod, Blut und dennoch weiße Wände, unschuldige Wände, als wäre alles einfach, als wären Ärzte und Krankenhäuser unfehlbar.

Ihnen blieb keine Wahl. Sie mussten den Ärzten blind vertrauen. Menschen machen Fehler. Zorros Leben hing am seidenen Faden. Jeder Handgriff war ein Risiko. Wo blieb die Gerechtigkeit? Wo bliebt diese verdammte Gerechtigkeit?

Sie hasste es.

Gott, sie hasste Krankenhäuser!
 

Frustriert krallte sie sich in ihre Haare und stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Oberschenkeln ab. Als schließlich das quietschende, näherkommende Geräusch eines Rollstuhls zu hören war, konnte sie sich nur mühsam und widerwillig dazu durchringen, den Kopf zu heben. Ein kleines Keuchen verließ ihre geöffneten Lippen, als sie vor sich ein kleines Mädchen erblickte. Ein kleines Mädchen mit grünen, hoffnungsvollen Augen. Augen, in denen sich das Leben so lebendig widerspiegelte, wie in einem grünen, dichtbewachsenen Wald. Verspielte, glückliche Augen, die mehr strahlten, als die Sonne an so manchen heißen Tagen. Ihr schulterlanges Haar war so dunkel wie das Holz einer Borke und schimmerte leicht golden im grellen Licht des Krankenhausflures.
 

Sie trug ein schlichtes weißes Kleid.

So unschuldig.

So rein.
 

Sie war ein Kind, das einen aufgeweckten und fröhlichen Eindruck hinterließ. Aber dennoch erkannte man augenblicklich den Makel im schönen Bilde. Das kleine Mädchen war an einen Rollstuhl gefesselt, weil ihr beide Beine fehlten. Sie war höchstens zehn Jahre alt und vollkommen abhängig von einem Gerät mit zwei Rädern und vielen eisernen Stangen.
 

Und wieder fragte sich Nami, wo die Gerechtigkeit blieb. War es fair, dass dieses kleine Geschöpf nie laufen, herumtollen, Skifahren oder Fußball spielen konnte? Was hatte die Kleine verbrochen, um von einem derartig grausamen Schicksal verfolgt zu werden?

Was?

Was nur?

Was konnte ein einziges kleines Kind schon ausrichten?
 

„Du wartest.“, stellte das Mädchen kurzerhand fest und riss die Orangehaarige mit goldkehlchenartiger Stimme aus ihren trüben und vorwurfsvollen Gedanken. Mit glasigen Augen beobachtete Nami, wie sich der Rollstuhl in Bewegung setzte und den Platz direkt an ihrer Seite einnahm. Unwillkürlich krallten sich ihre Finger stärker in das Fleisch ihrer Oberschenkel.
 

„Ich werde mit dir warten.“, sagte die Braunhaarige engelsgleich und lächelte das aufrichtigste und ehrlichste Lächeln, das Nami je gesehen hatte.
 

Was ein einziges kleines Kind ausrichten konnte?

Es konnte nicht die Welt verändern, nicht die Erde retten, nicht den Frieden bringen, nicht Kranke heilen, nicht den Tod verhindern und nicht für Gerechtigkeit sorgen.

Aber es konnte lieb lächelnd die Finger nach den zittrigen und verkrampften Händen einer leidenden Person ausstrecken und sie fest mit den eigenen verhaken, um mitzuteilen, dass man zusammenhalten sollte und nicht alleine war; dass man ohne Liebe und Hoffnung nicht existieren konnte.
 

Was ein einziges kleines Kind also ausrichten konnte?

Nicht viel.

Aber in jenem Fall mehr als genug.
 

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Minuten vergingen.

Stunden verflossen.
 

Die ganze Nacht über saß Nami regungslos an ihrem Platz und starrte an die weiße, gegenüberliegende Wand. Das kleine Mädchen war bereits gegen Mitternacht von einer Schwester widerwillig und protestierend auf ihre Station gebracht worden. Gerade als die ersten Lichtstrahlen durch die großen Fenster fielen und das Morgengrauen ankündigten, kam schließlich endlich der ersehnte Oberarzt um die Ecke. Wie von der Tarantel gestochen erhoben sich die Anwesenden der Reihe nach und baten in stiller Manier mit erwartungsvollen Augen nach einer erfreulichen Nachricht. Lediglich die physisch und mental geschwächte Orangehaarige verharrte weiter regungslos an ihrem Platz und hob nur kurzzeitig den Kopf.
 

„Sein Zustand ist weiter kritisch. Die nächsten Stunden sind entscheidend.“, erklärte der Arzt mit mitfühlender Miene, ehe er sich wieder auf den Weg in den OP begab, wo bereits weitere Patienten und Notfälle auf eine dringende Behandlung warteten. Aufgrund dieser enttäuschenden Nachricht sackte Nami träge noch mehr in sich zusammen, während sich Smoker aufgewühlt und niedergeschlagen neben ihr niederließ.
 

„Danke, dass sie gelogen haben.“, flüsterte die Orangehaarige leise an ihn gewandt und bemühte sich um ein halbwegs aufrichtiges, ungekünsteltes Lächeln. Der Angesprochene beobachtete ihren kläglichen Versuch einige Minuten aufmerksam und gleichzeitig besorgt, ehe er gequält seufzte und die Augen schloss. Er wusste genau, dass sie auf die Sache mit der Vormundschaft, die Kostenübernahme und damit auf die Aufnahme ins Privatkrankenhaus anspielte…
 

Nach etlichen schweigsamen Minuten gab er erneut einen gequälten Laut von sich und überwand schließlich seinen inneren Schweinehund, den er bereits seit Stunden mit sich rumschleppte.

„Ich habe nicht gelogen.“, sagte er deutlich und bestimmt. Verwirrt schrak Nami aus ihrer Position hoch und studierte die unergründliche Miene ihres Vorgesetzten. Was meinte er damit?
 

Von Neugierde gepackt kniff sie die Augenbrauen zusammen und starrte den Grauhaarigen auffordernd an, der sich wieder Zeit mit seiner Antwort ließ.

„Lorenors Vater ist sehr früh verstorben. Seine Mutter war alkohol- und drogenabhängig und verdiente sich das Geld im Rotlichtmilieu. Die Kinder waren ihr egal. Als langjähriger Freund des Vaters habe ich mich der beiden Kids angenommen, um ihnen das Waisenhaus zu ersparen.“, erklärte er letztlich kurz und knapp.

Entsetzt und fassungslos klappte ihr der Mund auf. Zorro hatte also wie sie selbst keine Familie mehr? Wie konnte…? Wieso…? Gab es überhaupt so etwas wie Gerechtigkeit?
 

„Ich habe zwar keinen guten Draht zu Lorenor, aber ich kenne ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dieser verdammte Sturschädel stark ist. Er wird es schaffen.“, meinte er leise, dabei um einen weitestgehend neutralen Ton bemüht. Doch sowohl die Sorge, als auch die Angst war deutlich an seiner brüchigen und tiefen Stimmlage erkennbar. Nami wusste selbst nicht, was sie dazu veranlasste oder welches Motiv sie hatte, doch instinktiv warf sie sich in die Arme ihres Direktors und suchte dort Trost, den er ihr so gut es ging gab. Er hielt sie so lange im Arm, bis die Schwester auftauchte und die Orangehaarige mit sich nahm, um die Verbände zu wechseln.
 

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Während man Nami verarztete und der Rest an Freunden draußen frische Luft schnappte, blieb einzig und allein Smoker zurück.

„Sir? Wenn sie wollen, dürfen sie nun zu ihm.“, meinte eine Krankenschwester freundlich. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen erhob sich der Grauhaarige und ließ sich von der jungen Frau den Weg weisen. An der Tür angekommen musste er erst einmal kräftig durchatmen, ehe er zaghaft die Tür öffnete und den Raum betrat.

Bei dem Anblick, der sich ihm bot verlor er beinahe die Fassung. Zorros kompletter Körper schien mit Schläuchen verkabelt zu sein. Um ihn herum waren zahlreiche Messgeräte und Maschinen, die seine Werte dauerhaft kontrollierten. Eine ungewöhnliche Blässe bedeckte seine sonst so braungebrannte Haut und ein Beatmungsgerät bedeckte sein halbes Gesicht.
 

Dieser Kerl hatte so vieles durchmachen müssen. Wieso?

Wo blieb die Gerechtigkeit?

Ziellos und aufgewühlt marschierte der Grauhaarige den Raum auf und ab. Minuten über Minuten...
 

„Erst verschwindest du spurlos nach Kuinas Tod, dann kommst du in ätzender Bad-Boy Montur zurück, bist ungezogen, ein Nichtsnutz und darüber hinaus das frechste Balg der ganzen Schule und NUN zwingst du mich auch noch dazu, mir Sorgen zu machen. Du bist echt ein Plagegeist, weißt du?“, sprach Smoker laut, ehe er gequält aufseufzte und sich an den Fensterrahmen lehnte.

„T-Tolle Begrü-üßung.“, kam es gebrochen und heiser aus dem Krankenbett. Die Augen des Älteren weiteten sich automatisch auf Tellergröße, als er in die dunklen Augen des Grünhaarigen starrte.
 

Vor Schreck wäre er beinahe rücklings aus dem Fenster gefallen…
 

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Ruffys Hände zitterten unaufhörlich stark, sodass der Großteil seines Kaffees auf seiner Hose und dem Boden landete. Beschwichtigend und beruhigend entzog Vivi ihm das heiße Getränk und umschloss seine Hände fest mit den Ihrigen, blickte ihm dabei tief in die Augen und zeigte ihm somit ihr Mitgefühl. Sie war selbst überrascht von ihrer tapferen und taffen Haltung, wusste jedoch auch, dass Panikattacken und Nervenzusammenbrüche auch nicht weiterhelfen würden. Zorro würde es schaffen. Ganz bestimmt!

Auch Bonney suchte Halt, klammerte sich an Paulys Arm und beobachtete die Vögel, die vergnügt in den Bäumen trällerten.
 

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Geraume Zeit unterhielt sich Smoker mit dem Grünhaarigen, teilte ihm die wichtigsten Informationen mit, schilderte ihm den Ablauf der Polizeiübernahme und berichtete über den Gesundheitszustand seiner Freunde.

Schließlich gab es nur noch eine Sache, die er ihm unbedingt mitzuteilen hatte:
 

„Die Kleine, mit der du die Session im Schulflur geschoben hast wartet übrigens schon sehnsüchtig auf dich. Sie ist echt in Ordnung, also sei so gut, reiß dich am Riemen und versau dir das nicht.“, meinte Smoker streng, grinste jedoch anschließend vielsagend, ehe er in Richtung Tür schlenderte. Doch noch bevor er Hand an die Türklinke legen konnte, zuckte er erschrocken zusammen und riss überrascht die Augen auf, als Zorro das Wort erhob.
 

„Schön, dass du da warst.“
 

Die Hand, die an der Türklinke lag verkrampfte sichtlich und nur mühevoll ließ sich der dicke Kloß in seinem Hals hinunterwürgen. Nach fünfzehn Jahren voller Zwiespalt, Uneinigkeiten, Schikanierung, Provokation und abgrundtiefer Verachtung war es das erste Mal, dass dieses wohltuende Gefühl der familiären Zuneigung zwischen ihnen aufflackerte. Seine Augen waren so glasig, dass sein Blickfeld nur äußerst verschwommen war, weshalb er verbissen darum kämpfte, den Tränendamm aufrecht zu erhalten. Letztlich nickte er aufgelöst und verließ mit einem Lächeln den Raum. Schon nach wenigen Schritte kam ihm die Orangehaarige entgegen, die ihn verwirrt musterte.
 

„Er ist wach. Genieße jede Sekunde deines Lebens in vollen Zügen.“, meinte Smoker ernst, ehe er sich abwandte und den Gang entlang davon schlenderte.
 

Ungläubig drückte sie die Türklinke und lugte vorsichtig in das große Zimmer.

Und dort lag er.

Wach. Munter. Lebendig.
 

„Komm her!“, forderte er barsch.

Er lebte.

Der Klang seiner Stimme war letztlich ausreichend, um ihren lang erhaltenen Tränendamm einstürzen zu lassen. Eine Träne folgte der Spur der anderen, ging in die andere über, vereinigte sich mit ihr.

Träne um Träne.

Bis die Masse der salzigen Flüssigkeit zu schwer wurde und kompromisslos von ihrem Kinn tropfte.
 

„Komm sofort her und küss deinen Superman!“, knurrte er erneut heiser und drehte unter Ansprengung seinen Kopf auf ihre Seite. Kurzzeitig musste sie glucksen, da sich sein Verhalten trotz schwerster Verletzung wohl trotzdem nicht ändern würde.

Er war und blieb ein Macho!

Schluchzend setzte sie sich schließlich in Bewegung und machte an seiner Seite Halt. Ein schiefes Grinsen setzte sich auf seinen Gesichtszügen fest, als er sie großzügig von oben bis unten musterte, was der Orangehaarigen noch mehr Freudentränen in die Augen trieb.

Oh ja, sie würde jede Sekunde genießen, als wäre es die Letzte!

Zaghaft beugte sie sich zu ihm runter, was sein Grinsen breiter werden ließ, und schloss letztlich ihre Augen.
 

Doch noch bevor sich ihre Lippen treffen konnten, wurde die Tür mit ungeheurer Aggressivität und furchteinflößender Brutalität aufgetreten, woraufhin eine trampelnde Herde an Menschen laut kreischend und glücklich frohlockend den Raum betrat. Wie von der Tarantel gestochen sprang die Orangehaarige zur Seite und hoffte fieberhaft, dass durch das Gewühl und den Aufruhr keiner den knallroten Schimmer auf ihren Wangen bemerken würde.
 

„ZORRRRRO!“, brüllte Ruffy aufgelöst und krallte sich heulend an den Bettrahmen, um nicht vor Freude und Glück aus den Latschen zu kippen. Ein frustriertes Stöhnen fand den Weg über die Lippen des Grünhaarigen und mit einer mörderischen Grimasse wandte er sich an die aufgeregte und erleichterte Masse, die sich nun wie selbstverständlich in seinem Zimmer breitmachte.
 

„Ihr Scheißkerle gönnt mir auch gar nichts, oder?“
 

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Kinder, Kinder…glaubt ihr echt, dass ich Zorro sterben lasse?! :-D
 

Jup, dass Smoker Zorros Ziehvater ist, hätte womöglich keiner erraten…;)
 

Sorry für das späte Update. Mein Studium hat angefangen und ich kann euch nicht sagen, wann das letzte Kapitel da sein wird. Ich werde mich auf jeden Fall schnellstmöglich bemühen!
 

Liebe Grüße!

Cordial

Vorneweg: Dieses Kapitel besteht lediglich aus Ausschnitten, die in der Zukunft handeln.

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Drei Wochen waren seither vergangen.
 

Zorros Zustand hatte sich mit der Zeit immer mehr und mehr gebessert. Mittlerweile war er soweit rehabilitiert, dass er alleine gehen, schlafen, essen, trinken, sprechen, turnen, prügeln, lernen, schimpfen, jammern, meckern und die Fernbedienung bedienen konnte.

Es war lediglich unvorteilhaft, sich den nächstbesten Gegenstand oder die Faust in die Brust zu rammen, da seine neue Narbe mit ziemlicher Sicherheit dem Druck nicht standhalten würde...
 

Seine gesundheitliche Besserung gedachte er nur auf eine Weise gebührend zu feiern:

Mit Nami.
 

So kam es, dass Smoker eines Morgens mit Zeitung vor dem Zimmer ausharrte, anstatt wie üblich die Nachrichten mit seinem Ziehsohn zu teilen. Auch Ruffy marschierte ungeheuer nervös durch den Krankenhausflur, obwohl er normalerweise um diese Zeit im Krankenbett des Grünhaarigen ausharrte, um seine tägliche Portion an Fernsehserien nicht zu verpassen.

Heute war anders.

Heute war besonders.
 

Gegen Mittag kam eine Krankenschwester um die Ecke, um den Patienten wie gewohnt zur Untersuchung zu schleppen. Als sie jedoch gut gelaunt die Hand nach der Türklinke ausstreckte, fuhr sie erschrocken hoch.
 

„FUCK! NEIN, NICHT REINGEHEN!“, brüllte Ruffy lautstark und mit zartrosafarbenen Wangen. Irritiert und völlig entgeistert starrte die junge Krankenschwester den aufgebrachten und verlegenen Schwarzhaarigen an. Was war bitte das Problem?

Irritiert fragte sie nach dem Grund und erhielt als Antwort nur peinliches Schweigen, was sie leicht ungeduldig werden ließ.
 

„Draußen bleiben. Die schieben gerade ne Nummer.“, erklärte Smoker schließlich geradlinig und blätterte mit desinteressierter Miene weiter in seiner Zeitung.
 

Mit einem selbstgefälligen Lächeln rümpfte die Frau hochnäsig die Nase und zog die erhaltene Information mit einer abfälligen Handbewegung ins Lächerliche. Der Kommentar des Grauhaarigen war ihrer Ansicht nach äußerst missbilligend. Sie befanden sich hier immerhin in einem Krankenhaus.

Die Ärzte und Schwestern hatten gefälligst ihrer Arbeit nachzugehen und ließen sich mit Gewissheit keine Vorschriften von überalterten, eingebildeten Menschen machen!
 

Kurzerhand stürmte sie hocherhobenen Hauptes wie ein Soladt im Krieg den Raum- und hielt entsetzt inne, als sie die ihr gebotene Szene zu verarbeiten versuchte.

Vor ihr auf dem Krankenbett bot sich das Bild einer nackten, orangehaarigen Frau, die auf ihrem ebenso nackten Patienten hockte, beide schweißüberzogen. Munteres Keuchen brachte Leben in den stillen Raum.

Eine ziemlich eindeutige Sache.
 

„Wollen sie zusehen, Miss?“, fragte Zorro scheinbar beiläufig, ohne seinen Administrationen Einhalt zu gebieten. Seine stoßenden, heftigen, rhythmischen und harten Bewegungen verlangten Nami einiges an Kontrolle ab. Heiser stöhnend krallte sie sich in seine Schultern und warf den Kopf sinnlich in den Nacken. Nie würde sie freiwillig vor Publikum auftreten. Doch sie hatte keine Chance, konnte sich nicht wehren. Der Grünhaarige gab ihr keine Pause, trieb sie stattdessen immer weiter an die Klippe der Erlösung.

Später würde sie ihm dafür mit Sicherheit saftig eins über die Rübe ziehen...
 

Als die Krankenschwester äußerst verlegen den Raum verließ und etwas starr und verkrampft die Tür hinter sich schloss und mit kreidebleichem Gesicht den Blickkontakt zu Direktor Smoker aufnahm, ließ dieser nur ein spöttisches, sarkastisches Lachen von sich hören.
 

„Sagen sie nicht, ich hätte sie nicht gewarnt!“
 

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Das lange Warten wurde schließlich belohnt.

Am nächsten Tag war endlich die Zeit der Entlassung gekommen.

Allesamt waren sie froh, das medikamentenverseuchte, stickige und melancholisch stimmende Gebäude zu verlassen. Besonders Zorro, der in seinen eigenen Augen viel nachzuholen hatte. Gut gelaunt und mit den besten Wünschen verabschiedet passierten sie den Schalter und traten hinaus an die frische Luft.

Der Himmel war glasklar, die Sonne strahlte und die Vöglein zwitscherten-
 

„Ich wäre dir überaus dankbar, wenn du mich nun nach Hause bringen würdest. Und mit nach Hause bringen meine ich weder Sex, Blowjob, Fummeln, noch jegliche andere Aktivität, die irgendetwas mit dem Bereich unterhalb deiner Gürtellinie zu tun hätte!", giftete Nami lautstark und hob drohend den Zeigefinger. Die Szene mit ihrer Make-Out-Session vor den Augen der Krankenschwester schwebte noch immer in ihrem Hinterkopf.

Ein Grund mehr, um wieder völlig in den Alltag einzusteigen!

Die Nase rümpfend harkte sie sich bei ihren beiden Freundinnen ein und marschierte mit ihnen vorneweg zum Parkplatz.
 

„Habt ihr den Pfleger am Schalter gesehen?“

„Jaaa! Gott, war der süüüß!“

„Und was die Chefchirurgin für ne Oberweite hatte! Man ey…“
 

Seufzend starrten ihnen die Jungs hinterher. Es gab Dinge, die sich wohl nie ändern würden. Mürrisch vergruben sie die Hände in den Taschen und folgten den Mädchen.
 

„Sie können echt schnell das Thema wechseln.“

„Juuup. Da haben wir uns was eingebrockt.“

„Frauen! Ich will doch nur irgendwie überleben.“
 

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Gesichter zogen an ihnen vorbei.

Gesichter, die den schwarzen Blühten an einem verdorrten Baum ähnelten.
 

Gesammelt fand sich die komplette Truppe vor dem Gerichtsgebäude wieder, während Beamte, Juristen, Polizisten, Anwälte und neugierige Zuschauer an ihnen vorbeiliefen.

„Ich bin stolz auf dich.“, murmelte Zorro leise, zog die schluchzende Orangehaarige in seine starken Arme und drückte ihr einen sanften Kuss auf das Haupt. Fieberhaft und Halt suchend klammerte sie sich an ihn, wobei Träne um Träne in die Baumwollfasern seines Shirts sickerte. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und wiegte sie in Geborgenheit, Sicherheit.
 

Die Gerichtsverhandlung hatte sie regelrecht an ihre Grenzen getrieben. Als Zeugin musste sie die Wahrheit zu sagen; die komplette Wahrheit, weshalb ein ungeheurer Druck von Beginn an auf ihr lastete. Sie musste Law begegnen, ihm in die Augen blickten und feststellten, dass der charmante Glanz der anfänglichen Begegnung verschwunden war. Nur Kälte, Hass und Schwärze waren nun erkennbar. Die schrecklichen Erinnerungen an das Geschehene wurden wieder aufgefrischt, ließen sie alles aufs Neue erleben.

Die Schmerzen. Die Angst. Die Verzweiflung.
 

Doch die Erde dreht sich und dreht sich.

Sie dreht sich weiter, egal was passiert und geschieht.

365 Tage im Jahr.

Die Zeit kann Wunden nicht komplett heilen.

Nicht umsonst bleibt eine tiefe Narbe zurück, die immer an das Geschehene erinnern wird.

Aber gemeinsam war es leichter, all das zu überwinden.
 

Law wurden folgende Delikte zur Last gelegt:

Versuchte Vergewaltigung, versuchter Mord, schlimme Körperverletzung, Erpressung, Anstiftung zu illegalen Aktivitäten, Freiheitsberaubung, Diebstahl gefährlicher Chemikalien und illegaler Waffenbesitz.

Der Richter hatte ihn nach zahlreich übereinstimmenden Zeugenaussagen in allen Punkten schuldig gesprochen. 30 Jahre Gefängnis mag für den ein oder anderen hart klingen, aber man muss ebenso beachten, dass der Schwarzhaarige volljährig und bereits vorbestraft ist. Außerdem befanden sie sich allesamt in den USA.

Amerika- das Land der Todesstrafe.
 

Das Rechtsystem der Vereinigten Staaten schien vor allem Ruffy auf höchst sonderbare Weise köstlich zu amüsieren:

„In Massachusetts ist es verboten in den Regalen einer Bäckerei zu schlafen. In Tennesse darf eine Frau nur Autofahren, wenn der Mann vor mit roter Fahne vor dem Auto herläuft und andere Menschen warnt. Und hier in Richmond ist jegliches Glücksspiel verboten. Selbst der Münzwurf, ‚Kopf oder Zahl’.“, berichtete er in gewohnt fröhlicher Manier, tackerte Vivi besitzergreifend an seine Seite und drückte ihr einen lieblichen Kuss auf die Lippen, nachdem sie sich noch im Krankenhaus ihre Liebe gestanden hatten. Bonney machte ein unmissverständliches Würggeräusch, als sie den Blick auf die beiden ‚neuen’ Turteltäubchen richtete.
 

„Ich bin froh, dass das alles vorbei ist.“, murmelte Nami letztlich leise und griff scheu nach Zorros Hand, was er automatisch zu erwidern wusste.

Gemeinsam machten sie sich auf den Nachhauseweg.
 

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„Verdammt, zum allerletzten Mal, ich bin vergeben und will kein Date mit dir!“, zischte Nami aufgebracht und ließ den armen, tief bestürzten und aufgelösten Mihawk Falkenauge rigoros im Gang stehen. Der Kerl war im gleichen Jahrgang wie sie und hatte scheinbar seit geraumer Zeit ein Auge auf sie geworfen.

Wie oft hatte sie ihm nun bereits einen Korb gegeben? Keine Ahnung; schon vor langer Zeit hatte sie das Zählen aufgegeben.

Erstaunlicherweise ließ er sich jedoch nicht entmutigen und eröffnete ihr immer wieder neue Ideen für ein gemeinsames, erstes Date: Ein süßer Spaziergang am Meer, ein herrliches Abendessen, ein romantisches Picknick bei Mondschein und sogar eine Führung durch ein altes, marodes Schloss!?

Klar, sie fraß ja auch Glitzer zum Frühstück, Mittag- und Abendessen...

Seufzend starrte sie auf ihr Handy und erblickte eine Nachricht von Vivi.
 

Hey süße. strand mit der clique? (:

x3
 

Strand? Nach einer neuen Mihawk-Attacke? Aber hallo…
 

Gib mir 10 min. =)

x3
 

Eine Stunde später fanden sich allesamt vereint am schneeweißen Strand wieder. Anfänglich ließen sich die drei Mädchen ausgiebig von der Sonne brutzeln, während die Jungs lautstark eine Runde Beachsoccer austrugen. Erst als sie glaubte, in der Hitze zu verglühen, erhob sich die Orangehaarige streckend aus ihrem Liegestuhl, um eine Runde im Meer zu schwimmen und damit ihren Körper etwas abzukühlen.

Auch der männliche Teil der Clique schien Gefallen an einer Abkühlung gefunden zu haben und leistete ihr Gesellschaft. Wohlig seufzend schloss Nami die Augen und ließ sich von den kleinen Wellen sanft treiben, ehe sie abrupt unter Wasser gedrückt wurde. Erschrocken keuchend tauchte sie auf und blickte finster in Zorros Gesicht, das von einem dicken Grinsen geprägt wurde. Empört öffnete sie den Mund, um ihrem Freund ein paar üble Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, was er geschickt zu verhindern wusste, indem er sie kurzerhand wieder unter Wasser drückte. Hustend und nach Luft schnappend verschränkte sie beleidigt die Arme vor der Brust und erdrosselte ihn förmlich mit ihrem Blick.

Unbeeindruckt spritzte er ihr eine gehörige Portion Meerwasser ins Gesicht und erntete dafür ein angriffslustiges Schnauben. Wieder und wieder und immer immer wieder, bis sie genervt aus dem Wasser stapfte und sich fuchsteufelswild zu Bonney und Vivi gesellte, das Lachen der Jungs dabei im Rücken. Wüste Verfluchungen und Schimpfwörter verließen ihre Lippen, als sie ihren Freundinnen von dem Vorfall berichtete und tödliche Blicke in Richtung Grünschopf abfeuerte.
 

„Ohhh, Rache ist süß.“, flüsterte sie vielsagend und bemerkte zufällig, wie Mihawk Falkenauge nicht weit entfernt sein Handtuch ausbreitete und sich darauf niederließ. Perfekt!

So konnte sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen…
 

Lachend und feixend kamen die Jungs aus dem Wasser und ließen sich ausgelaugt auf die Liegestühle fallen. Unbemerkt weihten die Mädchen Ruffy und Pauly in Namis teuflischen Plan mit ein. Die Orangehaarige selbst schnappte sich den Ball und marschierte zielstrebig auf Mihawk zu, der zuerst erstaunt die Braue hob, letztendlich jedoch mehr als bereitwillig aufsprang, um nahe dem Wasser mit seiner Angebeteten Volleyball zu spielen. Natürlich hatte er keinen Schimmer von Namis Machenschaften und bemerkte auch nicht die skeptischen Blicke des Grünhaarigen im Nacken…
 

„Respekt, Alter, dass du Nami so ohne weiteres bei Mihawk lässt.“, murmelte Pauly verwundert und entfachte somit Zorros Interesse und Neugierde.
 

„Der typische Schönling und Wunschtraum jeder Schwiegermutter.“, erklärte der Blonde sachlich und schnalzte anerkennend mit der Zunge.
 

„Charismatische Persönlichkeit. Höflich, liebenswürdig und charmant.“, meinte Ruffy lächelnd und klopfte dem Grünhaarigen mit beinahe bemitleidender Manier auf die Schulter.
 

„Er ist Namis Arbeitspartner in Kartenkunde und wie man sieht, verstehen sich die beiden prächtig.“, sagte Vivi strahlend und warf einen gespielt neidischen Blick in die Richtung ihrer orangehaarigen Freundin.
 

„Ich habe gehört, er soll wahnsinnig gut bestückt sein.“, flüsterte Bonney grinsend und für alle Anwesenden deutlich hörbar.
 

Nie hätte Zorro geglaubt, dass er jemals in krankhafte Eifersucht verfallen würde. Umso mehr überraschte es ihn, als sich sein Körper ohne Umschweife verselbstständigte.

„Wo gehst du hin?“, fragte Ruffy und konnte nur mit Mühe ein lautes Lachen unterdrücken. Der Angesprochene fixierte Falkenauge zornig und nahm somit auch keine Notiz von dem wissenden und zufriedenen Grinsen auf Namis Lippen.
 

„Ihn ertränken!“
 

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Gespräche mit Bonney hatten bisher meist etwas Abstraktes an sich. Etwas Sonderbares.

Dem wurde sich Pauly erneut bewusst, als er nach Unterrichtsende völlig mutterseelenallein und ohne jegliche Hilfe mit der Pinkhaarigen durch die verlassenen Gänge schlenderte, nachdem sie ihn um eine Unterhaltung unter vier Augen gebeten hatte. Mental hatte er sich auf jede mögliche grausame, gewalttätige und brutale Auseinandersetzung wegen Gott-weiß-warum eingestellt- nur auf dieses spezielle Thema war er absolut nicht vorbereitet gewesen…
 

„Ich habe über uns nachgedacht. Also nicht über uns in Form von wir oder als Beschreibung unserer derzeitigen Situation, sondern vielmehr über gewisse ‚Dinge’, die zwischen uns vorgefallen sind, aber nie hätten passieren dürfen.“, erklärte sie im Schnelldurchlauf, sodass es für jeden normalen Menschen schwierig war, ihr auch nur ansatzweise zu folgen. Paulys irritiertem, verwirrtem, sprachlosem und wirrem Gesichtsausdruck zufolge verstand auch er gerade nur Bahnhof.
 

„Ich spreche von dem Kuss!“, fügte die Pinkhaarige gereizt und leicht ungeduldig hinzu, als dem Blonden nach gefühlten zehn Minuten immer noch kein Licht aufging. Sein Blick neutralisierte sich weitestgehend und stumm heftete er sich wieder an Bonneys Fersen. Ihr neuerlicher Drang, eine einseitige Unterhaltung ohne Beleidigungen und Flüche zu führen schien noch lange kein Ende zu nehmen. Er konnte sich nicht erinnern, sie jemals so gesprächig erlebt zu haben!
 

Du hast mich geküsst und ich habe erwidert. Wir waren demnach beide nicht ganz bei Sinnen. Erst Law, dann die Entführung, die Panik, das Durcheinander- wir wurden so von unseren Emotionen und Gefühlen überrannt, dass wir uns völlig planlos diesem Kuss hingegeben haben. Wir haben uns in etwas geflüchtet, das uns unsere Ängste nehmen sollte. Es war also lediglich eine Kurzschlussreaktion unseres Gehirns. Ein Versehen. Einmalig. Ohne jegliche Bedeutung. Wäre es nicht am besten, wenn wir das Ganze abhacken und Freunde bleiben?!“, sprach sie mit gefasster Stimme.
 

„Jewelry Bonney, mon amie- hört sich doch super an!”, meinte der Blonde gespielt enthusiastisch und setzte ein halbherzig ehrlich gemeintes Lächeln auf. Auch Bonneys Grinsen wirkte gekünstelt und übertrieben, als er ihr die Hand als Zeichen ihrer „Freundschaft“ entgegenstreckte. Zögerlich erwiderte sie seinen intensiven Blick und seinen festen Händedruck, während ihr Puls unwillkürlich in schnellere Gewässer abtauchte.

Lange hielten sie Blickkontakt. Ungewöhnlich lange. Viel zu lange!

Beider Herzen pumpten schnell, stark und vergnügt in der jeweiligen Brust, sodass es schwerfiel, einen klaren, neutralen und konzentrierten Kopf zu bewahren. Vielmehr verloren sie nach und nach das Gefühl für Raum und Zeit, ihre selbstbeherrschende Kontrolle, ihren Stolz und das Gefühl für Misstrauen und Zweifel.

Chancenlos wurden sie von ihrer inneren Leidenschaft übermahnt.
 

Beide reagierten zeitgleich.
 

Innerhalb einer Millisekunde fielen sie wie Raubtiere übereinander her und hefteten sich blutrünstig an die Lippen des jeweils anderen, ehe heisere, keuchende und schmatzende Geräusche sowie das Rasseln von Kleidung von den Wänden widerhallte. Das Pochen ihrer Herzen, das kribbelnde Gefühl in sämtlichen Gliedern, die berauschende Wärme und die unergründliche Sehnsucht zwang sie regelrecht in die Knie. Unbeholfen stolperten sie vorwärts, auf der Suche nach irgendeinem Raum, irgendeiner Tür, hinter der sie sich verschanzen konnten, um sich ihrer Begierde hinzugeben.

Mit dem nötigen Kraftaufwand zerrte die Pinkhaarige am Hemd ihres Gegenübers, bis die Knöpfe ihren Dienst quittierten und über den Fußboden rollten.
 

„Ich nähe sie später wieder an!“, keuchte sie atemlos.

„Okay.“, meinte er kurz angebunden und stieß die nächstbeste Tür auf. Die genaue Beschaffenheit des Raumes war völlig belanglos, da in erster Linie lediglich eine Wand, ein Boden oder ein Tisch benötigt wurde. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie beide auf dem Fußboden, ohne von den Lippen des anderen abzulassen.

Erst das aufgebrachte Fauchen einer rauchigen Stimme ließ sie beide innehalten. Entsetzt nahmen sie das Zimmer genauer in Augenschein und erblickten das fuchsteufelswilde Gesicht von Direktor Smoker, der fassungslos an seinem Schreibtisch hockte.
 

„Gott, was stimmt mit eurer Sippe bloß nicht?!“
 

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Die aufgehende Sonne brachte Farbe in Zimmer 11.

Verschlafen blinzelte Nami einige Male und warf einen Blick auf den Wecker, der jeden Moment das halbe Schulgebäude in Angst und Schrecken versetzen würde. Schon vorab schaltete sie den nervtötenden, kreischenden Alarm aus und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die noch tief schlafende Person unter ihr.

Zorros braungebrannter Körper im Kontrast zur schneeweißen Bettwäsche war das Highlight am frühen Morgen schlechthin. Aufmerksam studierte sie seine Gesichtszüge, erkannte kichernd die Bartstoppeln an seinem Kinn und lauschte den regelmäßigen Atemzügen. Schmunzelnd gestand sie sich ein, wie ungeheuer süß der Grünhaarige doch aussah, wenn er friedlich und ungestört schlief. Nur zu gerne würde sie ihn stundenlang fasziniert beobachten, jedoch machte ihr hier der Unterricht einen saftigen Strich durch die Rechung.

Zärtlich streichelte sie über seine Wange und küsste seine Nasenspitze, um ihn sanft zu wecken. Nachdem er lediglich mit einem Brummen reagierte, verschärfte sie ihre Maßnahmen und drückte ihm stattdessen einen sinnlichen Kuss auf die Lippen. Nach und nach schlich sich das Bewusstsein zurück in dessen Kopf, sodass er nach und nach ihren Kuss leidenschaftlich erwiderte.
 

„An diese Art des Aufwachens könnte ich mich glatt gewöhnen.“, murmelte er verschlafen und fuhr zufrieden mit den Händen ihren Rücken auf und ab. Kichernd küsste sie sich an seinem stoppeligen Kiefer entlang, knabberte sanft an seinem Ohrläppchen und saugte sich letztlich begierig an seinem Pulspunkt fest. Genüsslich seufzend schloss er die Augen, um die Intensität ihrer exquisiten Berührungen vollkommen ausschöpfen zu können. Federweiche und volle Lippen strichen geisterhaft über sein Schulterpartie und das Schlüsselbein, ehe sie ohne Umschweife seine linke Brustwarze umschlossen und ihm damit ein leises Brummen entlockte.
 

„Treib es nicht zu weit. Du weißt, dass ich ganz schnell zum Tiger werde.“, meinte er drohend, mit heiserer Stimme. Unbeirrt setzte die Orangehaarige ihre kleine Wanderung fort, hauchte federleichte Küsse auf seine Bauchmuskeln und stellte zufrieden fest, dass die Muskulatur mit Kontraktion auf ihre Administrationen reagierte. Immer tiefer und tiefer zogen sich die kecken und beherzten Kreise ihrer Zunge, bis sie, am Bauchnabel angelangt, kurzerhand die kleine Mulde präzise erkundete und Zorro dazu veranlasste, scharf die Luft einzuziehen.
 

Grinsend knabberte sie neckisch an der Haut seines Hüftknochens und leckte nach besonders harten Bissen entschuldigend über die sensible Stelle, was der Grünhaarige mit einem tiefen Knurren quittierte. Erstaunt stellte er fest, dass sich eine Gänsehaut, so dünn wie ein Samtschleier über seinen kompletten Körper legte und dass seine Hände ungewollt zu zittern begannen. Beängstigend, welch unfassbare Wirkung diese Frau auf ihn hatte!
 

„Tiger? Wohl eher ein schnurrendes Kätzchen!“, kicherte sie verspielt, ehe ihr Kopf auch schon unter der Bettdecke verschwand und ein erregtes Stöhnen den Raum erfüllte.
 

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Nach einem anstrengenden Schultag und zwei schwierigen Klausuren war der Großteil an Schülern in der Mensa anzutreffen. Die Wenigen, die nicht mit ihrer Anwesenheit glänzen konnten, waren Streber und Psychohochbegabte, die aufgeregt Ergebnisse in den Gängen austauschten, sprich in Zorros Augen ‚völlig krank abdrehten!’

Der Grünhaarige musste wohl kaum mit einer schlechten Note rechnen, da er die Arbeiten zum Großteil gewissenhaft erledigt und schwierige Abschnitte mit Namis Ergebnissen ’verglichen’ hatte.
 

Demnach hatte er sich nun seinen Nachtisch regelrecht verdient! Das Sortiment an süßen Speisen war gigantisch und erschwerte somit seine Entscheidung beträchtlich. Ein sanfter und verspielter Klaps auf den Allerwertesten ließ ihn schließlich erschrocken hochfahren. Doch vor ihm stand nicht, wie erwartet seine Freundin, sondern eine große, blonde und aufreizend gekleidete junge Frau, die er als Victoria Cindry wiedererkannte. Ursprünglich wären sie im gleichen Jahrgang, doch ihr fehlender Sinn für Fleiß und Ausdauer veranlassten sie dazu, eine Ehrenrunde zu drehen.

Glücklicherweise!

Denn ihr aufdringliches, verführerisches und nervtötendes Getue, mit all den versteckten und direkten Anmachen ihm gegenüber, gingen Zorro seit Jahren gehörig auf den Sack!

Billig war definitiv noch ein höfliches Komplement…
 

„Süßer Hintern.“, säuselte sie verführerisch und klimperte mit den Wimpern. Mit den Augen rollend wandte sich der Grünhaarige seufzend von ihr ab und ließ seinen Blick stattdessen erneut über das Appetit erregende Dessertbuffet wandern. Die blonde Frau ließ sich allerdings nicht einfach abspeisen, ignorieren und ging daher sogar einen Schritt weiter; nicht wissend, dass sie bereits seit ihrer Ankunft scharf beobachtet wurde.
 

„Ich hätte nun Lust auf Nachtisch.“, meinte sie mit pornoähnlicher Stimme. Äußerst genervt von ihren billigen Anmachen wollte ihr Zorro auf höflichste Art und Weise die Meinung geigen, ehe ihm Nami überraschenderweise zuvorkam, indem sie sich fuchsteufelswild vor Cindry aufbaute, was er erstaunt und anerkennend mit einem Pfeifen quittierte.
 

„Hör mir genau zu, Barbiepüppchen! Komm ihm noch einmal zu nahe- und meine Faust spielt Zahnfee!“, zischte die Orangehaarige aufgebracht, während sie drohend die Fingerknöchel knacken ließ.

Cindry schien von den Drohungen nicht in geringster Weise beeindruck zu sein. Anstatt die Biege zu machen, griff sie mit bloßer Hand in eine nahestehende Schüssel Pudding und beförderte dreist eine saftige Portion in Namis erstauntes Gesicht, ehe sie sich zufrieden grinsend das Süße von den Fingern leckte.

Zorro schluckte merklich. Er konnte deutlich erkennen, wie eine Ader an Namis Stirn gefährlich hervortrat und zu pochen begann. Er selbst bekam ihr Temperament oft genug zu spüren und wusste deshalb genau, dass die ganze Situation eskalieren würde. Seine Vermutung bestätigte sich, als sie sich schon im nächsten Augenblick mit vollgepackten Puddinghänden und lautem Gebrüll auf die erschrockene Blonde stürzte.
 

Nach nur wenigen Minuten hatte sich ein ansehnlicher Kreis an neugierigen Schülern um die zwei kreischenden, keuchenden und kämpfenden Frauen gebildet. Der komplette Boden war mit Pudding, Gelee, Sahne, Cremes, Früchten und den verschiedensten Torten bedeckt, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden auf ihrem Hinterteil landeten. Wieder und wieder griffen sie nach den großzügig verteilten Nachtischresten, schleuderten sie durch die Gegend und beschmierten sich gegenseitig damit. Die beiden konnten ja nicht ahnen, dass ihr ernstgemeinter, blutrünstiger „Schlamm“-Kampf bei einigen Leuten gewisse Phantasien entfachen würde…
 

„Ich finde, wir sollten eingreifen und die Aktion beenden.“, meinte Vivi besorgt und mit sorgenvoller Miene. Umso mehr erschrak sie, als sich Zorro, Ruffy, Pauly, Kid, Koch Sanji und viele weitere männliche Wesen aufgebracht umwandten und sie aus einem Munde anbrüllten:

„GOTT, NEIN!“
 

Zorro hielt es immerhin für die beste und spannendste Show, die er je in seinem ganzen bisherigen Leben gesehen hatte!

Erstens war es ungeheuer amüsant und aufregend zu sehen, wie der blonden Tussi endlich ordentlich das Maul gestopft wurde und zweitens konnte er es gar nicht erwarten, all den süßen Zucker von Namis kompletten Körper zu lecken…
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 

„Du siehst bezaubernd aus!“, murmelte Zorro atemlos und musterte die Orangehaarige vom Kopf bis zur Zehe. Sie trug ein schlichtes, kurzes, schwarzes, figurbetontes Kleid, dazu hohe glitzernde Schuhe. Ihre Haare hatte sie sich von Boa Hancock hochstecken lassen und etwas Make-up brachte ihre Augen gut zur Geltung. Höchst erfreut stellte er fest, dass diese eine Kette an ihrem Hals baumelte. Seine Kette. Sein Geschenk.
 

Mit roséfarbenen Wangen harkte sie sich bei ihm ein und betrat mit ihm die große Turnhalle, der Ort, an dem jährlich der Abschlussball ausgetragen wird. Gemeinsam mit all ihren Freunden ließen sie das Jahr revuepassieren und feierten, was das Zeug hielt. Vivi hatte mit einer Aussage den Nagel auf dem Kopf getroffen:
 

„Es ist gut so wie es ist.“
 

Am späten Abend war der Großteil auf der Tanzfläche anzutreffen. Auch Nami und Zorro wiegten sich langsam zur Musik.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich ich bin.“, flüsterte der Grünhaarige leise und drehte beschämt den Kopf zur Seite, um seinen gerührten Gesichtsausdruck vor ihr zu verbergen. Doch durch die vielen farbigen Lichteffekte war es schier unvermeidlich, dass sie auf den Glanz seiner Augen aufmerksam werden würde.

Gott, nein, er würde auf gar keinen Fall vor allen Leuten auch nur eine einzige Träne vergießen! Denn glücklicherweise wurde er mit der unglaublichen Gabe gesegnet, der Sentimentalität Grenzen zu setzen und ein überhebliches Maß an Selbstkontrolle aufzubauen.

Nichtsdestotrotz gab es auch Momente, in denen seine steinharte Fassade bröckelte. Momente, die selbst ihn nicht kalt ließen und belanglos an ihm vorbeizogen.
 

„Ich liebe dich, Zorro.“, sagte sie, ehe auch schon ein knallroter Farbton auf ihren Wangen explodierte. Stolz wie nie erwiderte er ihre Worte und küsste sie zärtlich, während die langsame Musik den Takt vorgab.
 

Im Verlauf des letzten Jahres hatte er etwas sehr wichtiges gelernt:

Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold.
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
 

ENDE//:

*schnief*
 

Das war Wiskey-Peak High!

Fettes Dankeschön an alle Kommischreiber, den zahlreichen Plätzen auf Favoritenlisten und alle, die sonst noch Gefallen an der Story gefunden haben.
 

Missfortheworld freut sich auf ein baldiges Wiedersehen! :-D

Meine neue Fanfic zu Zo/Na ist bereits seit einigen Tagen hochgeladen und spielt in der normalen One Piece Welt:

”Fog – no way to escape.”

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/221/280564/
 

 klicken, lesen, bewerten! ;)
 

Um Weihnachten rum kommt dann noch ein laaaaanger One-Shot.

Neuigkeiten und Infos dazu findet ihr in meinem Steckbrief.
 

Das wars auch schon.

Byebye ihr Lieben! ♥



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Kommentare zu dieser Fanfic (145)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sama-chan
2018-12-18T11:25:21+00:00 18.12.2018 12:25
Was für eine tolle Geschichte! 😍😍😍
Ich habe noch nie so ein aufgegliedertes und vielschichtiges Ende gelesen - und ich bin begeistert!
Da muss ich doch direkt mal nachsehen, ob du noch andere FFs vorrätig hast.
Von:  sama-chan
2018-12-18T10:13:31+00:00 18.12.2018 11:13
Wie süß! Wie herzerwärmend! Wie toll!!!
Na zum Glück ist das nochmal gut ausgegangen.
Wenn Zorro wieder auf den Beinen ist, sollte er seinen Freunden aber schleunigst besseres Timing beibringen. 😂
Von:  sama-chan
2018-12-18T10:08:05+00:00 18.12.2018 11:08
Oh neeeeeiiiiiin!!! Ok ich muss schnell weiterlesen! Es ist zwar kein Film, aber es ist eine FanFic! Hab Erbarmen!!!
Von:  sama-chan
2018-12-18T09:25:58+00:00 18.12.2018 10:25
Du bist echt mies. Erst schwelgt man in wunderschöner, leidenschaftlicher Denkweise und dann WUMM!!! Zurück in die böse Welt von Law! Whoa es wird spannend...
Von:  sama-chan
2018-12-18T09:15:43+00:00 18.12.2018 10:15
Best friends ever!!! Wie toll! Das ist doch mal eine Bande, die richtig zusammen hält! Da kann Law so richtig einpacken!
Von:  sama-chan
2018-12-18T09:07:07+00:00 18.12.2018 10:07
Zorro mein Held!!! 😍😍😍
Law diese Sackratte! Dass er übel ist, wusste ich. Aber so übel??? Whoa heftig!!! Hoffen wir mal, dass der Streifschuss doch etwas treffender war als angenommen... so eine funktionsunfähige Schulter bei Law wäre zumindest ein Anfang.
Von:  sama-chan
2018-12-18T09:00:01+00:00 18.12.2018 10:00
Sorry - keine Zeit für lange Kommentare - muss weiterlesen!!!
Von:  sama-chan
2018-12-18T08:53:12+00:00 18.12.2018 09:53
Was hat Law vor? Ok die Sache mit Nami ist einleuchtend.
Ich gehe aber davon aus, dass er und Kid die Chemikalien gestohlen haben. Was wollen sie damit?
Ach ja... Zorros Oberkörper... die Beschreibung war wirklich toll *schnurr*
Von:  sama-chan
2018-12-18T08:38:42+00:00 18.12.2018 09:38
Whoo! Da hat Law ja ordentlich vorgelegt!
Na los! Zeig endlich was für ein Arschloch du sein kannst!
Und Zorro: Sei ein Mann und stell dich der Herausforderung!
Von:  sama-chan
2018-12-18T08:29:58+00:00 18.12.2018 09:29
😂😂😂 Klasse! Zorro ist eifersüchtig - wie niedlich!
Und Law hat es doch sicherlich faustdick hinter den Ohren!


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